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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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nicht!«
    »Ich bin Mignureal, Tochter von Thegunsaneal und Mondblume,
Wahre Seherin aus Freistatt. Wir sind von der Sippe der
Bajandir.«
    »Wahre Seherin?«
    »Aye. Ist deine Mutter mit einem suvesh in dem Raum
dort hinten?«
    Das Mädchen nickte, lächelte bei dem S’danzowort
und wirkte jetzt sehr interessiert. »Ich bin Zrena, Tochter von
Tiquillanshal und Sholopixa, die man Türkis nennt. Wir
gehören zu den Milbehar. Bist du gerade angekommen? Wir sind so
wenige hier!« Ihre Augen wanderten nach oben und blickten an
Mignureal vorbei auf Hanse. »Oh. Ist er…«
    »Mein Mann, aber keiner von uns. Er heißt
Hanse.«
    »Oh.«
    Hanse, der immer noch ein paar Schritte im Hintergrund stand,
erblickte eine gutgekleidete Frau, die durch eine Seitentür der
Marktbude ins Freie trat. Sie lächelte und eilte davon.
Wahrscheinlich hatte sie bei ihrer Sitzung mit dieser Türkis
erfahren, daß das Schicksal ihr wohlgesonnen war, vermutete
Hanse.
    Der Vorhang wurde zur Seite gezogen, und eine weitere Frau kam zum
Vorschein. Sie war nicht so massig, wie Mondblume es gewesen war,
aber ihr Gesicht war genauso rund, ihr Haar hatte den gleichen
schwarzblauen Glanz, und sie war genauso schreiend bunt gekleidet.
Abgesehen von der unteren Körperhälfte entsprach ihre
Kleidung ganz und gar nicht der firaqanischen Mode. In den
Hüften war Türkis genauso füllig und beweglich, wie es
Mignureals ermordete Mutter gewesen war. Sie blieb dicht vor
Mignureal stehen und ließ ihren Blick auf ihr ruhen. Sie
erweckte einen vollkommen freundlichen Eindruck, und ihre Augen
hießen Mignureal willkommen, während sie eine Reihe von
Worten sprach, die Hanse noch nie zuvor gehört hatte. Oder falls
er sie doch einmal gehört haben sollte, von Mondblume, Mignue
oder ihrem Vater, hätte er sie sowieso nicht wiedererkannt.
    Mignureal antwortete in der gleichen Sprache, die nur die
S’danzo verstanden. Hanse konnte ihren Namen und das Wort
Mondblume verstehen. Die Frau lächelte breit. Hanse spürte,
wie ihm ganz warm wurde, ein schönes Gefühl. Wie gut,
daß wir sie getroffen haben, dachte er. Diese Menschen waren
ihre Freunde, da war er sicher. So waren die S’danzo, alle waren
Cousinen, überall auf der Welt. Mehr als einmal hatte er sich
überlegt, daß es schön sein müßte, einer
von ihnen zu sein, zu so einer großen Familie zu gehören.
Zu irgendeiner Familie.
    Ein Uniformierter trat aus dem Hintergrund und ging an ihm vorbei,
die Hand am Schwert, und blieb in einer herausfordernden Haltung
neben Mignureal stehen.
    »Ihr da! Ihr wißt, daß es euch verboten ist,
diese fremde Sprache in dieser Stadt zu sprechen! Wollt ihr,
daß ich euch festnehme?«
    Hinter dem breiten Rücken des Mannes mit der arroganten
Stimme wurde Hanses Blick finster, seine Augen verengten sich zu
Schlitzen, und seine Finger zuckten.
    Als sich Mignureal verwirrt dem Roten oder der Stadtwache
zuwandte, setzte Türkis eine verlegene, reumütige und fast
schon verzweifelte Miene auf und gab mit honigsüßer Stimme
eine Lüge zum besten: »Ah, ich bin untröstlich, Herr.
Dies ist die Tochter meiner Schwester, die von weit her gekommen ist,
und ich habe sie so lange nicht mehr gesehen! In meiner Aufregung bin
ich in die Sprache unseres… Stammes verfallen.«
    »Von weit her, hm? Woher, Mädchen?«
    Hinter ihm klang eine ruhige, ausdruckslose und sehr
männliche Stimme auf: »Warum fragst du das nicht Sergeant
Gaise, Wachmann.« Die Stimme ließ nicht den geringsten
Zweifel daran, daß es sich nicht um eine Frage gehandelt
hatte.
    Der Rote wirbelte herum, und seine Hand fuhr wieder zu seiner
Schwertscheide. »Was hast du gesagt?«
    Hanse blickte ihm direkt in die Augen und wiederholte jedes
einzelne Wort, etwas langsamer und mit übertrieben deutlicher
Aussprache.
    »Ich habe verstanden, ich habe verstanden! Was willst du
damit sagen?«
    »Ich meine, daß unser Freund Gaise weiß, woher
sie kommt, und wenn du ihn fragst, könnte er es dir
erzählen, wenn er Lust dazu hat. Und Rim weiß auch
Bescheid, fällt mir da gerade wieder ein.«
    »Rim?«
    »Oh, entschuldige. Schätze, ich kenn’ ihn wohl
etwas besser als du. Sergeant Rimizin.«
    »Wer bist…? Was geht dich das
überhaupt…?« Die Wache wandte sich wieder den Frauen
zu, die ihn nicht so vernichtend anstarrten und sich nicht
auflehnten. »Versuch in Zukunft ein bißchen vorsichtiger
zu sein, Türkis, verdammt noch mal«, sagte er mit jetzt
gänzlich veränderter Stimme. »Du weißt,
daß ich nicht jedesmal beide

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