Dienerin zweier Herren
Tanzen aufzusetzen. Sie behauptete, die Brille würde beim Tanzen auf der Nase rutschen und zudem beschlagen oder fleckig werden, wenn sie ins Schwitzen käme.
Die ganze nächste Woche über leisteten die Zwillinge Überzeugungsarbeit und erklärten Juliane die Vorzüge von Kontaktlinsen. Sie würden das Einsetzen und Entfernen übernehmen. Schließlich gab Juliane nach und am darauffolgenden Samstag gingen sie gemeinsam zum Optiker.
Der erste Abend, an dem Antonino ihr die Kontaktlinsen einsetzen wollte, war ein einziges Disaster. Immer wenn er sich ihrem Auge näherte, machte sie es im entscheidenden Augenblick zu.
«Juliane, schau einfach nach oben, sei nicht so verkrampft und versuch nur, dein Auge einen Moment offen zu halten!» Aber auch der nächste Versuch schlug fehl.
Juliane verzog das Gesicht. «Es tut mir leid. Aber ich kann das nicht. Dieser Fremdkörper ist wie eine Bedrohung für mich.»
«Doch, du kannst», behauptete Domenico. «Weißt du was, schau einfach mich an, achte nicht auf das, was Antonino macht!»
Er beugte sich über sie und Juliane sah ihn an. Sie schluckte nervös und hielt sich verkrampft mit den Händen an den Sessellehnen fest, wie beim Zahnarztbesuch, wenn sich der Bohrer drohend nähert.
«Gut so, weit offen lassen, nicht blinzeln!», wurde sie von Domenico ermutigt.
«Geschafft!», verkündete Antonino zufrieden. «War doch gar nicht so schlimm, oder?»
«Nein, eigentlich nicht.» Juliane klappte einige Male die Lider auf und zu.
Das Einsetzen der zweiten Kontaktlinse klappte bereits im zweiten Anlauf. Während das Einsetzen der Linsen sich schwierig gestaltete, machte Juliane beim Entfernen weniger Theater. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass sie meistens schon sehr müde war, wenn sie nach Hause zurückkehrten. Jedenfalls funktionierte es von Mal zu Mal leichter.
An einem verregneten Samstag forderte Domenico gegen Abend Juliane dazu auf, sich auf das Sofa zu setzen und ihren Kopf zurückzulehnen.
«Warum?»
«Damit ich dir deine Kontaktlinsen einsetzen kann. Wir wollen heute doch noch fortgehen, oder?»
«Ach nee, wollen wir nicht lieber zu Hause bleiben? Mir ist eher nach einem gemütlichen Abend.» Sie zog die Nase kraus.
«Hmm, komm schon», maulte Antonino enttäuscht. «Das bisschen Regen ist doch kein Hindernis fortzugehen.»
«Also gut, Quälgeist!»
Juliane legte ihre Brille beiseite, setzte sich auf das Sofa, drückte die Lehne ein wenig zurück und schaute nach oben, wie sie es immer tat, wenn einer von beiden ihr die Linsen einsetzte.
Domenico reichte Antonino das Schächtelchen zum Halten, in dem sich die Linsen befanden. Aber es waren nicht Julianes gewöhnliche Kontaktlinsen. Domenico schmunzelte. Sie sahen aus wie ein paar Katzenaugen. Durchaus passend, denn Juliane war nicht immer eine zahme Schmusekatze. Wenn er an vorgestern Nacht dachte, war sie wohl eher eine Raubkatze, durch seine eigene Wildheit angestachelt. Ihre langen scharfen Fingernägel hatten Spuren auf seiner Brust hinterlassen.
Vorsichtig platzierte Domenico die erste Linse über ihrem Auge und Juliane blinzelte ein wenig irritiert. «Da stimmt was nicht, Domenico, ich sehe nichts. Ist die Linse nicht sauber?»
«Ich nehme sie dir gleich noch mal heraus und schau sie mir an. Lass mich erst die andere einsetzen. Ich hab sie schon parat.»
Ebenso vorsichtig und mit ruhiger Hand setzte Domenico die zweite Linse in Julianes Auge ein. Ihr Gesichtsausdruck zeigte Verwirrung. Sie setzte sich ruckartig auf. «Domenico, da stimmt wirklich etwas nicht. Nimm sie noch mal raus. Die Linsen sitzen nicht richtig.» Ihre Stimme klang ein wenig schrill.
«Warum? Etwa weil du gar nichts siehst, Juliane?»
In seinen Worten lag die geballte Macht des Wissens, das er gar nicht haben konnte – und ihr stockte der Atem.
«Was hat das zu bedeuten, Domenico?», stieß sie nervös hervor. Ihr Puls raste und sie merkte, wie ihr überall der Schweiß ausbrach.
Beide Männer lachten leise. Jeder nahm sie an einer Hand und gemeinsam zogen sie ihre Geliebte vom Sofa auf die Füße.
«Antwortet mir!»
Juliane schlug um sich. Sie war wütend über diese hinterhältige Idee, aber die Zwillinge hielten sie fest und drehten sie mehrmals um ihre eigene Achse.
«Was soll das? Was habt ihr vor? Ich will eine Erklärung!»
Sie entwand ihnen ihre Hände, begann panisch und verängstigt um sich zu schlagen, versuchte sie in hilfloser Gegenwehr zu kratzen.
«Ihr seid unfair! Was soll das
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