Dienerin zweier Herren
letzten Wochen waren ja soo stressig», fing Bea an und Juliane war froh, dass Bea ohne Umschweife von ihren letzten geschäftlichen Erfolgen berichtete. Vielleicht war es ja gar nicht nötig, ihr heute von ihrem Umzug und den großen Veränderungen in ihrem Leben zu erzählen. Beas Redeschwall prasselte ohne Unterlass auf Juliane nieder. Obwohl sie das gewöhnt war, dachte sie diesmal mehr als sonst, dass Bea ganz schön anstrengend war. Vielleicht hatte sie deshalb kein Glück mit einer festen Beziehung. Wer sollte dieses Gequassel denn tagtäglich aushalten? Sie lächelte bei diesem Gedanken. So sehr sie ihre Freundin mochte, sie war nicht einfach.
Bea runzelte die Stirn. «Hörst du mir überhaupt zu? Du bist heute so komisch, so – anders! Ist irgendwas?»
Juliane schmunzelte. Auf einmal verspürte sie Lust, langsam, aber nur ganz langsam mit ihren neuesten Informationen herauszurücken. «Ach nee, wieso?»
«Du sagst gar nichts.»
Juliane lachte. «Wie soll ich denn was sagen, wenn du die ganze Zeit wie ein Maschinengewehr redest.»
«Schmarrn. Lenk nicht ab! Das ist nicht der Grund. Sonst hast du mich doch auch unterbrochen, wenn es dir zu viel wurde, oder wenigstens mal einen Kommentar abgelassen. Heute nippst du nur an deinem Kaffee und …» Bea musterte Juliane mit stechendem Blick. «Du siehst so entspannt aus, so glücklich – ganz anders als beim letzten Mal.» Sie riss die Augen weit auf. «Ha, da kann ja nur ein Mann im Spiel sein!»
Juliane versuchte einen möglichst nichts sagenden, unschuldigen Gesichtsausdruck aufzusetzen. «Ich bin umgezogen», erwiderte sie mit nüchternem Tonfall. Ein Dank den Mobiltelefonen und dass Bea nie versucht hatte, sie auf ihrem Festnetzanschluss zu erreichen. Sonst wäre ihr schon längst aufgefallen, dass dieser abgemeldet war.
Bea schien irritiert. «Ah, das ist alles? Und warum? Deine Wohnung war doch ganz hübsch.»
«Abwechslung ist doch auch mal ganz schön.»
«Man zieht nicht aus Langeweile um. Schon gar nicht du!» Beas Hand machte eine wegwischende Bewegung. «Spann mich nicht länger auf die Folter. Was hast du in den letzten Wochen angestellt?» Es war nicht zu übersehen, dass sie vor Neugierde fast platzte.
«Nun ja, ich hab gedacht, ich mach mal was ganz Verrücktes.» Julianes Herz klopfte wie wild. Hoffentlich brüllte Bea nicht durch das ganze Lokal, wenn sie gleich die Wahrheit erfuhr.
Beas Finger trommelten auf die Tischplatte und sie beugte sich ein wenig vor. «Nun sag schon, mach es nicht so spannend.»
Juliane lehnte sich zurück und zupfte ihre Bluse zurecht. Es tat richtig gut, Bea zappeln zu lassen.
«Juliane!»
«Erinnerst du dich an die Zwillingsbrüder?»
Bea dachte kurz nach, dann nickte sie.
«Ich dachte, ich bin mal unvernünftig. So wie du.»
Bea runzelte die Stirn. «Und das heißt im Klartext?»
«Das sind meine beiden neuen Lover.»
Juliane genoss Beas Mienenspiel, das zunächst Ungläubigkeit ausdrückte, sich dann aber zunehmend aufhellte.
«Du?», stieß sie schließlich hervor. «Du bist mit – beiden zusammen? Das glaube ich nicht.» Ihre Stimme klang heiser und Juliane war erleichtert, dass sie nicht laut damit herausprustete.
Bea schüttelte den Kopf. «Ach was, du verarschst mich. War übrigens ein guter Joke, haha. Und nun raus mit der Wahrheit.»
«Bea, es ist wahr! Ich konnte mich nicht zwischen Antonino und Domenico entscheiden, und die beiden ebenso wenig. Ich bin bei den beiden eingezogen und wir lieben uns in einer Liaison zu dritt. Ich schwöre, es ist die Wahrheit!»
Es dauerte ein wenig, bis Bea wieder etwas sagte. «Du. Ausgerechnet du kaperst dir die zwei attraktivsten Männer der Stadt. Als ob nicht einer davon genügt hätte. Ich kann es immer noch nicht glauben. Erzähl mir, wie läuft das mit euch?»
Erleichtert darüber, dass ihre Beichte vorüber war, begann Juliane fröhlich, von ihrem unerwarteten Glück zu erzählen …
11
Eines Abends, als sie vom Tanzen nach Hause zurückgekehrt waren, hatten Antonino und Domenico noch eine Zeitlang im Wohnzimmer zusammen gesessen, während Juliane im Bad verschwunden war. Dabei fassten sie den Entschluss, Juliane zu Kontaktlinsen zu überreden – mit einem kleinen fiesen Hintergedanken, den Domenico seinem Bruder vorsichtig beigebracht hatte … Als Juliane eine Stunde zuvor im Flair auf Toilette gegangen war, war ihnen wieder einmal aufgefallen, wie unsicher sie sich ohne Brille bewegte. Aber sie weigerte sich nach wie vor, sie zum
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