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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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vorschlagen wollte: auf das Eisen.
    Ein bisschen verstand er doch wirklich davon, er war in einem Werk aufgewachsen, er hatte seine Erzeugnisse verkauft. Nun also! Warum nicht?
    Die paar Hemmungen, dass er vielleicht dem väterlichen Werk Konkurrenz machen könnte, dass er mit dem Bruder geschäftlich zu tun bekommen könnte, vergingen ihm in der froheren Stimmung rasch. Es gab keine Konkurrenz mehr, alle hatten so viel zu tun, dass es kaum zu schaffen war.
    »Und du kannst dein Leben doch nicht ewig darauf einrichten, dass du dich vor deinem Bruder versteckst!«, sagte Hanne. »Wenn es mit rechten Dingen zuginge, müsste er sich vor dir verstecken – und das weiß er wahrscheinlich auch sehr gut.«
    Also bewarb sich Johannes Wiebe und bekam auch ohne weiteres die ausgeschriebene Stelle, einen viel wichtigeren Posten, als er sich hätte träumen lassen.
    »Ich glaube, sie haben gar nicht mich, sie haben meinen Namen engagiert, Hanne«, sagte er hinterher ein wenig beschämt zu seiner Freundin. »Sie haben mich gefragt, ob ich mit dem Eisenwerk Hermann Wiebe mal zu tun gehabt hätte – und als ich ›ja‹ sagte, war ich engagiert, ohne Frageund ohne Zeugnisse. Vielleicht wissen sie sogar, wer ich bin ...«
    »Und was schadet das, Hannes?«, fragte Hanne lebhaft. »Fang bloß nicht wieder mit deinen vielen Bedenken an! Du hast so lange Schwierigkeiten und Nachteile durch deinen Namen gehabt, dass du ruhig auch mal einen kleinen Vorteil mitnehmen kannst!«
    Aber er hatte nicht im Geringsten die Absicht, wieder mit seinen Bedenken anzufangen! Er war ihrer so überdrüssig – es musste endgültig mit ihnen vorbei sein!
    Und nun war auch die Kündigung bei dem herzensguten Herrn Oppermann überstanden! Auch vor der hatte sich Johannes Wiebe ein wenig gescheut, es musste den Mann doch verletzen, dass seine Hilfe, deren er sich in ihrer Schwäche erbarmt hatte, ging, sobald sie sich stark genug fühlte!
    »Unsinn, Hannes!«, hatte auch hier wieder Hanne Lark gerufen. »Du hast ihm gute Arbeit für sein Geld gegeben! So lange hat Herr Oppermann noch bei keinem Angestellten in der Kantine sitzen können wie bei dir!«
    Und siehe da, Herr Oppermann war wirklich nicht völlig verzweifelt, er hatte nicht mit Aufgabe seines Geschäftes oder mit Selbstmord gedroht, weil er diese unersetzliche Kraft verlor ... Herr Oppermann hatte einige Einwendungen gemacht, und dann hatte er friedlich »’n Abend« gesagt und war zu seinem Schoppen gegangen – es war alles halb so wild!
    Johannes Wiebe flötet gefühlvoll vor sich hin. Er wirft noch einen Blick durch das kleine Kontor (es ist alles in bester Ordnung), und nun löscht er das Licht, tritt hinaus und schließt ab.
    In der Halle, die er nun betritt, herrscht auch schon halbe Dunkelheit: es ist längst Feierabend. Die Kunden und diemeisten Händler sind schon fortgegangen, ein paar verspätete Gestalten wirken noch im Dämmern wie Gespenster herum. Hanne wird auch längst zu Haus sein ...
    Trotzdem will er noch an Hannes oder vielmehr an Pottschmidts Stand vorüber, ein- oder zweimal hat sie sich schon verspätet, und sie haben dann gemeinsam nach Haus gehen können.
    Er biegt in den Hauptgang ein, als er plötzlich von der Seite her angerannt wird, mit solcher Vehemenz angerannt wird, dass er fast hinfällt. Die kleine Gestalt des Täters – er kann ihn nicht erkennen – murrt etwas vor sich hin, was aber bestimmt wie keine Entschuldigung, sondern eher wie ein Fluch klingt und verschwindet.
    ›Nanu!‹, denkt Johannes Wiebe und reibt sich seine Schulter, die ziemlich stark schmerzt. ›Das war ja wohl unser Freund Emil Schaken! Geht der hier auch wieder um? Das muss ich doch der Hanne erzählen!‹
    Er denkt sich weiter nicht viel dabei. Emil Schaken ist nun eben ein Zeitgenosse, kein sehr würdiger – aber warum soll schließlich nicht auch er in der Halle zu tun haben.
    Siehe da! Auf dem Stand von Herrn Pottschmidt brennt wirklich noch ein einsames Licht. Herr Pottschmidt sitzt mit Hanne über Abrechnungen.
    »Na ja«, sagt er wohlwollend, denn die Geschäfte gehen alle Tage besser. »Da ist also auch der junge Mann. Zeit für Feierabend, habe ich recht?«
    »Eigentlich wohl«, sagt Johannes Wiebe lächelnd. »Aber ich warte auch gern noch eine Weile.«
    »Ja, Hannes, tu das!«, sagt Hanne. »Geh vor die Halle und rauch eine Zigarette. Es dauert wirklich nicht mehr lange.«
    »Schön«, antwortet Johannes und schickt sich an zu gehen. Er bleibt aber noch einmal stehen und

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