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Dieb meines Herzens

Dieb meines Herzens

Titel: Dieb meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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Gedanken lesen. »Der Mörder befindet sich vermutlich noch im Haus. Vielleicht kommt er jetzt zurück, um die Spuren zu beseitigen.«
    Sie merkte, dass sie ihm auf Grund kalter Logik glaubte,
ohne dass er sie wieder in Trance versetzt hatte. Wäre er der Mörder gewesen, hätte er ihr inzwischen zweifellos die Kehle durchgeschnitten. Sie hätte in einer Blutlache neben der Toten auf dem Boden gelegen. Sie gab ihren Widerstand auf.
    »Endlich Anzeichen von Intelligenz«, murmelte er.
    Nun hörte sie die Schritte auch. Tatsächlich, jemand kam über die Treppe in die Galerie; wenn nicht der Mörder selbst, dann wahrscheinlich einer der Gäste. Wer immer es war, die Chance war groß, dass er betrunken war. Lord Delbridge hatte an diesem Abend viele seiner männlichen Bekannten eingeladen. Seine Partys waren berüchtigt, nicht nur für die unbegrenzte Menge edler Tropfen und delikater Speisen, sondern auch für die Scharen elegant gekleideter Prostituierter, die sich unter die Gäste mischten.
    Vorsichtig entfernte der Mann seine Hand von ihrem Mund. Als sie keine Anstalten machte zu schreien, ließ er sie los, und sie schob die Perücke zurecht, um wieder ungehindert sehen zu können.
    Seine Finger umschlossen ihre Handgelenke wie Handschellen. Als Nächstes realisierte sie, dass er sie von der Toten weg in den tiefen Schatten eines großen steinernen Tisches schleppte, der auf einem massiven Sockel stand.
    Auf halbem Weg bückte er sich kurz nach dem kleinen Gegenstand, den sie eben mit dem Fuß über den Boden gekickt hatte. Er steckte das Ding in die Tasche, ehe er Leona in den Zwischenraum zwischen dem schweren Tisch und der Wand drängte.
    Als sie an einer Ecke den Tisch streifte, spürte sie, wie eine Energie sie unangenehm knisternd durchzuckte. Reflexartig wich sie mit einem kleinen Zusammenzucken zurück. Im schwachen Licht konnte sie merkwürdige Zeichen im Stein
sehen. Schaudernd erkannte sie, dass es kein gewöhnlicher Tisch war, sondern ein uralter, für unheilige Zwecke missbrauchter Altar. Ähnliche Andeutungen dunkler Energie hatte sie bei anderen in Lord Delbridges Privatmuseum aufbewahrten Relikten verspürt. Über der Galerie lag der Geruch negativer Ausstrahlungen, die ihr Gänsehaut verursachten.
    Die Schritte waren nun schon näher und bewegten sich vom oberen Ende der Haupttreppe zur stillen Galerie.
    »Molly?«, lallte eine betrunkene Männerstimme. »Wo bist du, meine Liebe? Entschuldige die Verspätung. Wurde im Kartenzimmer aufgehalten, habe dich aber nicht vergessen.«
    Leona spürte, wie der Arm des Unbekannten sie fester umfasste. Er musste ihr unwillkürliches Schaudern bemerkt haben. Ohne weitere Umstände drückte er sie hinter den schützenden steinernen Tisch.
    Neben ihr kauernd zog er etwas aus seiner Manteltasche. Sie hoffte aufrichtig, dass es eine Pistole war.
    Die Schritte kamen näher. Gleich würde der Neuankömmling die Tote sehen.
    »Molly?« Die Stimme klang jetzt scharf vor Ärger. »Wo zum Teufel steckst du, du dummes Ding? Ich bin heute nicht in Stimmung für Spielchen.«
    Die Tote war also zu einem Stelldichein in die Galerie gekommen. Nun würde ihr Galan, der sich verspätet hatte, sie finden.
    Die Schritte hielten inne.
    »Molly?« Der Mann klang bestürzt. »Was machst du da auf dem Boden? Sicher finden wir ein bequemeres Lager. Ich werde doch nicht… verdammt…!«
    Leona hörte einen erstickten Schreckenslaut, gefolgt von
hastigen Schritten. Der Möchtegernliebhaber rannte zur Haupttreppe zurück. Als er an einer der Wandleuchten vorüberlief, sah Leona seine Silhouette wie ein Bild in einer Laterna-magica-Projektion über die Wand flackern.
    Der Mann im schwarzen Mantel war plötzlich auf den Beinen. Einen Moment war Leona sprachlos. Was hatte er vor? Sie versuchte, seine Hand zu erfassen und ihn wieder zu sich herunterzuziehen. Er war aber schon in Bewegung und glitt hinter der Deckung des schaurigen Altars hervor, um den Weg des Flüchtenden zu blockieren.
    Er ist verrückt, dachte sie. Der fliehende Liebhaber würde zweifellos folgern, dass er dem Mörder gegenüberstand. Er würde schreien und Delbridge, die Gäste und das Personal in die Galerie locken. Sie machte sich auf eine verzweifelte Flucht über die Dienstbotentreppe gefasst. Verspätet fiel ihr ein anderer Plan ein. Vielleicht war es besser, zu warten und sich unter die hereinströmende Gästeschar zu mischen.
    Noch immer unschlüssig, was die beste Vorgangsweise sein mochte, hörte sie den Mann im

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