Dienstags ist sie nie da - Roman
Traumhaus vorstellen konnte, das sie kaufen würden, sobald sie beide ihren Abschluss gemacht und – wieder zurück in Leeds – gute Jobs gefunden hätten. Sie hatte sich eine umgebaute Scheune mit dicken Eichenbalken, die über einer riesigen Lounge mit doppelter Raumhöhe thronten, ausgemalt, eine Küche mit einem Aga-Herd, neben dem ein Rudel Hunde schlafen konnte, und ausreichend Zimmer, damit all ihre Freunde sie besuchen und übernachten konnten, selbst wenn sie später Kinder hatten. Er erinnerte sich an eine Zeit, in der er überrascht festgestellt hatte, dass ihn der Gedanke an Kinder nicht aus der Fassung gebrachte, selbst als Katy ihn informiert hatte, dass sie zwei haben würden: einen Jungen namens Jacob und ein Mädchen namens Eloise. Aber all das hatte damals so wunderbar unausweichlich gewirkt, dass es keinen Grund zur Panik gegeben hatte.
Sie hatten es geschafft, sich jedes zweite Wochenende zu sehen, und hatten die Zugfahrt abwechselnd auf sich genommen. Aber in Matthews Kopf begann sich dann langsam etwas zu verändern. Seine neuen Freunde organisierten gern Unternehmungen an den Wochenenden, an denen er mit Katy zusammen war, und er hatte das Gefühl gehabt, etwas zu verpassen.
Darüber hinaus hatte die Einführungswoche mit einem Bumms begonnen – für manche der Jungs, die auf seinem Stockwerk im Studentenheim wohnten, ganz im wörtlichen Sinn. Von den engen Grenzen ihrer Eltern befreit,
die ihnen im Nacken saßen, hatte es den Anschein gehabt, als wäre Sex nun locker verfügbar, und zwar entweder bei den Studentinnen oder bei den mit Ultraminis bekleideten einheimischen Mädchen, die immer noch dachten, einen Studenten zu vögeln wäre cool. Natürlich hatten sie alle versucht, einander mit detailreichen Geschichten, wer am weitesten gegangen war, auszustechen, wenn sie am Morgen danach in die Küche gestolpert kamen, um mit ihren Eroberungen zu prahlen.
Matthew, der Einzige, der damals eine Freundin gehabt hatte, war gezwungen gewesen, still am Rand des Geschehens zu sitzen, während das Geplänkel ihm um den Kopf schwirrte. Die Tatsache, dass er und Katy nicht oft miteinander Sex gehabt hatten – vielleicht drei oder vier Mal – und dass es nicht die erschütterndste Erfahrung auf Erden gewesen war, die sie beide eigentlich erwartet hatten, war dabei auch keine Hilfe. Er hatte keine Ahnung, was er falsch gemacht hatte, aber es war irgendwie nicht richtig gelaufen. Katy hatte eher vor Schmerz gestöhnt, denn aus Ekstase. Sie hatten nicht darüber gesprochen, sondern das Thema vermieden, beide verlegen wegen ihrer mangelnden Erfahrung. Tief im Inneren hatte er gewusst, dass sie vermutlich nur ein wenig Übung brauchten, aber er war immer frustrierter geworden, weil alle Freunde den Eindruck machten, als hätten sie den Spaß ihres Lebens.
Dann war das Ende des ersten Trimesters gekommen, und Matthew sollte am nächsten Tag für die Weihnachtsferien nach Leeds zurückfahren. Es hatte eine Kostümparty in der Bar des Colleges gegeben, und er und die anderen Jungs hatten sich entschieden, als Rentiere hinzugehen. Na ja, eigentlich war es ein Pferdekostüm gewesen
– sonst war im Kostümverleih nichts mehr übrig gewesen. Also hatten sie kurzerhand ein Geweih und eine rote Nase hinzugefügt, um die Optik zu vervollständigen. Er hatte den kürzeren Strohhalm gezogen und war somit für das Hinterteil des Tieres zuständig, was ihm aber nichts ausmachte, solange er ausreichend mit Alkohol versorgt wurde.
Nach einem guten Quantum Wodka war das improvisierte Rentier zusammengebrochen. Plötzlich schienen es seine Beine nicht länger zu tragen. Es war umgefallen und hatte das vordere Ende mit zu Boden gerissen.
Das Nächste, woran er sich erinnern konnte, war, dass er von der Jungfrau Maria – sonst als Emma bekannt, die im Stockwerk unter ihm wohnte – in die Höhe gehievt wurde. Ihr Kostüm war mit großem Jubel bedacht worden, da sie alles, nur keine Jungfrau gewesen war. Sie hatte das Beste daraus gemacht, dass sie nicht mehr auf einer rein katholischen Mädchenschule war, und die Gesellschaft von so vielen Männern genossen, wie sie nur konnte.
»Matty, komm schon, steh auf«, hörte er Emma durch den dicken Nebel sagen, den er um sich herum spürte.
Als Nächstes erinnerte er sich, dass Emma und ein anderer Typ aus seiner Etage ihn auf sein Bett fallen ließen.
»Ich pass auf ihn auf, damit er nicht kotzt, bevor er einschläft«, erklärte sie.
Sie begann, seinen Kopf zu
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