Diese eine Woche im November (German Edition)

Titel: Diese eine Woche im November (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner

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Heute beginnt der Gipfel der G 8. «
    Corniani mustert ihn beeindruckt. » Ich habe Ihre Fähigkeiten nicht überschätzt. Wie sind Sie dahintergekommen? «
    » Das Datum. «
    Der andere lächelt. » Diese Datumsgleichheit zeigt mir auf wunderbare Weise, dass es keinen Zufall gibt. Der Tag, an dem die Cornianis untergingen, wird nun der Tag ihres größten Triumphs. «
    » Das bezweifle ich, Signore. «
    » Wieso? «
    » Ich habe mir die Sicherheitsvorkehrungen für das Gipfeltreffen angesehen. Die Insel Albarella wurde zum Sperrgebiet erklärt. See- und Luftraum sind im großen Umkreis abgeriegelt. Auf dem Flughafen Verona wurde die zivile Luftfahrt eingestellt. Man hat 17 000 Polizisten für die Konferenz abkommandiert, verstärkt durch 2000 Soldaten der Marine. «
    » Ach das. « Corniani macht eine abfällige Geste. » Das ist alles nur Säbelrasseln und Muskelspiel. «
    » Niemand von den Trucidi könnte unbemerkt auf die Insel gelangen. «
    Der andere schmunzelt. » Außer derjenige ist schon dort. «
    Einen Moment lang schweigt Rinaldo. » Sie haben jemanden eingeschleust? «
    » Mehr als das. Meine Kontaktperson genießt absolutes Vertrauen auf dem Gipfel. «
    » Was haben Sie vor, Corniani? Was wollen Sie tun? «
    » Was ich zu tun habe, steht in den jahrhundertealten Satzungen der Trucidi. – Richte den Feind mit seinen eigenen Waffen. Den Fallensteller verstricke in seine Falle. Den Würger erdrossle. Den Henker enthaupte. « Sein Ausdruck wird ernst, ja feierlich. » Mein Feind ist der Teufel mit den vielen Häuptern: Sein Name ist Profit. Heute werden sich die mächtigsten Häupter des Profits an einem Tisch versammeln. Sie wollen ihr schändliches Treiben in der nächsten Zukunft aufeinander abstimmen. Sie bringen Armut und Elend über viele Völker und Menschen der Erde. Dabei nennen sie sich die sogenannten großen Nationen. Das ist hoffärtig, es ist schändlich. Es muss bestraft werden! «
    » Die Männer aus dem Hotel Alexandra … « , antwortet Rinaldo keuchend. » Sie stammen alle aus armen Entwicklungsländern. «
    » Nicht aus freien Stücken. Ihre Länder werden gewaltsam arm gehalten « , erwidert Corniani. » Heute ist unsere Stunde gekommen. Die Trucidi sind Richter und Exekutoren in einem. Wir werden dem Teufelstier sämtliche Häupter abschlagen. « Breitbeinig steht er da, eine Hand auf dem Emblem der Bruderschaft.
    » Dadurch ändern Sie nicht das Geringste am System. Personen sind ersetzbar. « Rinaldos Herz macht sich bemerkbar.
    » Möglich. Aber durch unsere Tat wird ein Vakuum entstehen. Überall stehen Männer der Trucidi bereit, es aufzufüllen. In jedem Land, in jeder Hauptstadt, in jeder Regierung. «
    » Wen haben Sie auf Albarella eingeschleust? « , fragt der Weißhaarige, die Hand auf dem Herzen.
    Corniani mustert ihn amüsiert. » Sie hoffen immer noch, zu fliehen und das Geheimnis rechtzeitig nach draußen zu bringen? Wie rührend. Und wie anmaßend. « Er kommt näher. » Wollen wir nicht endlich auf gleicher Ebene diskutieren? «
    » Wir beide haben nichts zu diskutieren. «
    » Doch. Die Veränderung der Welt. « Er stützt sich auf den Bettfuß. » Das ist auch Ihr ureigenes Thema. «
    » Ich bekämpfe das herrschende System, das stimmt. Aber ich schlage es mit seinen eigenen Waffen. Nicht durch Terror und Gewalt. «
    » Wenn uns eine gerechte Neuordnung der Welt gelingt, eine Umverteilung der Schätze dieser Erde, sind dann die Mittel, wie wir es erreichen, nicht zweitrangig? «
    » Nein, Trucido « , antwortet Rinaldo abfällig. » Sie sind nicht der Erste, der Großmachtträume träumt. «
    Nachdenklich steht der Besucher über ihn gebeugt. » Sie scheinen doch nichts weiter als ein kleiner Hacker zu sein. Ich fürchte, wir sind uns zum ersten und zum letzten Mal begegnet. «
    Rinaldo deutet auf seinen Körper unter dem Laken. » Es gibt nicht mehr viel, was Sie an mir töten könnten. Aber ich bitte Sie, verschonen Sie die jungen Leute. «
    Cornianis Blick verschleiert sich. » Bis jetzt ist Ihnen nichts geschehen. «
    » Wo sind sie? «
    » An einem besonders warmen Ort. «
    » Wo ist Julias Vater? «
    Ein kurzer, verräterischer Blick nach unten. » Sie fragen zu viel. « Mit raschen Bewegungen hüllt Corniani die Silberscheibe wieder ein. » Leben Sie wohl, Rinaldo, oder wie immer Sie heißen. « Er geht zur Tür. » Schade, dass Sie die Größe meiner Idee nicht begreifen. «
    » Schade ist nur, dass Sie die Idee von mehr Gerechtigkeit für die Menschen mit