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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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auf steinhart gestampfter Erde errichteten Spielplatz. Um zum Meer zu gelangen, musste man die geteerte Straße überqueren und etwa achthundert Meter weit einem gewundenen Feldweg folgen, zwischen sanft gewellten, grasbewachsenen Dünen hindurch, vorbei an Häusern, die eine Million gekostet haben mussten (Können wir uns nicht leisten!). Nur eines der anderen Häuser war bewohnt, also war es wohl früh in der Saison, wahrscheinlich in der zweiten Junihälfte, denn er erinnerte sich, dass es warm gewesen war.
    »Wenigstens sind die drüben, auf der anderen Seite«, sagte sein Vater und zeigte auf die beiden Kinder, die dort spielten. Seine Eltern machten nie ein Hehl daraus, dass sie Kinder verabscheuten, und betrachteten die Tatsache, dass im Zentrum der Anlage eine verrostete Schaukel und ein Klettergerüst standen, als schlechtes Omen. Noch bevor sie das Gepäck aus dem Wagen geladen hatten, hörte Griffin, der sich in seinem winzigen Zimmer im ersten Stock die Badehose anzog, seine Mutter sagen: »O Gott, da kommen sie.« Und tatsächlich steuerte die ganze andere Familie quer über den Spielplatz hinweg auf sie zu, offenbar in der Absicht, die Neuankömmlinge zu begrüßen.
    Sie seien die Brownings, sagten sie. Die Eltern waren Lehrer irgendwo im Westen von Massachusetts und etwa so alt wie Griffins Eltern. Sie hatten einen Jungen namens Peter und ein kleines Mädchen. Mr. Browning fragte Griffins Eltern, ob sie vielleicht vorhätten, das Haus zu kaufen, und zeigte auf das Schild ZU VERKAUFEN , das an der Veranda lehnte. »Du lieber Himmel, nein!«, erwiderte Griffins Vater entsetzt. Die Häuser waren praktisch identisch, doch obwohl das Haus der Brownings ihnen zusammen mit zwei anderen Ehepaaren, die ebenfalls an ihrer Schule unterrichteten, gehörte, waren sie nicht gekränkt. Alle Häuser, sagten sie, hätten verschiedene Besitzer; außerhalb der Saison sehe ein örtlicher Hausmeister nach dem Rechten, aber die meisten würden im Sommer für mindestens ein, zwei Monate vermietet, und so gebe es hier immer eine angenehme Mischung von Feriengästen.
    »Sie sind sicher auch Lehrer«, sagte Mr. Browning und zeigte auf den Aufkleber mit dem Wappen der Universität, der auf der Heckscheibe des Wagens von Griffins Eltern prangte.
    »Universitätsprofessoren«, sagte Griffins Mutter, offenbar bestrebt, das ein für alle Mal klarzustellen.
    Mrs. Browning, eine hochgewachsene und schöne Frau mit dunklem Teint, legte ihrem Mann die Hand auf den Arm und sagte, sie seien unterwegs zum Strand und ob Griffin, da ihr Sohn und er doch ungefähr gleich alt seien, mitkommen dürfe.
    »Nur zu«, sagten seine Eltern einstimmig.
    Das war der Anfang. Im Verlauf des Tages wurden er und Peter Browning dicke Freunde. Jeden Morgen, wenn seine Eltern die Zeitung lasen (sein Vater fuhr in den Ort, um die Zeitung und frische Brötchen zu kaufen, vergaß aber regelmäßig, auch Griffins Lieblingsmüsli mitzubringen) und mit Al Fresco frühstückten, hörten sie die Moskitotür der Brownings in ihren ungeölten Angeln quietschen und Peter rufen: »Kannst du rüberkommen?«
    »Viel Spaß«, sagten seine Eltern, womit sie meinten: Lass uns in Ruhe .
    Aber Moment mal – das stimmte so nicht, jedenfalls nicht der Anfang. Als Griffin am zweiten Morgen abermals eingeladen wurde, mit den Brownings an den Strand zu gehen, sagte seine Mutter, nein, er solle bei ihnen bleiben; sie würden gleich nach dem Mittagessen selbst an den Strand gehen. Und so waren die Brownings davongestapft: Die beiden Erwachsenen trugen gemeinsam eine große Kühlbox, das kleine Mädchen (warum hatte er den Namen nur vergessen?) hüpfte vorneweg, und Peter schleppte ein großes Wäschenetz voll Handtücher und bunten Strandspielsachen und winkte enttäuscht. Griffin wollte wissen, warum er nicht hatte mitgehen dürfen, und seine Mutter erklärte, dass solche Leute für einen Gefallen immer einen Gegengefallen erwarteten, und das  Spiel werde sie nicht mitspielen.
    Zwei endlose Stunden später traten Griffin und seine Eltern, nicht annähernd so gut ausgerüstet, aus den Dünen auf den Strand. Er sah die Brownings hundert Meter weiter links. »Nach rechts, nach rechts«, sagte sein Vater, schob ihn in die andere Richtung und tat, als würde er nicht bemerken, dass die ganze Familie Browning aufgestanden war und winkte. »Sie unterrichten an einer Junior High «, sagte seine Mutter, als er fragte, warum sie nicht ein bisschen freundlicher zu ihnen seien. »Du weißt

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