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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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sagt halblaut zuihr: »Ich glaube, eben hat mich Emil Schaken fast umgerannt.«
    »Emil Schaken?«, fragt Hanne ziemlich uninteressiert. »Wieso denn?«
    »Na, nur soso. Reiner Zufall«, erklärt Johannes Wiebe, und da er einsieht, dass Hanne Lark doch völlig ihren Abrechnungen hingegeben ist, verzichtet er darauf, ihr schon jetzt von dem zweiten wichtigen Tagesereignis Mitteilung zu machen, und geht.
    Dabei kommt ihm der Stand von Frau Mahling ins Auge. Auch Frau Mahling hat noch nicht Feierabend gemacht, sondern wirtschaftet wie ein unseliger Geist zwischen ihren Kisten und Körben. Mit einem »Guten Abend« will Johannes Wiebe vorbeigehen.
    Frau Mahling sieht hoch und schaut ihn an. Ihr Gesicht trägt einen solchen Ausdruck von Verwirrung und Unentschlossenheit, dass er unwillkürlich stehenbleibt.
    Sie sehen sich beide an.
    »Ach«, sagt Frau Mahling mit schwacher Stimme.
    »Ja, bitte?«, fragt Johannes Wiebe verwundert.
    »Ich ...«, fängt Frau Mahling an. Aber sie kann ihre Unentschlossenheit nicht überwinden.
    »Nein, nichts«, sagt sie und wendet sich wieder ihren Körben zu.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Frau Mahling?«, fragt Johannes Wiebe und kann sich nicht entschließen zu gehen, so sehr lagen Sorge und Kummer auf dem Gesicht von Hanne Larks Tante.
    »Sie?«, fragt Frau Mahling plötzlich heftig. »Sie mir helfen? Sehen Sie lieber zu, dass Sie der Hanne helfen, vielleicht hat sie’s bald nötig!«
    »Die Hanne? Wieso?«, fragt Johannes Wiebe erstaunt.
    Aber Frau Mahling scheint nicht gesonnen, über diese rätselhaften Andeutungen hinauszugehen, und verschwindet im Innern ihres Standes.
    So zuckt Hannes die Achseln und geht endgültig aus der Halle. Als er sich draußen die Zigarette anzündet, wird ihm klar, dass es mit der guten Stimmung vorbei ist. Es ist alles noch genauso wie vor einer Viertelstunde, nichts ist geschehen, aber die gute Stimmung ist vorbei.
    Er erinnert sich so gut des Gesichtes von Frau Mahling. Es sah so weiß aus im Licht einer einsamen Glühbirne, die an einem Draht vom Standpfosten herabbaumelte – weiß und angstvoll. Johannes Wiebe wusste ja, dass diese Frau ihn hasste – wie groß musste da ihre Angst sein, wenn sie sogar diesen Hass überwandt und sie dazu brachte, ihn anzusprechen!
    ›Sehen Sie lieber zu, dass Sie der Hanne helfen‹, hatte sie gesagt. Und noch: ›Vielleicht hat sie es bald nötig!‹
    Mit einem energischen Schwung wirft Johannes Wiebe die Zigarette fort, von der er doch nichts schmeckt. Er will zurück in die Halle, er will noch einmal versuchen, etwas Näheres von Frau Mahling zu erfahren.
    Aber dann zögert er von neuem, ihm ist eingefallen, dass eine Unterredung mit Tante Gustchen im Angesicht des Standes ihrer Nichte immer große Schwierigkeiten haben wird. Besser ist es schon, er wartet hier draußen auf sie.
    So brennt er sich vor lauter Ungeduld eine neue Zigarette an, und ehe er noch zehn Züge getan hat, hat er sich haarscharf bewiesen, dass es Unsinn ist, hier draußen zu warten.
    Er soll auf Hanne achten. Oder ihr helfen, so war es. Und hilft er ihr, wenn er hier draußen steht? Nun also! Und wieder kehrt er zurück, tritt in die Halle.
    Aber diesmal geht er nicht den Mittelgang hinunter, er wählt einen Seitengang. Womöglich sind alles nur Einbildungen, er kann unmöglich deswegen Herrn Pottschmidt und Hanne schon wieder stören. Es sähe ja so aus, als drängele er auf Feierabend.
    Langsam verschwindet er im Dunkel des Seitenganges.
    Unterdessen haben Hanne und Pottschmidt ihre Rechnungen abgeschlossen, beide sind zufrieden, beide lächeln.
    »Das flutscht, Fräulein!«, sagt Herr Pottschmidt. »Habe ich recht?«
    »Ja«, gibt Hanne zu und sieht zum Stand der Tante hinüber, in dem noch immer Licht brennt. »Der Umsatz steigt ständig. – Aber diese rumänischen Walnüsse schicken Sie mir nicht noch mal, Herr Pottschmidt. Sie sind innen alle angeschimmelt – so was ist kein Geschäft für uns!«
    »Nein«, sagt Herr Pottschmidt schuldbewusst. »Ich habe mich anschmieren lassen, sie sind zu frisch geerntet. Na, dann muss ich sehen, wie ich sie loswerde. Sie möchten nur erste Qualität verkaufen, Fräulein. Sie sind höllisch hinter guter Ware her, habe ich recht?«
    »Das haben Sie!«, sagt Hanne Lark energisch.
    »Wird er denn noch warten?«, fragt Herr Pottschmidt, der durch irgendeine Ideenverbindung von der guten Ware auf Johannes Wiebe geraten ist. »Ist ein bisschen spät geworden heute mit uns.«
    »Der

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