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Dies Herz, das dir gehoert

Dies Herz, das dir gehoert

Titel: Dies Herz, das dir gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Fallada
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Emil!«
    »Und ick versteh dir überhaupt nicht, Tante Gustchen. Du hast doch warraftig keene Ursache, von die Hanne jut zu denken! Ick hab ’n paarmal in de Halle rinjekuckt diese Tage. Du jammerst mir, Tante. Aber det is et: du bist zu edel. Sie nimmt dir de janze Kundschaft weg, und du redest noch jut über ihr ...«
    »Das Wechselgeld hat nicht Hanne gestohlen!«, sagt Frau Mahling schwächer.
    »Jenau meine Worte: du bist zu edel! Und dabei – wenn man det so beobachten tut, wie die verkooft, und denn schielt se zu dir rüber, wie de dastehst in deinem Jammer, und denn gniggert se sich heimlich eenen über dir – leid kannste einem tun, Tantchen!«
    »Ich bin nicht neidisch«, sagt die Tante wärmer. »Ich gönne jedem das Seine. Aber der Krug geht so lange zu Wasser, bis er bricht.«
    »Wat ick sare: der Krug jeht so lange ... Ick finde, an deine Stelle, bald is es nu lange jenug.«
    »Ich gönne keinem etwas Schlechtes«, wiederholt Frau Mahling ihre so oft gesagten Worte. »Der Herr bewahre mich vor der Sünde. Aber wenn der mal was geschähe, wär es nur gerecht!«
    »Nu ja«, sagt Emil Schaken gleichgültig. »Det kann ja mal sind. Warum nich? Det kann vorkommen. Nich nur olle Leute stößt wat zu ...«
    Frau Mahling schweigt. In ihr streitet es. So schlecht ist sie ja nun doch nicht, dass sie bei diesem verkommenen Menschen etwas gegen ihre Nichte Hanne Lark bestellt. So schlecht ist Frau Mahling nicht, und vor allem ist sie dafür zu feige.
    Emil Schaken sagt unterdes: »Ick arbeete jetzt uffen Bau. Steine tragen. Ooch ’n mieset Jeschäfte, det nichts einbringt wie kaputte Knochen. Und uffpassen muss man! Wie leicht fällt so ’n Stein runter, und wenn da grade eener untensteht...«
    »Ich will von so etwas nichts hören«, erklärt Frau Mahling energisch.
    »Sollste ja ooch jar nich. Und wieso überhaupt? Ick rede doch vom Bau, und die arbeetet doch in de Halle! In de Halle werden doch keene Steine nich jetragen! Oder doch?« Er lacht sein misstöniges Lachen.
    »Jetzt bist du aber still, Emil!«
    »Bin ick, Tantchen, uffs Wort. – Wat ick saren wollte, wir haben erst uffen Freitag Löhnung, und ick bin ’n bisscken knapp bei Kasse. Ick brooch nämlich durchaus ’n neuenLederschurz. Kannste mir nich mit fünfzig Märkern unter die Arme greifen, Tantchen?«
    »Du bist ja verrückt, Emil! Fünfzig Mark – nicht eine Mark gebe ich dir!«
    »Doch, det tuste, Tante. Überleg dir det mal, Tantchen. Det is doch keen weggeschmissenet Jeld«, er denkt nach, »ick jeb dir det ooch wieda!«
    »Fünfzig Mark kommen gar nicht in Frage!«
    »Na, denn zwanzig, ick bin ja jar nich so. – Jefällt dir det eijentlich jut, det se noch mit dem Jüngling von Oppermann zusammensteckt?«
    »Sie fragt nicht nach dem, was mir gefällt. Die tut, was sie will!«
    »Jesus, wat ick denke. Koofste noch bei Oppermann, Tante Juste?«
    »Ich denke ja gar nicht daran. Wo dieser junge Kerl mich bedient. Nicht sehen kann ich ihn!«
    »Ja«, sagt Emil Schaken nachdenklich. »Det is komisch. Wir müssen doch verwandt sind, Tantchen. Ick kann ihn ooch nich riechen. Sind die beeden denn noch immer so dicke zusammen?«
    »Es ist gradezu ekelhaft ...!«, erklärt die Tante mit Entrüstung. »Ich habe auch schon mit ihrem neuen Chef gesprochen, aber der ist so richtig einer vom Kurfürstendamm, der findet nichts dabei.«
    »Also liebt er ihr richtig – ick meine, den jungen Fatzken. Det muss dem doch sehr peinlich sein, wenn der wat zustößt ...«
    »Red nicht. Was soll ihr zustoßen?«
    »Det kann man nich wissen. So wat kommt vom Himmel. Wie ’n Stein.« Wieder dieses misstönende Lachen. »Also, Tantchen, denn man los, her mit dem Zwanzig-Märker!«
    »Ich habe dir schon gesagt: ich gebe dir kein Geld. Und jetzt schon gar nicht! Bilde dir bloß nichts ein!«
    »Ooch jut, Tantchen«, sagt Emil Schaken gleichmütig. »Wir sprechen uns denn mal später ...«
    Und er schickt sich an kehrtzumachen.
    »Emil«, rief die Tante, jetzt sehr erregt. »Ich sage dir noch einmal: bilde dir nichts ein! Wenn der Hanne was passieren sollte, mit einem Stein oder so – ich zeige dich selbst der Polizei an!«
    »Nee, so wat!«, sagt Emil Schaken sehr erstaunt. »Wer red’t denn von ’nem Stein. Ick habe dir doch extra jesagt, Stein kommt in de Halle nich in Frage! So wat kann da jar nich vorkommen! Na also!«
    Und damit taucht Emil Schaken in der Dunkelheit unter und lässt seine Nenntante, Frau Auguste Mahling, in wirklichen Ängsten

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