Diese eine Nacht mit dir
lächelte boshaft. Seine olivfarbene Brust wirkte äußerst verführerisch, und das Laken verdeckte kaum seine erregte Männlichkeit.
„Beim nächsten Mal hast du nicht so viel Glück, das verspreche ich dir“, meinte er gedehnt.
Gypsy hatte die Flucht ergriffen.
Jetzt ließ sein abschätzender Blick sie bis an die Haarwurzeln erröten. Sie wusste nicht, ob sie sich das nur einbildete, aber während der letzten Tage hatte sie ihn immer wieder dabei ertappt, wie er sie eigenartig anschaute. „Na, hast du im Internet etwas Interessantes gefunden?“, fragte er lakonisch und zog die Brauen hoch.
Gypsy wurde blass. „Was meinst du damit?“
„Du weißt ganz genau, was ich meine“, erwiderte er ohne Umschweife. „Isobel sagte mir, dass du im Internet recherchiert hast. Den Rest konnte ich mir denken. Wahrscheinlich hast du alles über mich herausgefunden. Bis auf meine Schuhgröße.“
Kein Wunder, dass er sie so angeschaut hatte. Er hatte gewusst, dass sie ihm hinterherschnüffelte. Dabei konnte sie noch nicht einmal etwas über sein Privatleben entdecken. Oder über seinen richtigen Vater in Griechenland oder darüber, was zwischen seinem sechzehnten und zwanzigsten Lebensjahr passiert war. Danach war er nämlich plötzlich wie aus dem Nichts aufgetaucht und über Nacht zum Millionär geworden.
Gypsy nahm die schlafende Lola fester in die Arme und wiegte sie. „Ich merkte, dass ich keinen richtigen Grund hatte für …“
„… deine Vorurteile. Das ist doch das Wort, nach dem du suchst, oder?“ Was er dann sagte, war ein Schock für sie. „Vielleicht haben wir beide ja das Gleiche getan. Du hast mir allerdings kaum Anhaltspunkte gegeben …“
Der Gedanke, dass einer seiner vielen Lakaien sie ausspionierte, jagte ihr Angst ein. „Über mich gibt es nicht viel zu erzählen.“
Rico beugte sich zu ihr vor. „Da bin ich ganz anderer Meinung. Du bist mir ein Rätsel. Offensichtlich bist du nicht hinter meinem Geld her. Aber die Leichtigkeit, mit der du dich auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung bewegst, sagt mir, dass du die Welt der Reichen kennst. Und doch hast du in einer Bruchbude gehaust, als ich dich fand.“
Zum ersten Mal spürte Gypsy, dass sie Rico vielleicht doch etwas über ihr Leben erzählen könnte. Aber dann stieg wieder diese Angst in ihr hoch. Trotz allem, was sie über ihn wusste, konnte sie ihm einfach immer noch nicht trauen. Er hatte doch gesagt, dass er ihr das, was sie getan hatte, nie verzeihen würde.
„Es gibt wirklich nichts über mich zu erzählen“, wiederholte sie.
Rico sah ihr so lange in die Augen, dass ihr der Atem stockte. „Warum nimmst du nicht Lola und legst dich etwas hin?“, fragte er. „Ich habe noch zu arbeiten.“
Erleichtert nahm Gypsy seinen Vorschlag an.
Nach einigen Stunden reckte und streckte Rico sich und stand auf. Die stumpfsinnige Arbeit war eher dazu geeignet, die erotischen Erinnerungen an Gypsy zu vertreiben, als dass sie wirklich nötig gewesen wäre.
Leise ging er in den hinteren Teil des Flugzeugs, um nach Gypsy und Lola zu schauen. In der Tür blieb er abrupt stehen. Ein seltsames Gefühl ließ seine Brust eng werden. Gypsy lag auf der Seite, ihre Hand lag schützend auf Lolas Brust. Arme und Beine von sich gestreckt, lag Lola ganz entspannt da. Gypsy hatte ein Kissen neben Lola gelegt, damit die Kleine nicht vom Bett rutschen konnte.
Ein wilder Beschützerinstinkt erwachte in Rico. Und der schloss alle beide ein, nicht nur das Kind. Vorsichtig legte er eine Decke über die beiden. Dann blickte er schweigend auf Gypsy hinunter.
Langsam erhielt er Informationen über sie. Und trotzdem blieb sie ihm ein Rätsel. Was er da erfuhr, brachte ihn ziemlich durcheinander. Warum zögerte sie immer noch, ihm etwas über sich zu erzählen?
Es fiel ihm immer schwerer zu glauben, dass sie ihm nichts von Lola hatte sagen wollen. Und er verstand sich selbst nicht mehr. Warum wollte er sie eigentlich nicht heiraten? Die Idee hatte doch etwas sehr Anziehendes. Er hatte nichts dagegen, eine Familie zu gründen. Wenn er ehrlich war, dann beneidete er Rafael und Isobel um ihr Glück.
In den letzten Tagen war ihm aufgefallen, wie sehr Gypsy seiner Schwägerin ähnelte. Und Isobel war gewiss keine Frau, die beschlossen hätte, ein Kind zu bekommen und dann dem Vater ohne guten Grund nichts davon zu sagen.
Und Gypsy bei seinen öffentlichen Auftritten an seiner Seite zu haben, war eine Offenbarung gewesen. Sie schien wirklich nicht das geringste
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