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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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tatsächlich von Gott auserwählt ist und mit seiner Stimme spricht. Was könnten wir uns mehr wünschen«, er machte eine Geste, die nicht nur seine Begleiter, sondern den ganzen Saal mit einschloss, »als Euch als den wahren Erben des ruhmreichen Throns von Frankreich bestätigt zu sehen… als unseren König, sollte der mächtige Johann in der Gefangenschaft dem kalten Gift der Engländer erliegen.«
    »Warum zweifelt Ihr dann an Jeanne?«, rief Karl und versuchte vergeblich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen. »Will sie nicht das Gleiche, was Ihr angeblich wollt?«
    »Weil wir uns sicher sein müssen«, sagte de Chartres, dem das Wort »angeblich« gar nicht gefiel. »Wäre es nicht besser, wenn wir uns jetzt davon überzeugten, dass Jeanne tatsächlich die Wahrheit spricht, damit es später keine Zweifel gibt? Sollte nicht lieber ich sie befragen als jemand, der womöglich voreingenommen ist? Ich will nur das Beste für Frankreich, Majestät, und es wäre ein wahrer Segen festzustellen, dass sie tatsächlich die Wahrheit sagt. Wenn wir das zweifelsfrei bewiesen haben, muss Euch niemand mehr mit Fragen quälen.«
    »Tatsächlich?«, fragte Karl.
    »Tatsächlich«, erwiderte de Chartres.
    Karl sah zu Jeanne hinüber, die nun zu ihm herüberkam und neben dem Podest stehen blieb.
    Sie schenkte ihm ein ermunterndes Lächeln. »Ich habe keine Einwände dagegen, vom Erzbischof befragt zu werden, Majestät«, sagte sie. »Ich bin nur ein armes, unwissendes Bauernmädchen, und wenn ich seltsame Dinge sage, dann nur, weil Gott mir diese Worte eingegeben hat. Wenn mich der Erzbischof befragen will«, sie drehte sich um und wandte sich direkt an de Chartres, »so wird Gott ihm antworten, nicht ich.«
    Jeannes Stimme war von großer Macht erfüllt, und de Chartres wurde blass und wollte gerade etwas erwidern, als Isabella von Bayern sich einmischte.
    »Ihr Herren«, sagte Isabella, erhob sich von ihrem Stuhl und ging zu Jeanne hinüber, bis sie nur noch eine Armlänge von ihr entfernt stand. Sie würde nicht zulassen, dass diese unwissende Kindfrau sie übertrumpfte. »Das ist gut gesprochen, und es freut mich, dass der Erzbischof Gelegenheit erhalten soll, herauszufinden, ob Jeannes Worte von Gott stammen oder die verführerischen Einflüsterungen des Teufels sind, doch ich spreche als Frau und als solche hege ich meine eigenen Zweifel an dem, was das Mädchen behauptet.«
    Während Isabella sprach, wanderte Jeannes Blick zwischen ihr und Katherine hin und her. Sie wusste, was Karls sündige Mutter als Nächstes sagen würde.
    »Dieses unwissende Bauernmädchen sagt«, fuhr Isabella fort, »sie sei eine reine und unbefleckte Jungfrau und könne deshalb mit der Stimme der Tugend sprechen. Aber, ihr Herren«, Isabella breitete die Hände aus und zuckte leicht mit den Achseln, »ist sie nicht mit Männern unterwegs gewesen und hat viele Nächte mit ihnen verbracht, ohne eine Anstandsdame an ihrer Seite zu haben? Lebt sie nicht jetzt in einer Burg, die starke Männer mit fleischlichen Gelüsten beherbergt? Sie ist ein junges, gesundes Mädchen, und es wäre nur natürlich, wenn sie den Schmeicheleien des einen oder anderen Mannes in dieser Burg erlegen wäre.«
    »Sie ist nicht wie Ihr, Mutter!«, schrie Karl und sprang auf.
    Isabella verzog verächtlich das Gesicht. »Man hört allenthalben«, sagte sie, »dass sie dich nicht nur mit Worten unterstützt, Karl!«
    »Ja!«, rief eine Stimme aus dem hinteren Teil des Saals. »Ich habe mit dieser Jeanne schon oft das Lager geteilt, und ich schwöre bei Gott, dass sie längst keine Jungfrau mehr war, als ich sie in mein Bett geholt habe!«
    Isabella atmete erleichtert auf. Der Wachmann hatte genau zum richtigen Zeitpunkt gesprochen… ihr Geld war gut angelegt gewesen.
    »Ihr lügt«, sagte Jeanne mit ruhiger Stimme, die dennoch durch den ganzen Saal hallte. Sie richtete ihre Blicke auf den Wachmann, der das Wort ergriffen hatte, und rief: »Und für Eure Lügen und Eure verdorbene und feige Seele wird Gott Euch noch vor Ende dieses Tages zur Rechenschaft ziehen.«
    Der Wachmann, der gerade eine obszöne Geste machen wollte, erstarrte. Dann erinnerte er sich jedoch daran, wie viel Isabella von Bayern ihm bezahlt hatte und dass er ihren Zorn mehr fürchtete als Gottes Vergeltung, und vollendete die Geste mit mehr Nachdruck, als er ursprünglich vorgehabt hatte.
    Jeanne blickte ihn unverwandt an, und den Wachmann überkam erneut ein Angstgefühl und er trat stolpernd in

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