Diese Lippen muss man küssen
eine Leidenschaft empfunden, wie sie sie jetzt spürte, wenn sie mit Brad zusammen war. Mit Richard war alles ruhiger, freundschaftlicher, ja, beinahe gemütlich abgelaufen. „Ach was“, sagte sie laut vor sich hin. Sie hatten eine gute Ehe geführt und sich wirklich geliebt …
Es klingelte an der Tür.
Schnell legte sie die Ohrringe an, nahm ihre Abendtasche vom Schminktisch und verließ das Schlafzimmer. Über ihre Ehe mit Richard würde sie später nachdenken, nicht jetzt, wo sie in Eile war und gleich den Mann wiedersehen würde, mit dem sie die letzte Nacht verbracht hatte. Auf dem Weg zur Tür fiel ihr auf, dass ihr Herz stärker klopfte als sonst vor Treffen mit Brad, aber sie schob den Gedanken schnell beiseite.
Sie öffnete die Tür, und Brads Blick ließ sie erröten. Ohne ein Wort trat er auf sie zu, nahm sie in die Arme und küsste sie. Dann trat er wieder einen Schritt zurück und sah sie von oben bis unten. „Du siehst einfach atemberaubend aus“, stellte er leise fest.
„Das Kompliment kann ich nur zurückgeben.“ Auch sie musterte ihn eingehend. In dem schwarzen Smoking und dem weißen gefältelten Hemd mit der schwarzen Fliege sah er aus wie ein Männermodel.
„Danke.“ Aus einer kleinen Schachtel holte er eine weiße Orchidee heraus. „Lass uns die schnell noch anstecken, bevor wir fahren.“ Während er die Blume an ihrem Kleid befestigte, berührte er Abbys Brüste, und sie zuckte kurz zusammen.
„Danke, Brad. Sie ist wunderschön.“
Er schüttelte nur den Kopf. „Vor deiner Schönheit verblasst sie.“ Dann lächelte er und reichte ihr den Arm. „Fertig?“
„Ja, fertig.“ Sie hakte sich bei ihm ein, und während sie zum Auto gingen, fragte sie: „Wer passt denn heute auf Sunnie auf?“
„Juanita ist heute Vormittag aus Dallas zurückgekommen und hat sich bereit erklärt, auf Sunnie und Sadies Zwillinge aufzupassen.“ Er öffnete die hintere Wagentür der Stretchlimousine, half Abby hinein, nickte dem Chauffeur zu und setzte sich dann neben sie. „Letztes Jahr um diese Zeit hätte ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich mir ein Jahr später Sorgen um Babysitter machen müsste.“
„Ja, ein Baby verändert das Leben total“, sagte Abby leise. Wie gern würde sie diese Erfahrung machen.
Auf der Fahrt zum Clubhaus sprachen sie über alles Mögliche, nur nicht darüber, dass in wenigen Stunden bekannt gegeben würde, wer der nächste Präsident des Clubs war. Wie würde sich der Verlierer fühlen?
„Weißt du eigentlich, dass du mir fürchterlich gefehlt hast heute Morgen, nachdem du gegangen warst?“ Bei Brads tiefer sinnlicher Stimme überlief es Abby heiß, und sie war froh, dass der Chauffeur durch eine Glasscheibe von ihnen getrennt war.
„Äh … nein …“
„Ich musste ständig daran denken, wie fantastisch die letzte Nacht war und wie sehr ich dich schon wieder begehre.“ Seine braunen Augen wirkten dunkel vor Verlangen.
Abby versuchte, unverbindlich zu lächeln. „Ja, die letzte Nacht war wirklich besonders.“
Er rückte näher. „Ich garantiere dir, dass die heutige Nacht noch besser wird“, wisperte er ihr ins Ohr.
Ihr Puls raste bei dem Gedanken, die nächste Nacht mit Brad zu verbringen. „Aber was ist mit Sunnie?“
„Die schläft tief und fest.“ Er blickte aus dem Fenster. „Ah, wir sind schon da.“
Der Wagen hielt, und der Chauffeur öffnete die hintere Tür. Brad stieg aus und reichte dann Abby den Arm. „Darüber müssen wir uns noch unterhalten“, raunte sie ihm leise zu, als sie an seinem Arm das Clubhaus betrat.
„Mit dem größten Vergnügen.“ Brad zwinkerte ihr zu.
Zwei- oder dreimal pro Jahr wurde das Clubhaus auch für die anderen Bürger Royals geöffnet. Meist handelte es sich dabei um gesellschaftliche Ereignisse, die einen festlichen Rahmen verlangten, wobei das größte Ereignis der Weihnachtsball war. Beeindruckt sah Abby sich in der Lobby um. Von der hohen Decke strahlten unzählige weiße Lichter, überall waren große Töpfe mit blühenden Weihnachtssternen verteilt und Tannenzweige schmückten in großen Bündeln die Wände.
„Das ist ja wunderschön“, staunte Abby. „So habe ich den Raum noch nie gesehen.“
„Du hast zwar gesagt, dass du letztes Jahr nicht hier warst. Aber hast du den Weihnachtsball noch nie mitgemacht?“ Brad sah sie überrascht an.
„Doch, vor vielen Jahren mal. Aber ich habe mich nicht mehr daran erinnert, wie festlich und elegant das alte Gebäude aussehen
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