Diener des Boesen
bitter und verzweifelt wie Neville in Lancasters Morgenzimmer.
»Die falsche Schatulle sagt Ihr? Nun, mein lieber Gemahl, vielleicht sollte ich mich dann noch einmal schänden lassen – oder zwei- oder dreimal, wenn das nötig sein sollte –, damit ihr Gelegenheit habt, auch noch die hintersten Ecken von Richards Gemächern nach der richtigen Schatulle zu durchsuchen.«
»Ich werde dich nicht noch einmal um so etwas bitten!«
»Es reicht schon, dass du mich einmal darum gebeten hast, Tom.«
Er ließ den Kopf hängen und begann zu weinen. »Margaret, es tut mir leid…«
»Nein, das tut es nicht. Ist das nicht die Aufgabe, für die die Engel dich auserwählt haben? Den großen frommen Geistlichen, der kaltherzig genug ist, um im Namen seiner göttlichen Mission selbst Unschuldige den Flammen zu überantworten?«
Thomas hob den Kopf. »Margaret, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich meine Tat bereue!«
Sie sah die Tränen, die ihm die Wangen hinunterliefen und stellte dann fest, dass es sie nicht bekümmerte. Nicht heute Abend. Heute Abend wollte sie nur dem traurigen Gedanken daran nachhängen, was hätte sein können, und sich dem Hass hingeben, den sie für ihn empfand.
»Und wie geht es nun weiter?«, fragte sie leise.
Er streckte zögernd die Hand aus und legte sie auf die ihre, die auf Rosalinds Köpfchen lag.
Sie zog die Hand nicht weg, doch Neville spürte, wie sie erstarrte.
»Morgen brechen wir nach Kenilworth auf«, sagte er. »Das ist ein schöner Ort, und du wirst dort von Menschen umgeben sein, die dich lieben.«
»Werden Mary und Katherine dort sein? Und Rosalind? Kann ich Agnes mitnehmen?«
»Ja, natürlich.«
»Dann werde ich tatsächlich von Menschen umgeben sein, die mich lieben.«
Neville zuckte erneut zusammen.
»Ich wünschte, es gäbe keine Männer auf der Welt«, sagte Margaret mit tonloser Stimme. »Dann würde es weder Schmerz noch Leid geben.«
Darauf wusste Neville nichts zu erwidern.
Bolingbroke kam spät am Abend zu ihr. Sie öffnete die Augen und sah ihn neben ihrem Bett stehen.
Katherine, die die Nacht an ihrem Bett verbringen wollte, saß ein paar Schritte entfernt auf ihrem Stuhl und schlief fest. Es hatte Bolingbroke einige Mühe gekostet, sie mit einem Zauber zu belegen.
Sie betrachtete sein Gesicht, das in der Dunkelheit kaum zu erkennen war. Von der Nase bis zum Mund hatten sich Falten der Erschöpfung hineingegraben, und unter den Augen hatte er dunkle Ringe.
In seinem Blick lag tiefe Trauer.
»Und, ist der Tag zu Eurer Zufriedenheit verlaufen, mein Lord?«, fragte sie.
Er presste die Lippen aufeinander. »Wir können beide zufrieden sein«, sagte er. »Wir haben unser Ziel erreicht.«
»Ich glaube nicht, dass ich seine Liebe will«, sagte sie. »Jetzt nicht mehr.«
»Wir müssen zu Ende führen, was wir begonnen haben, Margaret. Das weißt du. Außerdem hast du dem Plan zugestimmt. Du wolltest Nevilles Liebe erringen.«
Sie verzog das Gesicht. »Ich habe ›zugestimmt‹? Du hast mich mit deinem Ehrgeiz dazu gezwungen, Hal. Ich habe es damals eine abscheuliche Täuschung genannt, und dieser Meinung bin ich immer noch.«
Er sagte nichts dazu, doch er blickte ihr fest in die Augen.
Sie seufzte und sah auf Rosalind hinab, die in ihren Armen schlief. Sehr vorsichtig legte sie das Kind neben sich, schob die Bettdecke zur Seite und stand unter großen Schmerzen auf.
Sie war vollkommen nackt.
Bolingbroke sog scharf die Luft ein, doch Margaret achtete nicht auf ihn. Auf einem Tisch in der Nähe brannte eine Öllampe, und Margaret ergriff sie und hielt sie so, dass das Licht auf ihren Leib fiel.
»Siehst du, was sie mir angetan haben, Hal?«
Sie ging auf ihn zu, ergriff seine Hand und legte sie auf eine ihrer mit Blutergüssen übersäten Brüste, führte sie dann zu den geschwollenen Abschürfungen auf ihrem Bauch und den frisch verschorften Wunden weiter unten.
»Spürst du es?«, flüsterte sie, hob abrupt seine Hand und legte sie auf seine Brust. »Spürst du es hier drin?«
»Margaret…«, sagte er mit erstickter Stimme und begann noch einmal. »Margaret, sie werden dafür bezahlen. Sie werden es teuer bezahlen.«
»Das lindert den Schmerz trotzdem nicht, mein Geliebter.«
»Es war notwendig…«
»Du wirst deinem Vater immer ähnlicher, Hal! Ich frage mich, wie du das erträgst!«
»Lancaster ist…«
»Ich spreche nicht von Lancaster. Ich rede von deinem wahren Vater, dem Ungeheuer, das Blanche geschwängert hat.«
»Du gehst
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