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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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beschließen über Straßenarbeiten und
Verordnungen, legen Bezirksgrenzen fest und dergleichen. Die
wirkliche Macht in Firaqa, ich sage Macht, Hanse, ist geteilt
zwischen Zau… Was ist denn das für ein Lärm?«
    Der ratternde Lärm stammte von einem führerlosen Karren,
der hinter einem durchgegangenen Pferd mit riesigen wahnsinnigen
Augen durch eine Seitenstraße hin- und herschwankte. Pferd und
Wagen tauchten mit trommelnden Hufen und ratternden Rädern
hinter einer Straßenecke auf. Der Wagen kippte fast um und
verstreute schöne frische Melonen über die Straße,
als das Pferd plötzlich seitlich ausbrach. Es raste jetzt direkt
auf die beiden Männer zu, die gerade die Straße
überquerten.
    Hanse bewegte sich schneller, als er es jemals zuvor in seinem
Leben getan hatte.
    Lallias war nicht so schnell und wurde niedergetrampelt.
    Das Pferd schien überhaupt nichts davon bemerkt zu haben. Es
floh weiter, Beine und Hufe mit hellem Blut besudelt.
    Nachdem er sich in Sicherheit gebracht hatte, wirbelte Hanse
wieder herum und unterdrückte den Reflex, hinter dem Wagen
herzujagen. Er hielt nicht viel davon, ohne direkten Anlaß den
Helden zu spielen, und er sah keinen besonderen Grund, warum er auf
den steuerlosen Karren aufspringen sollte, um in die Zügel zu
greifen. Es war ja nicht gerade so, daß auf ihm ein
kreischendes Fräulein in Bedrängnis saß! Er
verschwendete nur einen kurzen Blick auf den schreienden Mann, der
mit rudernden Armen angelaufen kam, von zwei Roten verfolgt.
Wahrscheinlich der Fahrer, dachte Hanse und ging neben seinem
Führer in die Hocke. Lallias lag in einer fürchterlich
verrenkten Haltung auf dem Boden, zwei seiner Gliedmaßen und
sein Kopf zeigten in die falsche Richtung. Er würde nicht
länger Hanses Führer sein, denn er war tot.
    Als Hanse sich wieder erhob, zitterte er am ganzen Körper. Er
machte einen Schritt, und plötzlich war er schweißgebadet,
und sein Kopf fühlte sich merkwürdig leicht an. Einen
Augenblick später mußte er sich sofort wieder hinsetzen.
Er hockte mitten auf der Straße neben dem Leichnam seines
Führers, er stand unter Schock. Verschwommen hörte er die
Rufe der aufgeregten Leute, ohne darauf zu reagieren oder zu
antworten. »Bist du in Ordnung?«
    »Bist du verletzt?«
    »Sind sie verletzt? Was ist passiert?«
    »Arrgh, Rauch und glühende Asche! Seht euch nur den Hals
dieses Mannes an!«
    Teilnahmslos sah Hanse, wie ein Bursche einen Straßenblock
weiter über die Straße rannte und von hinten auf den
Karren sprang. Er war dem rennenden Fahrer und den Wächtern noch
weit voraus. Seine bellenden Schreie »woa!« drangen
deutlich an Hanses Ohren.
    »Wie heldenhaft!«
    »Hast du das gesehen?«
    »Ist er verletzt? Warum sitzt er denn hier?«
    Genau was die Welt braucht, dachte Hanse dumpf. Noch
mehr Helden.
    »Bist du in Ordnung?«
    »Ist er verletzt?«
    »Bist du verletzt?«
    »Er muß unter Schock stehen. Der andere ist tot,
zertrampelt. Was ist passiert?«
    »Asche und Rauch, was ist hier passiert?«
    Ein bißchen später begann Hanses Kopf klarer zu werden,
und seine Gedanken liefen wieder in vernünftigen Bahnen. Der
Held hatte den Lastkarren mittlerweile zum Stehen gebracht. Schon
bald würden er, der Besitzer des Wagens und die beiden Roten
hierher zurückkommen, und sie würden Hanse mit
schwachsinnigen Fragen bedrängen. Das konnte zu allen
möglichen Verwicklungen führen, besonders für einen
Fremden.
    »Er heißt Lallias«, sagte Hanse an niemanden in
der umherwimmelnden und durcheinanderredenden Menge direkt gerichtet.
»Mein Cousin.« Er richtete sich auf. »Oh! Oh, Heilige
Flamme! Meine Frau! Ich muß nachsehen, ob meiner Frau
nichts passiert ist!«
    Die letzten Worte schrie er so verängstigt wie nur
möglich. Seine List erfüllte ihren Zweck, in der Menge tat
sich eine Gasse auf, und Hanse konnte davonrasen. Er schlug keine
bestimmte Richtung ein, er rannte einfach vier
Häuserblöcke weiter und wechselte dabei dreimal die
Richtung. Als er zwei Herdwächterinnen in ihren flammenfarbenen
Roben erblickte, schlug er einen weiten Bogen, um ihnen nicht
über den Weg zu laufen. Hanse wollte sich weder verneigen, noch
wollte er die Frauen brüskieren.
    Lallias Auskünfte über die Herd-Jungfrauen waren
nützlich, zumindest um Leib und Leben nicht in Gefahr zu
bringen, überlegte Hanse. Man darf auf keinen Fall etwas
Schlechtes über sie sagen! Die wirkliche Macht in Firaqa war
dagegen aufgeteilt zwischen Zau… zwischen wem?
    Diese Überlegungen

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