Diener der Finsternis
und mit reichlich Geld zu ihrer Verfügung, hatte sich zum Reisen entschlossen.
»Es ist wie ein Wunder, daß ich Sie an den verschiedensten Stellen der Welt getroffen habe«, lachte Rex.
»An das erste Mal, das Sie erwähnten, damals in Budapest, erinnere ich mich nicht«, antwortete sie. »Aber als ich Sie in der Umgebung von Buenos Aires sah, fiel mir ein, daß ich Ihr Gesicht von New York her kannte.«
»Es scheint unser Schicksal zu sein, daß wir uns immer wieder begegnen.«
Tanith schüttelte den Kopf. »Sie müssen ein Wachsbild von mir haben.«
Rex wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Ob er es nun zugab oder abstritt, er lief Gefahr, seine Unwissenheit in derartigen Praktiken zu verraten. Sie waren jetzt in der weiten, offenen Landschaft, und er begann mit einem fröhlichen Geplauder, als hätten sie lediglich vor, den Frühling zu genießen.
Noch ehe sie Reading erreichten, hatte er sie zum Lachen gebracht, und als sie vor dem Landhaus des Herzogs vorfuhren, hatte ihr blasses Gesicht Farbe gewonnen, und in ihren Augen glänzte ein neues Licht.
Max empfing sie. Ein Stubenmädchen führte Tanith nach oben.
Währenddessen hatte Rex Zeit, Max schnell ein paar Instruktionen zuzuflüstern.
»Wo ist der Herzog?« fragte Tanith sofort, als sie das Wohnzimmer betrat, in dem Rex, fröhlich vor sich hin pfeifend, verschiedene Flüssigkeiten in einen Cocktailshaker goß.
Auf diese Frage hatte er gewartet. »Noch nicht da. Wann erwarten Sie ihn, Max?«
»Ich hätte es Ihnen gleich sagen sollen, Sir. Seine Exzellenz rief an und sagte, ich möge ihn bei der Dame entschuldigen. Er wird leider aufgehalten, hofft aber, zum Tee hier zu sein.«
»So ein Pech!« rief Rex. »Nun, dann müssen wir ohne ihn speisen.« Er probierte sein Gebräu. »Hm. Schmeckt gut.«
Rex wußte genau, jetzt würde es Ärger geben. So unbefangen wie möglich reichte er Tanith ein Cocktailglas. Aber sie stellte es ab, ohne zu trinken. Ihre Stimme zitterte von neuem vor Angst, als sie sagte: »Ich kann nicht bis zum Tee hierbleiben. Ich muß um vier Uhr von London abfahren.«
Rex lag es auf der Zunge, zu fragen, wo sich der Versammlungsort befinde. Noch rechtzeitig hielt er sich zurück. In der Hoffnung, daß der geheime Treffpunkt nicht gerade in der entgegengesetzten Richtung von London liege, schlug er vor: »Warum sollen wir nicht direkt von hier aus hinfahren?«
Ihr Gesicht hellte sich auf. »Natürlich. Ich vergaß, daß Sie auch mitkommen, und von hier ist es viel näher. Wenn ich mit Ihnen fahren kann, ist es nicht nötig, erst nach London zurückzukehren. Aber Madame d’Urfé erwartet mich. Und außerdem brauche ich meine Kleider.«
»Rufen Sie doch Madame d’Urfé an und bitten Sie sie, alles mitzubringen, was Sie brauchen. Wir treffen sie dann dort. Der Herzog muß Sie sprechen, und er wird auf jeden Fall herkommen, weil er und ich uns zusammen zu dem Treffen begeben werden.«
Tanith nickte. »Wenn ich mich unter seinen Schutz stellen muß, ist es lebenswichtig, daß ich ihn vorher sehe. Mocata hat Augen im Äther und wird jetzt schon wissen, daß ich hier bin.« Sie ging in die Halle ans Telefon.
Rex goß sich einen neuen Cocktail ein. Er war überzeugt, daß er Tanith jetzt sicher hatte, bis der Herzog eintraf. Und dieser würde bestimmt etwas aus ihr herausbekommen, das sie auf Simons Spur brachte.
Plötzlich stand Tanith mit aschgrauem Gesicht auf der Schwelle. »Sie haben mich angelogen«, stammelte sie. »Mocata ist gerade bei der Comtesse. Er hat Simon. Sie und Ihr kostbarer Herzog sind Scharlatane! Ihr habt nicht einmal die Macht, euch selbst zu schützen! Mocata wird mich für das, was ich getan habe, auf das Rad des Ptah flechten. Oh, ich muß zurück!« Bevor er sie aufhalten konnte, stürzte sie durch die Halle zur Tür.
XII
Gegen Rex’ lange Beine hatte Tanith keine Chance. Nach wenigen Schritten hatte er sie eingeholt und packte sie am Arm.
»Es tut mir schrecklich leid, daß ich Ihnen etwas vormachen mußte, um Sie herzubekommen. Aber jetzt, wo Sie einmal da sind, werden Sie auch bleiben.«
»Lassen Sie mich los«, jammerte sie. »Sie sind völlig verrückt. Ihr Freund spielt wie ein Kind mit Dynamit. Sie können gegen Mocata nichts ausrichten. Er wird Sie vernichten!«
»Davon bin ich durchaus nicht überzeugt. Ich muß zugeben, daß ich selbst von diesem okkulten Zeug so gut wie nichts verstehe. Aber bei dem Herzog ist es etwas anderes. Sie sollten Ihr Mitleid für Mocata
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