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Diener der Finsternis

Diener der Finsternis

Titel: Diener der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Wheatley
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würde man ihn zu diesem unheiligen Ritus schleppen, bei dem er seine Seele für immer verlieren würde.
    Einen Augenblick später kam Madame d’Urfé wieder zu ihm. »Streitigkeiten zwischen denen, die dem Pfad folgen, ru’en doch ’eute nacht, nischt wahr?« flüsterte sie. »Denn alle müssen dem Einen ihre Ehrerbietung erweisen.« Rex antwortete mit einem vorsichtigen Nicken, und sie fuhr noch leiser fort: »Wenn isch de Richleau nur für einen Moment se’en könnte – als Ipsissimus besitzt er doch die Salbe?«
    »Natürlich«, stimmte Rex zu. Er fühlte sich schrecklich unsicher, als er dunkel hinzufügte: »Aber was ist mit dem Mond?« Vom Herzog wußte er, daß viele magische Praktiken mit den Mondphasen zusammenhingen.
    »Welch Ver’ängnis«, seufzte sie zu seiner Erleichterung, »isch ’abe vergessen, daß wir im dunklen Viertel sind.« Traurig erklärte sie: »Isch ’abe es so oft versucht, aber nie Erfolg ge’abt. Isch kenne alle notwendigen Bestandteile, und isch ’abe jedes Kraut zur rischtigen Zeit gepflückt. Isch ’abe sogar das Fett ausgeschmolzen, aber man muß misch damit betrogen ’aben. Vielleischt war es aus einem Leichenschau’aus und nicht von einem Fried’of, wie es sein muß.«
    Bei diesem Bekenntnis standen Rex die Haare zu Berge. Die alte Comtesse warf ihm wieder ihren seltsamen Blick zu. »Aber es macht nischts. Wir kommen trotzdem ’in, Tanith und isch. Und es wird sehr interessant werden, denn sie ’at noch nie einen Großen Sabbat mitgemacht.«
    Die Aufzugtüren klickten, und Tanith trat heraus. Rex erhaschte über die Schulter der Alten einen Blick auf ihr schönes Gesicht. Die Comtesse sprach jedoch noch weiter.
    »Noch nie«, wiederholte sie mit widerwärtigem Frohlocken, »und nachdem der Eine das getan ’at, was zu tun ist, wer weiß, dann können Sie vielleicht der nächste sein – wenn Sie schnell genug sind.«
    Rex erschauerte bei diesem widerwärtigen Vorschlag. Er hatte genug gelesen, um zu wissen, daß in alten Zeiten auf dem Höhepunkt der Teufelsanbetung abscheuliche Orgien stattfanden. Mit großer Mühe widerstand er dem Impuls, die alte Hexe zu packen und das Leben aus ihr herauszuschütteln.
    Tanith kam lächelnd auf ihn zu und reichte ihm die Hand. Rex faßte den Entschluß, daß auch sie, ebenso wie Simon, noch heute gerettet werden mußte vor – die alte biblische Bezeichnung kam ihm in den Sinn –, vor der Macht des Tieres. Es schien ihm, als könne er die bösen Mächte hinter diesen Menschen bereits spüren.

 
X
     
     
    Mit Taniths Erscheinen verflüchtigte sich die Atmosphäre des Bösen, die die Comtesse um sich verbreitet hatte. Die Morgensonne vergoldete die Straße draußen. Tanith hielt einen Zweig des Fliederstraußes in der Hand. Scherzend sagte sie: »Sie haben also darauf bestanden, daß Madame mich zu Ihnen holte?«
    »Wenn sie es nicht getan hätte, wäre ich den ganzen Tag hier sitzen geblieben«, gab Rex zu. »Aber jetzt, wo Sie einmal hier sind, hoffe ich, daß Sie mir ein wenig Zeit schenken werden.«
    »Ein anderes Mal«, antwortete Tanith. »Heute geht es nicht.«
    »Wir müssen aber über sehr wichtige Dinge sprechen.«
    »Wir müssen?«
    »Ma petite, du verstehst nischt«, schaltete Madame d’Urfé sich hastig ein. Sie zog Tanith auf die Seite und flüsterte mit ihr in einer fremden Sprache. Rex verstand jedoch den Namen »de Richleau« und das Wort »Ipsissimus«.
    Tanith nickte mehrmals und betrachtete Rex mit neuem Interesse. Dann erklärte sie mit bezaubernder Offenheit: »Sie müssen mir verzeihen. Ich hatte keine Ahnung, daß Sie ein so bedeutendes Mitglied des Ordens sind.« Ihre englische Aussprache war perfekt, und doch klang in ihrer Stimme ein Ton mit, der Rex zu der plötzlichen Frage veranlaßte: »Sie sind keine Engländerin, nicht wahr?«
    »Doch«, lächelte sie. »Aber meine Mutter war Ungarin, und ich habe fast mein ganzes Leben im Ausland verbracht. Ist mein Akzent so auffällig?«
    »Er ist hinreißend. Ihre Stimme erinnert mich an die von Marlene Dietrich.«
    Tanith warf den Kopf zurück und lachte. »Und ich habe mir so große Mühe gegeben, gutes Englisch zu lernen. Bisher hatte ich noch wenig Gelegenheit, es zu sprechen, außer in meiner Kindheit mit ausländischen Gouvernanten.«
    »Und wie alt sind Sie jetzt, wenn ich das fragen darf?«
    »Ich werde im kommenden Januar vierundzwanzig, wenn ich dann noch lebe.«
    »Das ist aber eine makabre Art, in die Zukunft zu blicken«, protestierte Rex.

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