Die Zypressen von Cordoba
besuchen gekommen«, entfuhr es ihr. »Wie
geht es Euch?«
»Gut genug, daß ich mich hierher bemühen und meine
donnerstäglichen Pflichten erfüllen kann.«
»Ich wollte Euch ein Wort des Mitgefühls zukommen lassen, aber
ich fürchtete mich, es einem Boten anzuvertrauen.«
»Daran habt Ihr gut getan. Ich wollte Euch versichern, daß die
Prügel, die ich bezogen habe, mich nicht sehr mitgenommen hat, aber ich
habe aus dem gleichen Grund darauf verzichtet. Stundenlang habe ich
dagelegen und versucht, mir eine sichere Art der Verständigung mit Euch
auszudenken, aber es ist mir keine eingefallen.«
Djamila zögerte einen Augenblick, ehe sie antwortete. »Nun, am
Eingang zu Da'uds Gemächern, von meiner Seite des Hauses aus gesehen,
befindet sich eine Nische mit einem Almosenkästchen. Jahrelang stand
dieses Kästchen in Ya'kubs Laden auf der Theke, doch nach seinem Tod
hat es der Mann, der das Geschäft übernommen hat, durch das aus
Elfenbein ersetzt, das sich heute dort befindet. Ich habe ihn gebeten,
mir das Kästchen zu geben, als Erinnerung an die Freundlichkeit, die
mir Ya'kub trotz meiner bescheidenen Herkunft immer erwiesen hat.
Niemand bemerkt, daß es dort steht. Ich bin die einzige, die es ab und
zu herausnimmt und abstaubt. Wenn es absolut notwendig ist, könnt Ihr
es als Briefkasten verwenden, zumindest bis zur Da'uds Rückkehr.«
»Es sei denn, ich wäre wieder bettlägerig«, meinte Menahem
nachdenklich.
»Haltet Euch eine Weile zurück«, drängte ihn Djamila. »Es wäre
töricht, Da'ud zu zwingen, in diesem Disput eine klare Position zu
beziehen. Ihr würdet dann vielleicht als Verlierer dastehen. Ich staube
das Almosenkästchen häufiger ab, ich verspreche es Euch, insbesondere
am Donnerstagabend«, sagte sie, ehe sie ihn am Eingang zum Haus
verließ. »Seht Ihr jetzt, wie nützlich es ist, wenn eine Frau schreiben
und lesen kann?«
Menahem wagte nicht zu fragen, ob er hoffen dürfte, auch von
ihr ab und zu einen Brief im Kasten zu finden. Ihm war es schon genug,
daß sie bereit war, seine Briefe zu suchen – und daß sie in
der Lage war, sie zu lesen.
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N iemand, am allerwenigsten Da'ud ibn Yatom
selbst, hatte damit gerechnet, daß er seinen Auftrag in so kurzer Zeit
erfüllen würde. Zweifellos hatte schon der königliche Prunk, mit dem er
als persönlicher Gesandter al-Hakams auf dessen dringenden Wunsch hatte
reisen müssen, die christlichen Prinzen beeindruckt, doch hatte sie
wohl eher noch der Anblick der Elitegarden, die den größten Teil des
fürstlichen Gefolges ausmachten, in Angst und Schrecken versetzt. Die
Garde war nur leicht bewaffnet, doch die Beweglichkeit der Krieger auf
ihren geschmeidigen Araberpferden, vereint mit der blitzschnellen
Geschicklichkeit ihrer Schwerter machte sie zu furchterregenden Gegnern
für die christlichen Heere, die von ihren schweren Rüstungen behindert
wurden. Hier tänzelte wieder einmal ein überlegener David um Goliath
herum, hatte Da'ud leise lächelnd gedacht, während er auf dem edlen Roß
einherritt, das ihm sein Herrscher geschenkt hatte und das den Schweif
stolz und freudig erhoben trug. Da'uds schmale, dunkel gekleidete
Gestalt stand in scharfem Kontrast zum perlgrauen Fell des Tieres. Kaum
war die Kunde vom Nahen des Gesandten vom Hof des Kalifen bis zu den
Palästen von Leon und Navarra und zu Fernan Gonzalez im abtrünnigen
Kastilien vorgedrungen, da kamen ihm auch schon hochrangige Sendboten
der Prinzen entgegen, um ihn zu begrüßen. Als ihnen die bedrohlichen
Trommelwirbel und schrillen Trompetenklänge ins Ohr schallten, die den
arabischen Zug begleiteten, begrüßten sie al-Hakams Leibarzt äußerst
unterwürfig. Während sie sich verbeugten und Kratzfüße machten, warfen
sie verstohlene Blicke auf die arabischen Reiter, die unruhig an den
Griffen der Damaszenerdolche hantierten, die an ihren Gürteln blitzten.
Der Sprecher der christlichen Fürsten teilte Da'ud mit, daß
ihre Herrscher Kunde von seiner Absicht erhalten hätten, zum Hofe
Sanchos von Leon zu reisen, um dessen neugeborenen Sohn zu untersuchen.
Deswegen seien sie höchst erfreut, sich diesen glücklichen Umstand
zunutze machen zu können, um sich ihrer Schulden beim Herrscher der
Gläubigen zu entledigen. Ihre Schatztruhen, so versicherten sie, seien
schon von Burgos und Pamplona unterwegs nach Leon. Da'ud war sehr
erleichtert. Er war nicht gerade erpicht darauf gewesen, auch noch die
anstrengende Reise von Leon nach Burgos und weiter nach Pamplona auf
sich zu
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