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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Katherine zu Mary und Margaret. Sie hob kurz den Stoff an, der Margarets Gesicht schützend umgab und wechselte dann einen Blick mit Mary.
    »Richard«, sagte Mary, »und de Vere.«
    Katherines Gesicht verlor alle Farbe – selbst ihr herrliches, glänzendes Haar wirkte plötzlich stumpf.
    Dann sah sie zu Bolingbroke und Neville hinüber, die hinter den beiden Frauen standen und die Schatulle zwischen sich trugen.
    Alle Sanftheit war aus ihren Augen gewichen.
    Da waren plötzlich Schritte zu hören, und Lancaster, Raby und Gloucester betraten den Hof des Savoy Palace. Courtenay folgte wenige Schritte hinter ihnen.
    Verzweiflung stieg in Neville auf.
    Nein! Nicht Raby! Was würde sein Onkel denken, wenn er erfuhr, dass Margaret geschändet worden war?
    Raby hätte niemals untätig daneben gestanden.
    Und Gloucester? Was würde er sagen?
    Ausreden wirbelten in Nevilles Kopf umher, und er klammerte sich verzweifelt an jede einzelne von ihnen, um sie sogleich wieder zu verwerfen. Er wusste, dass er die selbstgerechten Vorwürfe, die er Gloucester nach dem Tod seiner Gemahlin gemacht hatte, schon bald selbst zu hören bekommen würde.
    Katherine wandte sich ihrem Gemahl zu. »Richard und de Vere«, sagte sie nur, und ebenso wie Marys Worte brauchten auch die ihren keine weitere Erklärung. Dann wandte sie sich an Courtenay und bat ihn leise zu gehen. »Eurer Herrin wird es bald wieder besser gehen«, flüsterte sie. »Bitte lasst uns jetzt allein.«
    Courtenays Blicke wanderten zwischen Katherine und Margaret hin und her, und er sah, wie Mary mit den Lippen die Worte Bitte geht formte. Er verbeugte sich steif und ging dann mit leidvoller Miene davon.
    Lancaster, Raby und Gloucester sahen zu Margaret hinüber, während sie warteten, bis Courtenay verschwunden war, und richteten dann ebenfalls vorwurfsvolle Blicke auf Bolingbroke und Neville.
    »Was immer ihr für eine Entschuldigung habt, sie kann nicht ausreichen…«, begann Lancaster.
    »Vater. Wir haben die Schatulle!«
    Lancasters Blick schien noch wütender zu werden, wenn das denn überhaupt möglich war. Im Moment beherrschte er sich jedoch, wandte sich an Katherine und Mary und sagte leise: »Bringt sie ins Haus. Sofort.«
    Katherine nickte und führte Margaret gemeinsam mit Mary über den Hof zur Eingangstür des Palastes.
    Lancaster wartete, bis ihre Schritte verklungen waren.
    »War diese Schatulle die Schändung Eurer Gemahlin wert?«, sagte er mit ruhiger Stimme zu Neville.
    »Mein Lord«, begann Neville und musste sich dann räuspern und noch einmal anfangen. »Mein Lord, diese Schatulle enthält den Schlüssel, mit dem ich das Böse in die Hölle zurückverbannen kann…«
    »Und um diese Schatulle in Euren Besitz zu bringen, habt Ihr Eurer Gemahlin das Leben zur Hölle gemacht, Neville. Ihr habt Euch der Kräfte des Bösen bedient, um Eure Ziele zu erreichen, und seid dadurch selbst dem Bösen verfallen.«
    Neville öffnete den Mund, doch er brachte kein Wort heraus. Lancasters Miene war so missbilligend, dass Neville den Kopf abwandte… nur um Rabys Blick zu begegnen.
    Raby sah ihm in die Augen und wandte dann seinerseits den Kopf ab.
    »Onkel, wir mussten die Schatulle an uns bringen…«
    »Und der beste Plan, der Euch eingefallen ist, war Margaret Richards Gelüsten zu opfern?«, erwiderte Gloucester, und seine Stimme klang ebenso vorwurfsvoll wie die Lancasters. »Ihr, der Ihr mir einst gepredigt habt, es sei die oberste Pflicht eines Mannes, seine Gemahlin zu beschützen? Sie zu achten und zu ehren?«
    Neville blickte zu Boden und ließ plötzlich den Griff der Schatulle los, sodass Bolingbroke taumelte, als ihn das Gewicht der Schatulle aus dem Gleichgewicht brachte.
    Neville schloss die Augen und versuchte einen Moment lang, sich vorzustellen, er sei allein in dieser finsteren Welt. Doch es gelang ihm nicht, denn er spürte immer noch Lancasters, Rabys und Gloucesters Blicke auf sich ruhen.
    Er schlug wieder die Augen auf. »Wir müssen sie öffnen«, sagte er. »Wenn sie erst einmal geöffnet ist…«
    »Selbst dann«, sagte Raby, »wird nichts die Schande mindern können, die du heute auf dich geladen hast.«

Kapitel Fünf
     
    Nach der Non, an der Vigil des Festes des heiligen Franziskus
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Montagnachmittag, 3. Oktober 1379)
     
    – IV –
     
     
     
    Katherine wollte Margaret zunächst in das Gemach führen, das sie mit Neville bewohnte, doch Margaret stieß einen kleinen Schrei aus, als sie

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