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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wenn auch nur ein klein wenig… ganz gewiss nicht so viel, dass er darüber seine eigenen ehrgeizigen Ziele vergessen hätte.
    »Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass Gott Karl auserwählt haben soll«, sagte Philipp schließlich, »es sei denn, er ist unter den jetzigen Umständen die einzige Möglichkeit.«
    Katherines Mundwinkel zuckten, doch Philipp bemerkte es nicht.
    »Nicht nur Karls Knie sind weich«, fuhr Philipp fort, »sondern sein ganzes Wesen.« Er ließ den Blick wieder über das Armeelager schweifen. »Es ist nun schon fast ein Jahr her, seit die Engländer durch den Tod Eduards und des schwarzen Prinzen geschwächt wurden. Damals hat Karl nichts unternommen, außer Ausflüchte zu ersinnen, obwohl so viele Männer an seine Seite eilten. Gütiger Himmel!« Er schlug vor Wut mit der Faust gegen die Mauer neben ihm. »Warum sitzen wir immer noch sinnlos in dieser Festung herum?«
    Katherine lachte. »Wie ich meinen Bruder kenne, geht er abends ins Bett, zieht sich die Laken bis zum Kinn hoch und zittert bei dem Gedanken, dass er tatsächlich Blut vergießen müsste, um sein Königreich zurückzuerobern.«
    Philipp verzog das Gesicht. »Als wir Paris von den verfluchten Rebellen befreit haben, hat er kaum einen Finger gerührt. Ich musste alles allein machen.«
    »Ja«, sagte Katherine, ohne sich bei der Erwähnung der Pariser Rebellen etwas anmerken zu lassen. Sie hatte Etienne Marcel gut gekannt und trauerte immer noch um ihn. »Er ist ein furchtbarer Nichtsnutz, und wenn du die ganze Arbeit für ihn erledigst, warum sollst du dann nicht auch die Lorbeeren dafür ernten? Warum nicht selbst den Thron besteigen?«
    »Weil«, sagte Philipp leise, beinahe im Flüsterton, »die heilige Jungfrau Jeanne gesagt hat, Karl sei Gottes Auserwählter… und nicht ich. Wie kann ich gegen Gottes Wort aufbegehren? Man würde mich dafür auf dem Scheiterhaufen verbrennen.«
    »Und wenn sich Jeanne nun als Betrügerin herausstellte?«, fragte Katherine. »Wenn wir beweisen könnten, dass sie im Auftrag des Bösen spricht und nicht in Gottes Namen? Was dann?«
    Er sagte nichts, sondern schaute sie nur aus seinen dunklen Augen an.
    »Sollte sich Jeanne als Betrügerin erweisen«, fuhr Katherine fort, »dann würde Karl zusammenbrechen. Er würde Mutters Behauptung Glauben schenken, dass er nichts als der uneheliche Sohn eines Bauern sei, würde sich verkriechen und sich mit einem beschaulichen Leben an irgendeinem lasterhaften Hof zufriedengeben. Dann wäre der Weg frei für einen starken Mann«, Katherine streckte die Hand aus und berührte Philipps Arm, »um sich dieser Armee zu bedienen«, sie wies über die Mauer, »und den Thron zu sichern. Frankreich braucht einen starken Mann… nicht Karl. Diese Männer dort unten sind Frankreich zuliebe hier, mein Geliebter, nicht Karls wegen.«
    »Wenn Jeanne sich tatsächlich als Betrügerin erweisen sollte«, sagte Philipp nach einer Weile.
    Katherine zuckte mit den Achseln. »Sie behauptet, eine Jungfrau zu sein, aber welches gesunde Bauernmädchen in einem Armeelager kann denn überhaupt eine Jungfrau sein?«
    Philipp schenkte ihr ein anzügliches Lächeln, doch Katherine ging nicht darauf ein. »Jeanne behauptet, die Stimme Gottes und der Engel zu sein… doch welches Bauernmädchen erkennt schon den Unterschied zwischen Gottes Wort und den verführerischen Dingen, die ihr Dämonen ins Ohr flüstern?«
    Philipp wandte sich von Katherine ab und stützte sich mit den Armen auf die Brüstung, den Blick in die Ferne gerichtet.
    »Regnault de Chartres ist vor drei Tagen eingetroffen«, sagte er.
    Katherine lächelte. »Und der gute Erzbischof hegt sicherlich seine Zweifel. Er könnte ein wichtiger Verbündeter sein.«
    »Warum hasst du Jeanne so sehr, Katherine?«
    »Weil sie die Macht besitzt, all meine Pläne zunichtezumachen.«
    Philipp drehte sich wieder zu ihr um, musterte sie und hob ihr Kinn ein wenig an. »Und was passiert, meine Liebe, wenn du einmal der Meinung sein solltest, ich hätte die Macht, deine Pläne zunichtezumachen? Wenn du glaubst, ich würde dir im Weg stehen?«
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hoffe bei Gott, dass es niemals dazu kommt.«
    Er beugte sich vor und küsste sie.
    »Das hoffe ich auch«, flüsterte er. »Das hoffe ich auch.«

Kapitel Neun
     
    Die Vigil am Fest des heiligen Simon und des heiligen Judas
    Im ersten Jahr der Regentschaft Richard II.
    (Donnerstag, 27. Oktober 1379)
     
     
     
    Vierzehn Tage lang war die Burg von

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