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Diese eine Nacht mit dir

Diese eine Nacht mit dir

Titel: Diese eine Nacht mit dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ABBY GREEN
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„Du sagst, du hättest angerufen. Ob das stimmt oder nicht, es spielt jetzt keine Rolle mehr.“
    „Natürlich.“
    Rico klang schroff, und unwillkürlich musste Gypsy ihn ansehen. Etwas in seinen grauen Augen ließ sie den Atem anhalten.
    Mit einer abrupten Bewegung warf er seine Serviette auf den Tisch und stand auf. „Ich muss in mein Büro. Für die Veranstaltung heute Abend sind Smoking und Abendkleid vorgeschrieben. Es ist eine Wohltätigkeitsorganisation, ich bin ihr Schirmherr. Richte es so ein, dass du um sieben fertig bist.“
    Gypsy sah ihm nach, wie er mit energischen Schritten das Frühstückszimmer verließ. Ohne die vibrierende Energie, die er ausstrahlte, sackte sie in sich zusammen wie ein Luftballon ohne Luft. Sie hatte schon auf Dutzenden solcher Wohltätigkeitsveranstaltungen ihre Abende verbracht. Von vielen war ihr Vater der Schirmherr gewesen. Aber nur, weil es seinem Ego schmeichelte und ihm Steuervorteile brachte. Und weil er sich hin und wieder an den Fonds bereicherte.
    Er wurde nie erwischt, weil er einfach zu gut war und alle Tricks kannte. Und so stellte auch nie jemand Fragen. Oder man sah einfach darüber hinweg. Gypsy wusste davon. Doch um die Polizei zu informieren, hatte sie viel zu viel Angst vor seiner Rache.
    Wieder war sie in ihrer Vergangenheit gefangen. Nie wieder hatte sie Teil einer solchen Farce sein wollen, und wo war sie jetzt? Wieder mittendrin.
    Zu ihrem Erstaunen weckte die Vorstellung von einem Rico, der sich aufplusterte und wie ein Pfau der Öffentlichkeit präsentierte, gar nicht den erwarteten Ekel in ihr. Irgendwie überfiel sie das unangenehme Gefühl, dass er wieder einmal ihre Erwartungen auf den Kopf stellen würde.
    Am Abend saß Gypsy neben Rico am Kopf einer langen Tafel im glitzernden Ballsaal eines der besten Hotels von Buenos Aires. Der Saal war mehr als voll. Es ärgerte sie, dass sie sich so gar nicht ihrer Abscheu gegen diese Gesellschaft hingeben konnte. Ricos Aussehen lenkte sie immer wieder ab. Er trug einen klassischen schwarzen Smoking und sah einfach umwerfend aus.
    Mit ihrem eigenen Aussehen war Gypsy zufrieden. Ihr Haar war straff zurückgenommen und im Nacken zu einem klassischen Knoten frisiert. Sie trug ein schlichtes, bodenlanges Kleid aus dunkelgrüner Seide mit einem Wasserfallkragen. Es passte genau zu der Rolle, die sie zu spielen hatte. Und die kannte sie nur zu gut, denn ihr eigener Vater hatte sie ihr beigebracht. Er selbst gefiel sich immer in der Rolle des liebenden Papas. Allerdings nur so lange, wie sie beide sich der Öffentlichkeit präsentierten.
    Bevor sie aufbrachen, war Rico ins Schlafzimmer gekommen und hatte mit einem entsetzten Blick auf ihre Frisur gefragt: „Was hast du denn mit deinem Haar gemacht?“ Sofort wurde Gypsy wieder zum linkischen Teenager – gehemmt und überzeugt davon, dass sie nicht das richtige Aussehen für die feine Gesellschaft besaß.
    Abwehrend hatte sie die Hand an ihre Frisur gelegt. „Isobel hat mich frisiert. So sieht es doch ordentlicher aus … Für das Dinner, dachte ich …“
    „Los, komm“, meinte er nur kurz, „wir kommen sonst zu spät.“ Damit ging er hinaus. Gypsy hätte am liebsten die Tür hinter ihm zugeknallt und auch noch abgeschlossen.
    Jetzt, wo sie neben ihm saß, war sie fest entschlossen, ihm keinen Blick zu gönnen. Auch, dass ab und zu sein muskulöser Oberschenkel unter dem Tisch den ihren streifte, versuchte sie einfach zu ignorieren. Und dass es ihr gefiel, wollte sie auch nicht wahrhaben.
    Plötzlich wurde es still im Saal. Der Conferencier gab den Gästen ein Zeichen. Gypsy hörte Rico neben sich tief aufseufzen. Sie riskierte einen kurzen Blick. Sein Gesicht zeigte keine Regung, aber er presste die Lippen aufeinander. Sofort ahnte sie, dass auch er solche Veranstaltungen hasste. Diese Erkenntnis brachte sie ziemlich durcheinander. Benommen sah sie zu, wie er mit raubtierhafter Eleganz von seinem Platz aufstand und unter dem donnernden Applaus des Publikums zum Podium ging.
    Bis zu diesem Moment hatte Gypsy sich gar nicht gefragt, um welche Art von Wohltätigkeitsveranstaltung es sich handelte. Aber jetzt merkte sie, dass es um eines der Lieblingsprojekte ihres Vaters ging. Sie wurde brennend rot, und auch die alte Angst, die sie damals hatte schweigen lassen, stieg wieder in ihr auf.
    Jetzt hielt Rico seine Rede. Es dauerte nicht lange, und Gypsy war wie hypnotisiert von seinen einfachen Worten und der ehrlichen Begeisterung für diese Sache. Einige

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