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Dienstags ist sie nie da - Roman

Dienstags ist sie nie da - Roman

Titel: Dienstags ist sie nie da - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Bloom
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Also, darf ich dir einen Drink holen – als Dank für dein Lächeln, das meine Mathestunden erhellt hat? Sag nichts, du trinkst bestimmt Cola mit Bacardi? Mit diesem exotisch-dunklen Latino-Aussehen bist du sicherlich Rumtrinkerin. Folgen Sie mir, junge Frau!«
    Ian winkte Matthew zu und verschwand im Gedränge rund um die Bar, und die pummelige Frau folgte ihm wirklich, überrascht, aber überaus erfreut.
    Alleingelassen, begann Matthew sich die Gesichter in seiner Umgebung genauer anzusehen. Manche erkannte er sofort, bei anderen hatte er keinen Schimmer, um wen es sich handeln könnte. Ihm wurde bewusst, dass er mit niemandem von der Schule in Kontakt geblieben war, was vermutlich daran lag, dass Katy und er in ihren letzten Jahren buchstäblich aneinandergeklebt waren, so dass er nicht viel Zeit mit anderen verbracht hatte.
    »So, so, dass du die Dreistigkeit besitzt, dich hier sehen zu lassen«, sagte plötzlich eine Stimme links hinter ihm.

    Matthew drehte sich um und sah das angedeutete vertraute Grinsen von Jules Kettering. Sie war Katys beste Freundin in der Schule gewesen und hatte ihn mit tiefster Verachtung gestraft, denn sie war überzeugt, dass Matthew ihr die beste Freundin ausgespannt hatte. Er hatte immer den Verdacht gehabt, dass sie lesbisch sein könnte und Katy insgeheim für sich selbst hatte haben wollen.
    »Jules, wie geht es dir? Strahlendes Lächeln, wie immer, wie ich sehe«, sagte Matthew.
    »Dein Anblick ist ausreichend, um jedermanns Laune einen Dämpfer zu verpassen.«
    »Ach, wie die Jahre vergehen, wenn man alte Freunde trifft«, meinte er mit einem süßen Lächeln.
    »Du und ich waren nie Freunde – und schon ganz bestimmt nicht nach dem, was du Katy angetan hast«, griff Jules ihn an.
    »Ach komm, das ist doch ewig her«, sagte Matthew bestürzt.
    »Trotzdem war es ein Riesenschlamassel. Es wundert mich, dass sie heute überhaupt kommen wollte – auf die Gefahr hin, dich hier zu treffen.«
    »Willst du damit sagen, dass sie hier ist?« Matthew schnappte nach Luft. Er merkte, wie sein Herz etwas Merkwürdiges tat. Es kam ihm vor, als würde es sich ein wenig zusammenziehen, und dann fühlte es sich an, als wolle es versuchen, durch seinen Hals nach draußen zu entkommen.
    »Natürlich. Aber sie wird nicht zulassen, dass ein Schwein wie du ihr die Erinnerungen an ihre Schulzeit ruiniert«, spie Jules hervor.
    »Charmant wie immer. Also, wo ist sie?«, fragte er und sah sich hektisch um.

    Er konnte nicht glauben, dass er sie gleich wiedersehen würde. Nach all den Jahren.
    Sie hatten seit der Nacht, in der sie ihn am College überrascht hatte, nicht mehr miteinander gesprochen. Eine Erinnerung, bei der es ihn fröstelte. Er hatte sie natürlich angerufen, mehr als zwei Wochen lang, aber sie hatte sich geweigert, mit ihm zu reden. Dann hatte er alle Kassetten, auf denen er je Musik für sie zusammengestellt hatte, in der Post gefunden, zertrampelt, kaputt, ein Bandsalat. Da wusste er, dass es vorbei war. Katy hatte diese Kassetten geliebt. Sie hatten sie immer wieder in ihrem Schlafzimmer und auf allen möglichen Parkplätzen auf dem Rücksitz des Autos seines Vaters gehört, während sie aneinander herumfummelten. Als die Plastiksplitter und die wirren, glänzenden braunen Bänder überall auf dem Boden verteilt herumlagen, bemerkte er einen etwas verblassten Aufkleber, auf dem in seiner schlampigen Handschrift mit blauem Kugelschreiber KATYS UND MATTHEWS MUSIK geschrieben stand. Da wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Er hatte ihr diese Kassette am letzten Abend geschenkt, ehe sie beide zu ihren Colleges aufgebrochen waren: er nach London und sie nach Manchester. Sie hatten in ihrem Zimmer gesessen und diese Musik gehört, während sie die meiste Zeit geweint und er die meiste Zeit versucht hatte, seine Tränen zurückzuhalten. Dann war The Jam gelaufen, und sie waren die volle Spiellänge von Going Underground hysterisch lachend auf und ab gehüpft. Am Ende hatten sie »einen Moment, wie es ihn eigentlich nur im Film gibt« erlebt, als sie schwer atmend auf dem Bett zusammengesackt waren und sich tief in die Augen geblickt hatten.
    Er erinnerte sich daran, dass er ihr gesagt hatte, dass er
sie liebe und dass drei Jahre schnell vorbei wären und ihnen dann die Welt zu Füßen läge. Bis tief in die Nacht hatten sie weitergeredet und ihre Zukunft geplant und geschmiedet. Er konnte sich immer noch daran erinnern, wie sie ihm atemlos erzählt hatte, dass sie sich schon ihr

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