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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Getuschel und versteckten Andeutungen erfüllt, während der Erzbischof Regnault de Chartres und sein Gefolge Karl und Jeanne genau beobachteten, ehe die Zweifler sich offen an den Dauphin wandten.
    Und ihre Worte gefielen ihm ganz und gar nicht.
    Karl saß auf einem Holzstuhl im Burgsaal, sichtlich unruhig angesichts der Abordnung, die sich bei ihm eingefunden hatte. An ihrer Spitze stand der große, hagere Erzbischof, die schmalen Hände vor der Brust gefaltet und würdevoll in schwere Gewänder gehüllt. Er trug die Insignien seines Amtes. Hinter ihm hatten sich einige Geistliche versammelt – Priester, Mönche und ein paar Ordensbrüder –, mehrere Würdenträger von Karls Hof und einige der ranghöchsten Offiziere König Johanns, die sich Karl in La Roche-Guyon angeschlossen hatten.
    Alle trugen ernste und ehrerbietige Mienen.
    Karl ließ den Blick bis zum anderen Ende des Saals wandern. Doch dort standen nur einige Wachtposten, von denen keine Hilfe zu erwarten war.
    Karls Augen glitten nach links.
    Dort saß seine Mutter in einem mit aufwändigen Schnitzereien verzierten Eichenholzstuhl. Sie stützte sich auf die Armlehne, ihr Kinn ruhte in der gewölbten Hand, und ihre Augen funkelten vor Spott.
    Er wusste, was sie dachte: Ein Mann von edler Herkunft wüsste, was er auf diese Anschuldigungen zu erwidern hatte. Doch der uneheliche Sohn eines Bauern würde sich genauso winden wie du… einen Bastard erkennt man an seinem Verhalten.
    Karl erschauerte und wandte den Blick von Isabella ab. Neben seiner Mutter stand seine Schwester Katherine und beobachtete ihn ruhig. Ihre Gedanken vermochte er nicht zu erraten, doch Karl wünschte sich verzweifelt, er würde ein wenig von ihrer Gelassenheit besitzen.
    Philipp stand zwischen seiner Mutter, seiner Schwester und Karl selbst, und als er Karls Blick bemerkte, nickte er ihm aufmunternd zu.
    Doch er sagte nichts und unternahm auch sonst nichts, worauf Karl insgeheim gehofft hatte… obwohl er wusste, dass er Philipp dafür gehasst hätte, weil dieser damit erst recht seine Schwäche bewiesen hätte.
    Karl holte tief Luft und es gelang ihm, die Tränen zu unterdrücken, die in ihm aufsteigen wollten. Warum musste der Erzbischof ihm solche Schwierigkeiten bereiten?
    Dann blickte er, kaum zur Überraschung der Anwesenden, zu dem Mädchen Jeanne hinüber. Sie stand zu seiner Linken, unter einem Wandbehang, auf dem die Jungfrau mit dem Kind zu sehen war.
    Karl versuchte aus der Symbolik neue Kraft zu schöpfen, doch er wurde dadurch nur noch nervöser. Mit jedem Tag kamen mehr Männer nach La Roche-Guyon, und es gab Gerüchte, wonach es schon bald genug für eine ganze Armee seien, mit deren Hilfe man den Süden Frankreichs von den Engländern zurückerobern könnte.
    Warum sind sie mit Paris nicht zufrieden?, dachte Karl. Warum müssen wir unser Leben aufs Spiel setzen, um auch noch den verfluchten Süden zurückzuerobern? Wir könnten doch sicher zu einer zufriedenstellenden Einigung mit den Engländern gelangen! Sie könnten Aquitanien und die Gascogne behalten und wir die nördlichen und schöneren Gebiete. Das wäre doch gewiss ein vernünftiger Plan…
    Jeanne bemerkte Karls Blick und schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln, legte die Hand auf die Brust und verneigte sich vor ihm.
    Sie wird noch mein Untergang sein!, dachte Karl und verlor den Kampf gegen die Tränen. Die Ereignisse gerieten völlig außer Kontrolle…
    Er blinzelte, während ihm eine einzelne Träne über die Wange lief, und wandte sich dann an den Erzbischof. »Verehrter Erzbischof von Reims, wie könnt Ihr solche Zweifel äußern? Ist es denn nicht offensichtlich, dass Jeanne von Gott auserwählt ist und mit seiner Stimme spricht?«
    Karl konnte sich zwar durchaus vorstellen, dass es ihm besser ginge, wenn Jeanne als Betrügerin entlarvt würde… doch in diesem Moment bereitete ihm der Erzbischof mit seiner Abordnung noch mehr Unbehagen als die Jungfrau. Er sah zu Philipp hinüber und stellte erleichtert fest, dass der König von Navarra ihn nicht auslachte.
    Regnault de Chartres unterdrückte ein Seufzen und fragte sich, warum Gott in seiner Weisheit ihnen nicht einen willensstärkeren Prinzen geschickt hatte, um die verhassten Engländer zu vertreiben. Die Tatsache, dass das Bauernmädchen Jeanne diesen feigen Nichtsnutz unterstützte, ließ sie ihm umso verdächtiger erscheinen.
    Gott wusste es doch gewiss besser?
    »Majestät«, sagte de Chartres, »wir hoffen alle sehr, dass Jeanne

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