Diese eine Nacht mit dir
zu freuen, dass sie jetzt noch eine Enkelin hatte.
Am meisten aber machte Gypsy zu schaffen, dass die letzten drei Tage ihr Bild von Rico völlig verändert hatten.
Bei einer weiteren Wohltätigkeitsveranstaltung hatte sie erneut feststellen können, dass er die Welt der Reichen und Schönen genauso ablehnte wie sie. Noch beunruhigender war seine Reaktion auf ihre Frisur. Wieder waren ihre Haare streng nach hinten frisiert. „Ich will dich nicht mehr mit dieser Frisur sehen“, hatte er sie im Wagen angeknurrt.
Und das, nachdem ihr von ihrem Vater jahrelang eingehämmert worden war, sie sähe aus wie eine ungepflegte Schlampe. So könne sie sich doch nicht in der feinen Gesellschaft zeigen! Mehr und mehr zweifelte Gypsy daran, dass ihre Vorurteile Rico gegenüber noch berechtigt waren. Am folgenden Tag hatte sie Isobel gefragt, ob sie den Computer im Arbeitszimmer des Hauses benützen dürfte. Und dann hatte sie das gemacht, was sie schon längst hätte tun sollen. Sie hatte im Internet über Rico recherchiert.
Je mehr sie über ihn las, desto elender hatte sie sich gefühlt. Das Urteil ihres Vaters über Rico war wohl purer Eifersucht entsprungen. Ganz im Gegenteil zu ihm wurde Rico überall als untadeliger Unternehmer hoch gepriesen. Gut, er war knallhart, aber immer fair.
In einigen Artikeln wurde sogar der Name ihres Vaters erwähnt. Es ging um seine wiederholten Versuche, Ricos Anteile an Unternehmen aufzukaufen. Rico hatte ihn abgewehrt, als wäre er nur eine lästige Fliege. Kein Wunder, dass ihr Vater ihn so gehasst hatte. Er konnte ihn nicht besiegen.
Gypsy erfuhr auch, dass Rico während seines Londoner Aufenthalts in äußerst schwierige Verhandlungen verwickelt war. Es ging darum, eine Fabrik im Norden Englands vor dem Ruin zu retten. Wenn ihm das nicht gelungen wäre, hätte das für eine ganze Region das wirtschaftliche Ende bedeutet. Aber er konnte das Unternehmen nicht nur retten, er hatte sogar neue Arbeitsplätze geschaffen.
Und ausgerechnet wegen dieser Verhandlungen habe ich ihn damals beschimpft, dachte Gypsy reumütig. Ich hatte ja keine Ahnung!
Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Rico hatte sich in einen Sessel auf der anderen Seite der Kabine gesetzt. Er legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Etwas regte sich in ihr, als sie die dunklen Ringe unter seinen Augen entdeckte. Mit einem Mal sehnte sie sich nach seiner Umarmung. Und nicht nur das. Als sie sich daran erinnerte, wie fürsorglich er am Tag zuvor Luis über das Taufbecken gehalten hatte, erwachte in ihr noch ein anderes Gefühl, das sie erschreckte.
Plötzlich öffnete Rico die Augen und erwiderte ihren Blick. Gypsy wurde rot. Beim Aufwachen heute Morgen hatte Rico mit nackter Brust neben ihr gelegen und sie genauso angeschaut, mit einem gefährlichen Funkeln in seinen Augen.
Er hatte nach dem Kissen gegriffen, das sie in die Mitte des Bettes gelegt hatte, und es quer durchs Zimmer geschleudert. Völlig verwirrt hatte sie nur noch „ Nein, Rico“ stammeln können. In ihr tobte ein Kampf der Gefühle, und sie hatte fürchterliche Angst, er könnte es bemerken.
Aber Rico hatte sich neben sie gelegt und sie mit seinem starken Arm festgehalten. Seine Haut fühlte sich heiß an. „Es heißt ‚Ja, Rico‘. Meine Geduld ist jetzt nämlich zu Ende.“
Als er ihre Widerrede mit einem Kuss erstickte, antwortete jeder Nerv ihres Körpers auf seine Zärtlichkeit. Gypsy versuchte noch, nicht auf seinen Kuss zu reagieren, aber sie konnte ihrem eigenen Verlangen nicht länger widerstehen. Willenlos öffnete sie die Lippen und gab sich ihren Gefühlen hin.
Sie umklammerte seine muskulösen Arme, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte er schon die Knöpfe ihres Pyjamas geöffnet und ihre Brüste entblößt. Gypsy zuckte lustvoll zusammen, als er mit der Hand erst über eine, dann über die andere der harten, rosigen Knospen strich.
Er beugte den Kopf und begann, an einer der Spitzen zu saugen. Keuchend warf Gypsy sich erregt in den Kissen hin und her.
Doch gerade, als seine Hand zum Bund ihrer Schlafanzughose glitt, quäkte Lola in ihrer kleinen Kammer. Rico und Gypsy erstarrten. Warteten. Das Weinen wurde lauter. Lola war wach geworden.
Frust und ungestilltes Verlangen – in Gypsy tobte ein Wirrwarr von Gefühlen. Sie schob Rico beiseite und schloss hastig die Knöpfe ihrer Pyjamajacke. Im Gehen warf sie noch einen sehnsuchtsvollen Blick zurück. Rico lag lässig da, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und
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