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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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mehr.«
    »Hal, der Erzengel Michael ist mir auf dem Weg nach London erschienen.«
    Bolingbroke wirkte überrascht. »Was hat er gesagt?«
    »Dass sich die Schatulle in London befindet und nach mir ruft. Und dass ich von einem Lügengespinst umgeben bin, das jedoch zerreißen wird, sobald ich die Wahrheit im Inneren der Schatulle entdecke.«
    »Sicherlich hält Richard die Schatulle versteckt«, sagte Bolingbroke.
    »Hast du irgendetwas in Erfahrung bringen können?«
    »Über die Schatulle? Nein.«
    »Und über Richard?«
    Bolingbroke verzog das Gesicht. »Erinnerst du dich, dass sich Richard vor Jahren, als du noch bei Hofe warst, mit Oxfords Sohn zusammengetan hat?«
    »Robert de Vere? Ja… er war ein paar Jahre älter als Richard.« Neville strich sich über den kurzen Bart und erinnerte sich an die Gerüchte, die damals über die beiden Jungen im Umlauf gewesen waren. »De Vere ist sicher derjenige, der Richard beigebracht hat, im Stehen zu pinkeln.«
    »Zweifellos hat der ›liebe Robbie‹ Richard auch noch ein paar andere Dinge beigebracht, die er mit seinem Stängel anstellen kann. Nun, heute trägt de Vere den Titel des Grafen von Oxford… sein Vater ist vor zwei Jahren gestorben«, ein Lächeln umspielte Bolingbrokes Lippen, »als du dich noch in deinem Kloster versteckt hast. Außerdem hat er Philippa geheiratet, Hotspurs Schwester.«
    Neville hob eine Augenbraue – diese Hochzeit stellte eine wichtige und möglicherweise gefährliche Verbindung zwischen den Adelshäusern von Oxford und Northumberland her.
    »De Vere hat seine Gemahlin in seiner zugigen Burg zurückgelassen und ist an den Hof gekommen, wo er beim König hoch in der Gunst steht.« Bolingbrokes Lächeln verblasste und wich einem Ausdruck der Verachtung. »Oder man könnte wohl eher sagen, dass de Vere dem König seine Gunst gewährt. Es heißt, Richard würde keine einzige Entscheidung treffen, ohne ihn vorher zu Rate zu ziehen. Gütiger Himmel, Tom, wenn de Vere behaupten würde, Schwarz wäre Weiß, würde Richard ihm glauben! Außerdem ist mir zu Ohren gekommen, die beiden würden eine… nun ja, unnatürliche… Beziehung zueinander pflegen.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen, dass sie immer noch den Narrheiten ihrer Jugend frönen?«
    »O doch, genau das will ich sagen. Sie können einfach nicht die Hände voneinander lassen, wenn sie sich nicht gerade irgendeine bedauernswerte Frau aus den Gassen hinter der St. Paul’s Kathedrale in ihr Schlafgemach geholt haben.«
    Neville war so erschüttert, dass er einen Moment lang die Augen schließen musste. Der heilige Michael hatte recht behalten – das Böse hatte sich tatsächlich am englischen Königshof eingeschlichen. Bald würde der gesamte Hof – womöglich das ganze Land – nach Richards Pfeife tanzen.
    »Ich muss die Schatulle finden!«, sagte Neville. In der Schatulle befand sich Wynkyn de Wordes Buch, und dieses wiederum enthielt den Schlüssel, mit dessen Hilfe er die Dämonen zurück in die Hölle verbannen konnte, wo sie hingehörten.
    »Ja«, sagte Bolingbroke. »Und sie muss sich in Westminster befinden. Wo sonst könnte sie sein?«
    »Aber wie soll ich…«
    »Geduld, mein Freund. Ich habe dich nicht nur nach London zurückgerufen, um meiner bevorstehenden Hochzeit beizuwohnen und dieses Wirrwarr hier zu beseitigen« – Bolingbroke deutete auf die Stapel von Schriftrollen und Berichten um sie herum –, »sondern auch, weil mir Richard bald einen Grund dafür geben wird, nach Westminster zu kommen – und damit auch dir.«
    Neville, der voll Verzweiflung durch ein kleines Fenster auf den Fluss hinabgeblickt hatte, drehte sich zu Bolingbroke um. »Und was für ein Grund soll das sein?«
    »Erinnerst du dich noch an die Bedingungen, die der schwarze Prinz – möge der Heiland seiner Seele gnädig sein – gestellt hat, damit König Johann nach Frankreich zurückkehren kann?«
    Vor einem Jahr hatte der schwarze Prinz den französischen König während der Schlacht bei Poitiers gefangen genommen. Seither hatten die Engländer versucht, aus den Franzosen ein hohes Lösegeld für ihren König herauszupressen. »Ja«, sagte Neville. »Karl sollte… wie viel war es gleich? Siebenhunderttausend englische Pfund als Lösegeld für seinen Großvater zahlen?«
    Bolingbroke nickte.
    »Außerdem sollten sowohl Johann als auch Karl ein Friedensabkommen unterzeichnen, das den schwarzen Prinzen zum rechtmäßigen Erben des französischen Throns erklärte… und Karl sollte damit

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