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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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ankämpfte, damit Bolingbroke genügend Zeit blieb, um zu seinen Gemächern zurückzukehren.
    Schließlich verließ auch sie den Raum.
     
     
    Lady Mary de Bohun war ebenfalls im Savoy Palace untergebracht, unter dem wachsamen Auge ihrer Mutter Cecilia, und am frühen Abend, eine Stunde bevor das Abendessen im Saal serviert wurde, stellte Bolingbroke seiner Verlobten ihre neue Gefährtin vor.
    Gefasst und formvollendet machte Margaret einen Hofknicks vor Lady Mary, die sie ein wenig argwöhnisch musterte und dann auf einen Schemel neben ihrem Stuhl wies und Margaret bedeutete, sich zu setzen.
    Margaret kämpfte gegen den Drang an, zu Hal hinüberzusehen, und fügte sich Marys Wünschen.
    Mary lächelte sie unsicher an – Diese Margaret war so schön… was bedeutete sie Hal? –, beugte sich dann vor und fing ein Gespräch über die Ereignisse bei Hofe mit ihr an.
    Margaret antwortete stets, ohne zu zögern, hielt den Blick jedoch gesenkt, wie es sich in Anwesenheit einer solch hochrangigen Dame ziemte.
    Bolingbroke musterte sie noch einen Moment lang, wandte sich dann Neville zu, der vor einiger Zeit vom Goldschmied zurückgekehrt war, und schenkte ihm ein jungenhaftes Lächeln.
    »Nun, da die Damen beschäftigt sind«, sagte Bolingbroke, »können wir zwei vielleicht noch vor dem Abendessen ein paar Worte miteinander wechseln.«
     
     
    Bolingbroke verfügte im Savoy Palace über eine Suite aus mindestens acht Gemächern, und das Zimmer, in das er Neville nun führte, diente ihm als Amtsstube. Die Einrichtung – zwei Tische, zwei Holzstühle, drei Schemel, mehrere große Truhen und unzählige kleinere – verschwand beinahe unter den zahllosen Pergamentrollen mit amtlichen Aufzeichnungen und mehreren großen Büchern, die aufgeschlagen dalagen und deren Seiten mit Spalten voller arabischer Zahlen bedeckt waren, sowie halb entfalteten Papieren, von Landkarten bis hin zu den Bauplänen eines Uhrwerks.
    Von den Deckenbalken hingen mehrere seltsame mechanische Apparate herab. Neville erfuhr später, dass es sich bei zweien davon um die miteinander verbundenen Gehäuse und Zahnräder zweier Uhren handelte. Ein anderer stellte eine merkwürdige und eher misslungene Mischung aus einer Uhr und einem Bogen dar. Wieder ein anderer sollte angeblich Gewitter vorhersagen können, indem er die Spannung in der Luft maß. Bei einem weiteren handelte es sich um eine seltsame Form von Abakus. Darüber hinaus gab es noch eine Ansammlung von funkelnden Zahnrädern aus Messing und Kupfer, deren Zweck lediglich darin bestand, dass sie sich bei jedem Luftzug bewegten und dabei ein angenehmes leises Klimpern erzeugten.
    Bolingbroke machte eine entschuldigende Geste. »Ich habe mehrere Bedienstete, die versuchen, hier Ordnung zu halten… aber wie du siehst, Tom, brauche ich dich dringend.«
    Neville duckte sich, nachdem er sich beinahe den Kopf an dem seltsamen Abakus gestoßen hätte. »Gütiger Himmel, Hal. Was liegt unter diesem ganzen Wirrwarr begraben?«
    Einen Moment lang funkelten Hals Augen belustigt, doch dann trat ein besorgter und verärgerter Ausdruck in sein Gesicht. »Was dort liegt? Rechnungen, Belege, Meldungen, Bittschriften und Notizen von mindestens vier Komitees des Unterhauses, die ich lesen soll; eine Reihe von Geleitbriefen, die in den letzten fünf Monaten verfasst wurden; Berichte über die Ernte und die Anzahl der neugeborenen Lämmer von einigen meiner Verwalter; Auszüge aus Prozessen, die in den Anwaltskammern geführt wurden; Zusammenfassungen von…«
    »Genug!« Neville wehrte mit den Händen ab und wandte sich dann lachend Bolingbroke zu. »Was habe ich mir zuschulden kommen lassen, mein Freund, dass du mich mit so vielen Einzelheiten überschüttest?«
    »Einzelheiten schmieren das Getriebe der englischen Bürokratie, Tom, das weißt du doch sicher. Und die Bürokratie soll dafür sorgen, dass die Adligen Englands so beschäftigt sind, dass sie keinen Unfug anstellen. Eine Aktennotiz kann eine tödliche Waffe sein. Weitaus wirksamer als eine Axt.«
    Neville schüttelte den Kopf, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Es ist schön, dich wiederzusehen, Hal.«
    Bolingbroke drückte kurz Thomas’ Hand. »Ganz meinerseits. Tom, wir müssen uns unterhalten, und es hat nichts mit diesem Wirrwarr hier zu tun.«
    »Ja, über Richard.«
    »Gut erkannt.« Bolingbroke ging zu einem der Tische, schob die Papiere darauf beiseite und setzte sich auf die Tischkante. »Mit jedem Tag festigt er seine Stellung in England

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