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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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Marguerite vielleicht sogar überzeugen können, dass sie wahr waren, so wie sein Vater in jenem Sommer mit den Brownings seine Mutter überzeugt hatte. Es war die schlimmste Lüge, die es gab, sie sperrte den anderen ein und machte ihn schließlich bitter, denn sie spielte mit dem übermächtigen Wunsch, dem Gesagten Glauben zu schenken. Er spürte, dass ihm die Worte Ich liebe dich  auf der Zunge lagen. Hätte er sie ausgesprochen, wenn sie nicht schneller gewesen wäre?
    »Siehst du?«, sagte sie, wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab und verschmierte ihr Make-up. »Das meine ich. Das wird mir fehlen.«
    Er schlief. Es war nach neun, als er schließlich erwachte, und dass er zuletzt vor beinahe genau einem Jahr in ebendiesem Bett so lange und gut geschlafen hatte, war vielleicht der Grund für seinen ersten, noch schläfrigen Gedanken, die vergangenen zwölf Monate seien nur ein Traum gewesen. Die Tür zum Balkon stand halb offen, genau wie am Morgen nach Kelseys Hochzeit, und draußen stand eine Frau und sprach leise in ihr Handy. Joy, dachte er, die mit Laura telefonierte und über die Verlobung mit Andy und die Möglichkeit einer Hochzeit im nächsten Frühjahr sprach. Später – sie hatten es ja nicht eilig – würden sie nach Truro fahren und versuchen, die Pension zu finden, in der sie ihre Flitterwochen verbracht hatten. Was wiederum bedeutete, dass seine Mutter noch immer in Indiana lebte und er die letzten neun Monate nicht in L.A. verbracht hatte. Es bedeutete, dass er glücklich verheiratet war, dass seine Frau ihm nie vorgeworfen hatte, er sei es nicht, und dass auch sie selbst nie etwas anderes als glücklich gewesen war. Es war eine schöne Geschichte, plausibel und zusammenhängend. Er lächelte.
    Er hörte, dass sie sich verabschiedete, hörte das Handy zuklappen und sah, dass die Balkontür geöffnet wurde. Gleich würde Joy erscheinen, und er würde sie ins Bett locken. Aber natürlich war es Marguerite, die ins Zimmer trat, gefolgt von der grausamen Wirklichkeit. Sie setzte sich auf die Bettkante und strich mit den Fingerrücken über seine Stirn. »Wenn du geschlafen hast, sieht dein Haar immer ganz komisch aus«, sagte sie. Er wollte sie gerade fragen, mit wem sie telefoniert habe, als sie sagte: »Viele Grüße von Tommy – und danke, dass du so berechenbar bist.«
    »Tommy«, wiederholte er. Wie kam es, dass jedes Mal, wenn eine Frau, die angeblich mit ihm zusammen war, heimlich telefonierte, Tommy der Gesprächspartner war? »Inwiefern berechenbar?«
    Sie fuhr ihm mit den Fingern durch das Haar, offenbar damit er weniger lächerlich aussah. »Wir haben gewettet. Ich hatte diese dumme Idee, wir könnten auf dem Rückweg einen Zwischenstopp in Las Vegas einlegen und heiraten. Er hat gewettet, dass du und deine Frau wieder zusammenkommen.«
    »Und was gewinnt er?«
    Sie lächelte wehmütig. »Er darf mich zum Essen ausführen. Er hat gesagt, ganz gleich, wie es ausgeht – am Ende hat er eine gute Frau. Er weiß bloß noch nicht, welche.«
    »Sag ihm, ich hätte gesagt, er verdient keine gute Frau.« Als hätte je ein Mann eine gute Frau verdient.
    »Ich habe außerdem die Fluggesellschaft angerufen und meinen Flug umgebucht.«
    »Warum?«, fragte Griffin, plötzlich beunruhigt. Hatte er sich nur eingebildet, er habe sich gestern Abend in der Olde Cape Lounge, als deutlich geworden war, dass ihr Entschluss feststand, widerwillig mit ihrem Vorschlag einverstanden erklärt? Sie würden in aller Ruhe frühstücken und hätten dann noch genug Zeit, um nach Logan zu fahren, von wo Marguerite nach L.A. zurückfliegen würde. Anschließend würde er nach Connecticut fahren, dorthin, wo einst sein Zuhause gewesen war und es vielleicht wieder sein würde. Dort würde er sich, wenn möglich, mit der Frau versöhnen, die er offenbar noch immer liebte. Wenn ihm das nicht gelang, wenn es zu spät war, um das Chaos, das er angerichtet hatte, in Ordnung zu bringen, hatte er immer noch sein Flugticket.
    »Na ja, die nächsten Tage soll es hier sehr schön sein«, erklärte Marguerite, »und Beth sagt, das Geschäft kommt noch ein Weilchen ohne mich aus, also …«
    »Äh …«
    »Mach nicht so ein erschrockenes Gesicht. Das alles hat nichts mit dir zu tun.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Und ich hab noch jemanden angerufen.«
    Griffin nickte. Er verstand. Unnötig zu fragen, wen sie angerufen hatte.
    »Ich will hoffen, Sie sind nett zu ihr gewesen«, sagte Harold eine Stunde später. Er

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