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Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition)

Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition)

Titel: Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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andere beiseite gedrängt.
    In Wimbledon aß ich meine Mahlzeiten in meiner kleinen hölzernen Arbeitskabine und dachte mir nichts dabei. An einem besonders verrückten Tag hatte ein Schwarm Reporter versucht, Andre Agassi und seine berühmte Freundin Brooke Shields vor die Linse zu bekommen, und ich war von einem britischen Reporter umgerannt worden, der kaum »Entschuldigung« murmelte, als er mit seinen riesigen Metallinsen um den Hals weiterhastete. Mir fiel etwas ein, das Morrie mir gesagt hatte: »So viele Menschen laufen herum, die ein sinnloses Leben führen. Sie scheinen ständig im Halbschlaf zu sein, selbst dann, wenn sie damit beschäftigt sind, Dinge zu tun, die sie für wichtig halten. Das liegt daran, daß sie den falschen Dingen hinterherjagen. Der Weg, dein Leben sinnvoll zu gestalten, besteht darin, dich liebevollen Mitmenschen zu widmen und der Gemeinschaft um dich herum, und dich darauf zu konzentrieren, etwas zu schaffen, was dir eine Richtung und eine Bedeutung gibt. «
    Ich wußte, daß er recht hatte.
    Nicht, daß ich irgend etwas dafür tat.
    Am Ende des Turniers – und der unzähligen Tassen Kaffee, die ich trank, um es durchzustehen – schaltete ich den Computer aus, räumte meine Zelle leer und ging zurück zu meinem Apartment, um zu packen. Es war spät. Im Fernsehen gab es nichts als Blödsinn.
    Ich flog nach Detroit, kam am späten Nachmittag dort an,
schleppte mich nach Hause und ging ins Bett. Als ich aufwachte, hörte ich eine Nachricht, die mich erschreckte: Die Gewerkschaft meiner Zeitung streikte. Das Gebäude war geschlossen. Am vorderen Eingang standen Streikposten, und Streikende marschierten, Sprechgesänge rufend, die Straße rauf und runter. Als Gewerkschaftsmitglied hatte ich keine Wahl: Ich war plötzlich und zum ersten Mal in meinem Leben arbeitslos, ohne Gehaltsscheck, und zudem der Gegner meiner Arbeitgeber. Gewerkschaftsführer riefen mich zu Hause an und warnten mich vor jedem Kontakt mit meinen früheren Redakteuren, von denen viele meine Freunde waren. Sie sagten mir, ich solle den Hörer auflegen, wenn sie mich anriefen und den Versuch machten, ihre Anliegen zu vertreten.
    »Wir werden kämpfen, bis wir gewinnen!« schworen die Gewerkschaftsführer, und ihre Stimmen klangen wie die von Soldaten.
    Ich fühlte mich verwirrt und deprimiert. Zwar waren das Fernsehen und die Arbeit für das Radio nette Ergänzungen, aber die Zeitung war der zentrale Punkt meiner Existenz gewesen. Wenn ich jeden Morgen schwarz auf weiß meine Geschichten sah, dann wußte ich, daß ich wenigstens auf eine Weise lebendig war.
    Jetzt war das alles nicht mehr da. Und während der Streik weiterging – den ersten Tag, den zweiten Tag, den dritten Tag –, bekam ich besorgte Anrufe, und es gab Gerüchte, daß dies sich noch monatelang so fortsetzen könnte. Alles, was
mir vertraut war, war plötzlich auf den Kopf gestellt. Jeden Abend fanden Sportereignisse statt, die ich normalerweise besucht hätte, um darüber zu schreiben. Statt dessen blieb ich zu Hause, schaute sie mir im Fernsehen an. Ich hatte mich daran gewöhnt zu denken, daß die Leser irgendwie meine Kolumne brauchten. Als ich feststellen mußte, wie leicht die Dinge ohne mich weiterliefen, war ich völlig verblüfft.
    Nachdem dies eine Woche lang so gegangen war, griff ich zum Telefon und wählte Morries Nummer. Connie holte ihn an den Apparat.
    »Du kommst vorbei, um mich zu besuchen«, sagte er, und dies war weniger eine Frage als eine Feststellung.
    »Tja. Kann ich das?«
    »Wie wär’s mit Dienstag?«
    »Dienstag wäre gut«, sagte ich. »Dienstag wäre hervorragend.«
     
     
     
    In meinem zweiten Jahr am College belege ich noch zwei weitere Kurse bei Morrie. Wir haben über den Unterricht hinaus Kontakt, treffen uns ab und zu, nur, um uns zu unterhalten. Ich hatte noch nie solche Begegnungen mit einem Erwachsenen, der kein Verwandter war, aber ich fühle mich wohl dabei, mit ihm zusammenzusitzen, und er scheint sich wohl dabei zu fühlen, sich die Zeit dafür zu nehmen. »Wo sollen wir heute hingehen?« fragt er fröhlich, wenn ich sein Büro betrete.
    Im Frühling sitzen wir unter einem Baum vor dem Soziologiegebäude, und im Winter sitzen wir an seinem Schreibtisch, ich mit grauem Sweatshirt und Adidas-Turnschuhen, Morrie in Rockport-Schuhen und Cordhosen. Jedesmal, wenn wir uns unterhalten, hört er geduldig zu, was ich alles zu erzählen habe, und dann versucht er, mir irgendeine Lebenslektion zu vermitteln. Er

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