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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bloom
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before you go go- Mädchen, weil sie das langweiligste Vögelchen war, das du dir nur vorstellen kannst. Und jetzt zur erstaunlichen Stephanie. Ich singe dir jetzt einen Song vor, und du musst raten, was ihre Spezialität war. Bist du bereit? Los geht’s.«
    Ian hob seine rechte Hand, griff nach den nicht vorhandenen Saiten seiner imaginären Gitarre und verzog sein Gesicht zu einem Grinsen, mit dem er versuchte, einen gepeinigten Rockstar nachzuahmen.

    »I got my first real six string
Bought it at the five-and-dime
Played it till my fingers bled
It was the summer of 69;«
    Ian holte tief Luft und fuhr mit seiner Darbietung fort.
    »Ich glaube, wir können uns alle vorstellen, worauf Stephanie und du es abgesehen hattet; es ist ein Bild, das ich lieber nicht zu lange vor meinem geistigen Auge sehen möchte, danke schön«, unterbrach ihn Matthew.
    »Oh, glückliche Tage, Kumpel, glückliche Tage«, sagte Ian mit einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht.
    Zum Glück fuhren sie in diesem Moment vor den Schultoren vor, bevor Ian mit der magisch-musikalischen Reise durch sein Sexleben weitermachen konnte.
    Matthew konnte gerade noch das Schild mit dem Namen der Schule erkennen, das wie vor zwanzig Jahren unverändert am Eisengitter hing. Es war ein merkwürdiges Gefühl, wieder hier zu sein. Er erinnerte sich plötzlich, wie er damals durch die Tore geschlappt war. Die Adidas-Tasche hatte über seiner Schulter gehangen, das schmale Ende seiner Schulkrawatte hatte oben aus seinem Hemd herausgeschaut, das breite Ende war ins Hemd gestopft, das bereits zur Hälfte aus dem Hosenbund hing, und seine Haare waren der Mode entsprechend lang gewesen. Seinen Arm hatte er – natürlich – um Katys Schulter gelegt. Er hatte, dachte er mit einem plötzlichen Stich, damals irgendwie cool ausgesehen. Und es war irgendwie unvorstellbar, dass sich dieser Teenager mit dem angeberischen breiten Gang in diesen Mann verwandelt hatte, der nun die Standard-Uniform aller Männer mittleren Alters trug: ein blau kariertes Hemd und Stoffhosen mit Aufschlag.

    »Gut, schauen wir mal, was uns erwartet!«, rief Ian begeistert, als er seinen schwerfälligen, alkoholseligen Körper gegen die Tür der Aula schleuderte und damit das Poster HERZLICH WILLKOMMEN IN DER DOVE-VALLEY-SCHULE heftig zum Schaukeln brachte.
    Matthew musste beim Anblick, der sich ihnen eröffnete, unwillkürlich lächeln, denn es war wirklich, als hätten sie eine Zeitreise in die Vergangenheit unternommen. Die norwegische Popgruppe A-Ha dröhnte aus der Disco am hinteren Ende des Saals, und die bunten Lichter kreisten hektisch.
    Die Tanzfläche war zu dieser Zeit des Abends natürlich die alleinige Domäne der Mädchen, während sich die Jungs um die Bar drängten und nervös auf die Frauen schauten, die so gefährlich aussahen, als könnten sie den nächstbesten Mann jeden Moment auf die Tanzfläche zerren. Nur eines war auffällig anders: die Kleidung. Die Szene wurde von knappen schwarzen Kleidern, durchsichtigen Seidenstrümpfen, perfekt manikürten Händen und wunderbar gestylten Frisuren beherrscht, frisch vom Friseur. Keine Schulterpolster, keine Neonfarben, keine Netzklamotten, keine Ketten, keine Spitze, keine Lederkrawatten und keine Seidenhemden. Aber aus dem Blick der meisten Leute zu schließen, konnte das elegante Erscheinungsbild die vielen Unsicherheiten der Teenagertage nicht verbergen, die mit einem Mal wieder auferstanden waren, um die Partygäste an ihrem alten Tummelplatz heimzusuchen.
    »O mein Gott, bist du das wirklich? Du siehst umwerfend aus!«, hörte Matthew plötzlich Ian ausrufen. »Noch hinreißender als zu Schulzeiten. Und übrigens, ich bin Ian, falls du zu schüchtern bist zuzugeben, dass du dich
nicht mehr an meinen Namen erinnern kannst. Ian Robinson. Ich bin erst im vierten Jahr auf die Schule gekommen. Weißt du noch, dass wir Mathe zusammen hatten? Hatte damals in der Tat von den hinteren Bänken im Klassenzimmer ein Auge auf dich geworfen. Wir hatten so einen total langweiligen Lehrer, wie hieß er noch?«
    »Mr. Hopkins«, antwortete die verwirrte, ziemlich pummelige Frau in einem ausgesprochen weit ausgeschnittenen Kleid leise dem schwachsinnigen Schwätzer, zu dem Ian heute Abend offensichtlich mutiert war.
    »Ja, genau der! Gott, er war so langweilig, dass es mir schier die Schuhe ausgezogen hat. Trotzdem muss etwas in meine Birne reingegangen sein, sonst wäre ich heute nicht der erfolgreiche Finanzberater, der ich bin, oder?

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