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Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held

Titel: Diebeswelt Sonderband: Der dunkle Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Offutt
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Freistatt.« Er hob eine Hand, um
Hanses Einwand zuvorzukommen. »Nein, nein, ich würde dich
sowieso nicht betrügen. Erstens mache ich keine Geschäfte
auf diese Art. Kann ich gar nicht. Ich habe einen Fehler; eigentlich
ist’s ein Fluch. Das ist die Ehrlichkeit. Kann einfach nicht
anders. Dieser verdammte Strick…! Nun, ja, wie dem auch sei. Du
hast drei Tejanapferde zu verkaufen und ein weiteres, dein Packpferd,
nehme ich an, und einen Onager. Wir sind im Geschäft. Wo sind
sie, Hanse aus Freistatt?«
    »Im Augenblick wohnen wir in der Grünen Gans, weil
Strick uns das Gasthaus empfohlen hat. Die Pferde sind dort
untergebracht.«
    »Dann wird’s einfacher sein, sie sich dort anzusehen. Um
wieviel Uhr, morgen?«
    Hanse zuckte die Achseln. »Früh.«
    »Ich könnte zur zweiten Stunde da sein, oder ein
bißchen später.«
    »Einverstanden, Anorislas. Bis dann.«
    Anorislas wartete und blickte dem schlanken, geschmeidigen
Burschen hinterher, bis Hanse hinter einer Straßenecke aus
seinem Blickfeld verschwunden war. Es war kaum vorstellbar, daß
so ein junger Kerl vier Tejanas die Pferde gestohlen und einige der
Männer getötet haben sollte. Andererseits war er ohne
Zweifel ein vorsichtiger, wachsamer junger Mann, und ihn umgab
wirklich eine gefährliche Ausstrahlung.
    Und trotzdem, dieser starre, fast bösartige Blick… und
dieser stolzierende Gang…
     
    Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen, und die Ostseiten der
Häuser wurden schon dunkler, als Hanse den Basar erreichte. Er
war jetzt nicht mehr so überfüllt. Hanse fand Mignureal im
Inneren der Bude in einem angeregten Gespräch mit Zrena und
deren Mutter. Wie hieß sie doch gleich noch… oh, Amethyst.
Nein, nein, Türkis. Er stellte fest, daß es ihn nicht
allzu sehr störte, als er herausfand, daß man ihn
überhaupt nicht vermißt hatte…
    Sie wurden zum Essen eingeladen. Hanse hatte eine ganze Menge
Jahre verlebt, in denen er alles andere als ein
Gesellschaftslöwe gewesen war, und er war
verständlicherweise nervös. Andererseits wollte er gerne
einmal die Kochkünste von Türkis ausprobieren. Wie sich
jedoch herausstellte, war es ihr spindeldürrer Ehemann
Tiquillanshal, der für das Kochen zuständig war. Die
S’danzofamilie lebte im hinteren Teil ihrer Bude, die groß
genug war, um Platz für drei getrennte Räume zu bieten.
    »Ich habe bis jetzt noch nie einen schlanken Koch
gesehen«, sagte Hanse, und das schien Quill zu gefallen.
    Sein Grinsen ließ einen Goldzahn aufblitzen, und er sagte:
»Das könnte deinen Gaumen und Magen Schlimmes
befürchten lassen, Hanse! Vielleicht sind meine Kochkünste
so schlecht, daß nicht einmal ich mein eigenes Essen
herunterbringe.« Er warf einen knusprigen Pfannkuchen hoch in
die Luft, fing den dünnen flachen Teig geschickt mit einem
Holzspatel auf und ließ ihn wieder in der Bratpfanne
landen.
    Hanse lachte verhalten. »Ich werde es riskieren, Quill. Deine
Frau und deine Tochter sehen gut genug genährt aus.«
    Er hatte wieder genau das Richtige gesagt. »Ah ja«,
erwiderte Tiquillanshal. »Trotzdem hoffe ich, daß ich ein
wenig mehr Fleisch auf Zrenas Rippen bekomme. Sie ist ja kaum mollig.
Und auch dir wünsche ich Glück, mein Freund; deiner
Mignureal könnte etwas mehr Essen auch nicht schaden.«
    Hanse, dem dazu nicht die passende Antwort einfiel, dachte an
Mignureals dicke Mutter und ihren sehr dünnen Vater, und er
begriff, daß er wieder etwas Neues gelernt hatte. Manche
Männer liebten dicke Frauen, so wie andere flachbrüstige
liebten. Er selbst gehörte weder zu den einen noch zu den
anderen. So nickte er nur, lächelte schwach und nahm das Bier,
das Quill ihm reichte, und etwas später verbrannte er sich die
Finger an den wunderbaren Pastetchen.
    Das Essen war fettig und ganz in Ordnung, ihre Gastgeber waren
warmherzig und sehr freundlich. Die Unterhaltung verlief in
angenehmen Bahnen, obwohl sich Hanse sehr deutlich bewußt war,
daß er der einzige Nicht-S’danzo der Runde war. Er erfuhr,
daß die Seherbegabung von Türkis nur schwach entwickelt
und wechselhaft war, und anscheinend griff sie auf eine gehörige
Portion Scharlatanerie zurück. Es überraschte ihn,
daß viele S’danzo das taten. Zrena hatte bisher noch
überhaupt keine Seherbegabung erkennen lassen. Ihre drei
Gastgeber waren alle beeindruckt, daß Mignureal das wahre
Talent besaß. Hanse war der Beweis dafür. Er mußte
die Geschichten erzählen, wie sie für ihn bei mehreren
Anlässen gesehen hatte. Das erwies sich als

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