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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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wieder erholen. Schließlich musste Frauen doch klar sein, dass ihre Reize die Männer manchmal zu unüberlegten Handlungen trieben und sie den Preis für ihre Schönheit zahlen mussten…
    »Oh, gütiger Himmel«, flüsterte Neville und rieb sich zitternd mit der Hand über das Gesicht, angewidert von seinem Versuch, zu rechtfertigen, was Richard Margaret angetan hatte. Und er hatte zugelassen, dass es geschaht »Gütiger Himmel!«, flüsterte er. »Gütiger Himmel…«
    Er tastete mit dem Fuß erneut nach der Schatulle, doch diesmal schenkte ihm die Berührung keinen Trost und konnte auch das Schuldgefühl nicht lindern, das ihn langsam zu überwältigen drohte.
    Es hätte doch gewiss einen anderen Weg gegeben, um die Schatulle in seinen Besitz zu bringen.
    Nein, nein, das war die einzige Möglichkeit gewesen. Und das Ergebnis – die Rettung der Menschheit vor den Armeen des Bösen, die die Christenheit zu überrennen drohten – war das Leid einer Frau wert. Ganz bestimmt …
    »Ganz bestimmt«, flüsterte er. »Ganz bestimmt… oh, gütiger Himmel, ganz bestimmt!«
    Oder vielleicht doch nicht?
     
     
    Bolingbroke war noch am Kai stehen geblieben, um ein paar Worte mit Arundel zu wechseln.
    »Mein Freund«, sagte Bolingbroke und ergriff Arundels Arm, »ich danke Euch. Ihr und Sturry habt uns heute Eure Treue bewiesen.«
    Arundel nickte. »Ich muss zurück.«
    »Gewiss. Gebt gut auf Euch Acht, Arundel. Ich weiß nicht, was Richard tun wird, wenn er entdeckt, dass die Schatulle verschwunden ist.«
    »Und Ihr ebenfalls. Ihr bleibt doch sicher nicht mehr lange im Savoy Palace?«
    »Wir werden morgen früh abreisen. Oder noch eher, sollte sich die Lage zuspitzen.«
    Sie blickten einander an, eine stille Bekräftigung der Verbindung, die zwischen ihnen geknüpft war, dann wandte sich Arundel abrupt ab und ging den Kai entlang zum Tor des Palastes zurück. Kurz darauf stieg Bolingbroke in das Boot und gab den Ruderern Befehl abzulegen, woraufhin diese ihre Stangen nahmen und das Boot vom Kai abstießen.
    Bolingbroke ging an den beiden Frauen vorbei zu Thomas hinüber, ohne auf den wütenden Blick zu achten, den Mary ihm zuwarf.
    »Nun?«, fragte er.
    Neville holte tief Luft und hoffte, dass sich in dem Moment, wenn er die Schatulle öffnete und ihre Geheimnisse erfuhr, sein Schuldgefühl verflüchtigen würde. Er griff unter die Bank und zog die Schatulle hervor.
    Sie war nicht sonderlich schwer und ließ sich ohne Schwierigkeiten bewegen.
    Bolingbroke setzte sich ebenfalls und betrachtete die Schatulle, die zwischen ihm und Neville auf der Bank stand.
    »Sie sieht so unschuldig aus, für etwas, das solche Geheimnisse und solche Macht enthält«, sagte er.
    »Ja«, erwiderte Neville. Er streckte die Hand aus, stellte erschrocken fest, dass sie zitterte, und griff rasch nach dem gewölbten Deckel der Schatulle, ehe Bolingbroke sein Zittern bemerken konnte.
    Warum empfand er nicht mehr Freude und Erleichterung, nun da die Schatulle vor ihm stand?
    Er betrachtete sie und richtete seine ganze Aufmerksamkeit darauf.
    Warum jubilierten die Engel nicht?
    Marys leises, beruhigendes Murmeln lenkte Neville ab…
    Die Schatulle… die Schatulle…
    Bolingbroke hatte recht. Sie wirkte äußerst harmlos. Sie schien aus geschnitztem Ulmenholz zu bestehen und hatte Messingbeschläge, sonst war jedoch nichts Besonderes daran zu erkennen, wenn Neville nicht gewusst hätte, was sie enthielt.
    Die Geheimnisse der Engel. Die Wahrheit.
    Die Mittel, mit deren Hilfe er die Dämonen, die sich unter die Christenheit gemischt hatten, in die Hölle zurückschicken konnte.
    Bolingbroke legte Neville warnend die Hand auf den Arm.
    »Wir öffnen sie lieber im Savoy Palace«, sagte er. »Hier ist es zu gefährlich.«
    Neville nickte, und den Rest der Bootsfahrt über konzentrierte er sich auf die Schatulle und versuchte vergeblich, Margarets Elend aus seinen Gedanken zu verdrängen.
     
     
    An der Anlegestelle des Savoy Palace stiegen sie so unauffällig wie möglich aus dem Boot, doch Katherine, Lancasters Gemahlin, befand sich gerade im Kräutergarten im Palasthof, als sie durch das Flusstor des Palastes traten.
    Katherine, die selbst während ihrer ersten Ehe mit Hugh Swynford missbraucht worden war, wusste sofort, was geschehen war.
    »Holt Lord Lancaster!«, befahl sie dem Kammerherrn ihres Gemahls, der gerade mit ihr über einige Angelegenheiten des Haushaltes beraten hatte. »Sofort!«
    Während der Kammerherr davoneilte, gesellte sich

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