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Diebe

Diebe

Titel: Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Gatti
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was kommt dann als Nächstes? Würden sie Demi in einem Prozess gegen Moro als Zeugen auftreten lassen? Könnte sein. Aber würde der Captain solch einen Prozess überhaupt wollen? Vielleicht denn doch nicht. Nein, er wird einfach nur wissen wollen, wer ihn da beraubt hat, und wenn er erfährt, dass es der Mann ist, mit dem er Geschäfte macht, von dem er sich abhängig gemacht hat, dann wird er diesen Mann töten wollen. Und was Demi betrifft, so wird der Captain, sobald er überzeugt ist, aus Demi alle Informationen herausgequetscht zu haben, die der zu bieten hat, seine Anweisungen geben, und Demi wird, wie alle Straßenjungen, die das Pech haben, der Polizei in die Hände zu fallen, einfach verschwinden, und einen Tag später, vielleicht auch zwei, wird man irgendwo seine Leiche finden, auf einer Müllkippe am Stadtrand, unter einer Brücke, wo auch immer, oder vielleicht wird sie auch gar nicht gefunden werden.
    So sind die Verhältnisse eben, und es ist besser, das ist Baz klar, dieser Tatsache ins Auge zu blicken, als zu hoffen, dass die Probleme irgendwie verschwinden werden.
    Baz kann nicht in die Bude zurückkehren. Sie hat Fay bestohlen und Fay wird es früher oder später bemerken. Jetzt, wo Raoul nicht mehr da ist, gibt es unter den Jungen keinen, dem sie auch nur halbwegs trauen könnte, und tatsächlich wäre es sogar besser für sie, ihnen ganz und gar aus dem Weg zu gehen. Ob Fay wohl weiß, wo Demi ist? Gut möglich. Sicher ist jedenfalls, dass der Junge, dieser Eduardo, seiner leiblichen Mutter nicht alles sagt.
    Die gelbe Sonne schiebt sich über den Himmel und der Schatten kriecht an der Krankenhausmauer entlang. Der Wachmann am Eingang ist am Ende seiner Schicht angelangt und wird von einem anderen Soldaten abgelöst, der erst einmal sein Gewehr ablegt und sich dann einen Hocker in den Schatten rückt, wo er es sich, mit dem Rücken ans Wachhäuschen gelehnt, bequem macht.
    Baz trinkt langsam aus ihrem Glas und konzentriert sich auf angenehme Dinge. Die sind nicht sehr zahlreich, dafür aber bedeutsam. Demi ist nicht im Schloss und er ist nicht so schwer verletzt wie befürchtet: Er kann gehen, wenn auch vielleicht nicht rennen. Es ist nicht allzu schwierig, ins Krankenhaus hinein- und wieder herauszukommen. Der für Demis Flügel zuständige Beamte ist weich und träge und hat bereits zugesichert, Baz wieder Zugang zu verschaffen. Sie hat Geld, genug, um damit etwas in Bewegung zu setzen. Und dann ist da noch die reiche Frau, die allerdings, so vermutet Baz, genug eigene Sorgen hat, auch ohne dass sie ihnen noch mehr von ihrer Zeit opfert.
    Zeit ist überhaupt etwas, von dem Baz nicht allzu viel zu haben glaubt. Der Captain kann sich jederzeit entschließen, Demi aus dem Krankenhaus holen zu lassen. Möglicherweise schon heute – warum nicht?
    Sie weiß, was sie zu tun hat. Sie betritt das Café und macht die Toilette ausfindig. Sie hat Glück – ein kleines Stück Seife, vom Gebrauch weich geworden, liegt am Rand des Waschbeckens. Sie drückt es zu einer Scheibe zusammen und steckt es in ihre Tasche. Sie wird daraus einen Schlüssel machen lassen. Dass so etwas geht, weiß sie, und Mama Bali wird jemanden kennen, der das für sie besorgen kann. Dann wird sie Demi durch den Korridor und aus dem Tor bei der Verladezone hinausführen, während der dicke Wachmann seine Fernsehsoap glotzt. Nicht so schwierig.
    Aber erst einmal muss sie den Schlüssel von dem Wachmann bekommen. Dafür muss sie flink sein. Sie biegt und streckt ihre Finger. So flink wie Demi.
    Sie geht zu ihrem Tisch zurück, wartet, beobachtet. Zwanzig Minuten vergehen. Der Betreiber kommt und bleibt demonstrativ neben ihrem Tisch stehen, daher lässt sie sich noch ein Bohnengericht bringen, und beim Essen stellt sie fest, dass sie doch ganz schön Hunger hat, was kein Wunder ist, denn außer einem kleinen Stück Schokolade hat sie seit dem frühen Morgen nichts mehr gegessen.
    Nach einer halben Stunde fährt der Polizeiwagen an der Schranke vor. Baz springt auf und rennt zur Ecke, damit sie erkennen kann, wer im Auto sitzt. Kein Demi zu sehen, nur der Captain, der auf dem Rücksitz grimmig vor sich hin starrt, und die beiden Beamten auf der Vorderbank. Es kann nur einen Grund geben, warum der Captain so ein Gesicht macht: Demi muss ihm erzählt haben, dass er von Moro hintergangen wurde, und jetzt überlegt der Captain, wie er darauf reagieren soll.
    Bald wird es Krieg geben im Barrio.
    Sie kehrt an den Cafétisch zurück, isst

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