Diese Dinge geschehen nicht einfach so
sehr ungeschickt, ein christlicher Fanatiker mit einer Vorliebe für die Bremse, und dieser Bruder hat sie herumkutschiert, mit schroffen Bremsmanövern und begleitet von gnadenlos lauter ghanaischer Gospel-Musik. Er ist weg. Als Fola letzten Donnerstag im MaxMart zufällig auf Benson gestoßen ist, hat sie erwähnt, dass sie jemanden braucht, und er sagte, er könne behilflich sein, aber eigentlich gefällt es ihr, sich zu verfahren, wenn sie ziellos durch die Gegend brettert, die Fenster offen, allein am Meer entlang. Sie saust zum Beispiel die La-Teshie Road hinunter, vorbei an den schwarzen Zielscheiben, dem Übungsgelände, Galgen von Ghanas letztem Coup, während der larmoyante Ozean träge auf den Seetang und auf den Plastikmüll an dem schlecht gepflegten Strand schwappt. Es könnte hier sehr schön sein, landschaftlich, wenn sich jemand darum kümmern würde, wenn es jemanden interessieren würde, dass es hier einen Ozean gibt. Es könnte großartig wie Togo sein, Cap Skirring. Doch nein, es ist Ghana, gleichgültig und reich gesegnet.
Von ihrem Liegestuhl aus betrachtet, hat das Haus echt Potential: ein Bungalow auf einem halben Acre gebaut, was man hier sehr selten findet, hat sie gehört, ein gutes Angebot; heutzutage bauen sie nur noch absolute Durchschnittshäuser auf solche Grundstücke. Das Problem ist die Helligkeit: Es sind nicht genug Fenster, und die Fenster sind nicht groß genug und gehen in die falsche Richtung. Und zum Beispiel ist der vordere Eingang eine Doppeltür aus Holz mit dünnen Glaspaneelen, statt auf den Garten hinaus zu führen. Die Fenster im Schlafzimmer sind lange, schmale Rechtecke, mit Blick auf die Büsche neben dem Haus. Das ganze Ding sieht aus, als würde es sich an seine Umgebung kuscheln, zusammengekauert, anspruchslos, die Augen fest zugedrückt, um ungestört von seinem angemesseneren Standort zu träumen (Aspen), von irgendeinem Wald in den Bergen und nicht vom üppigen Accra.
Aber trotzdem ist die Struktur nicht übel
, denkt sie, zieht träge an ihrer Zigarette und atmet blinzelnd den Rauch aus. Wenn sie ein paar Wände durchbricht und ein paar Fenster einsetzt, große Schiebefenster, vom Boden bis zur Decke, dann fängt das Haus vielleicht an zu singen.
Kweku wäre begeistert
, denkt sie, ohne Vorwarnung, und richtet sich erschrocken auf, weil ihr Bauch weh tut.
Er ist fort
, kommt als Nächstes, mit einem erneuten Tsunami, der sie packt, über sie hinwegrauscht, in ihr aufsteigt. Ein bisschen wie Wehen. Etwas, das kommt und wieder vergeht. Sie krümmt sich nach vorn, wartet, schließt die Augen.
»Madame, ist alles in Ordnung?«, ruft Mr Ghartey.
Amina kommt angelaufen, die Hände noch voller Schaum. »Madame, können wir etwas für Sie tun?«
Fola schaut die Frau an, die aus der Nähe viel hübscher ist, als sie bisher gemerkt hat. Amina blickt auf sie herunter, ehrlich besorgt. Fola spürt die Sorge und nickt lächelnd. »Ja. Würden Sie mir bitte in der Küche einen Drink mixen, Amina? Ein Viertel Wodka, aus der Gefriertruhe, nicht aus der Bar. Drei Viertel Tonic, vier große Eiswürfel. Eine Zitronenscheibe, ohne Kerne. In Ordnung?«
Amina nickt. »Ja, Madame.«
»
Vielen
Dank, Amina.«
Amina runzelt die Stirn. »Ja, Madame.« Eilt ins Haus.
Fola lehnt sich zurück, die Hand auf dem Becken. Ein neu entdeckter »Quadrant«, das untere Fünftel. Ein seltsames, tiefes Verlangen, pulsierend, fast sexuell – ja, im Grunde
nur
sexuell, registriert sie einigermaßen verdutzt. Aber warum eigentlich nicht, denkt sie, erst lachend, dann weinend, wenn er doch ihr Liebhaber war all die Jahre, und ein verdammt guter, wenn sie ehrlich ist. Das war es, was sie überzeugt hat, die pure Verzweiflung, mit der er sie geliebt hat, als wäre es sein einziger Wunsch in diesen Stunden (und Stunden: Er war achtsam und gründlich und langsam), den Dingen auf den Grund zu gehen,
allem
auf den Grund zu gehen, dem Verlangen und Begehren und dem Streben, durch das sie gelebt haben; als wollte er in die tiefsten Tiefen vordringen, ins Innerste, nackt und schwitzend, im leeren Raum schwebend.
Sie könnte nicht sagen, ob er den Grund je erreicht hat, ob er je gespürt hat, wie seine große Zehe gegen den Boden des Pools stößt, aber er tauchte die ganze Nacht, und sie hielt ihn fest, ging mit ihm, ging ihn suchen, wenn er je zu lange unten blieb. Wie in der Nacht in Boston, in dem kleinen Haus, in Mr Charlies Haus, als sie ihn beim Klappsofa fand, wo er schlafend bei Taiwo
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