Diese Lippen muss man küssen
Brad verneigte sich lächelnd und warf dann schnell einen Blick zu seinem Tisch hinüber. Abby gefiel sein Vorschlag sicher sehr. Doch zu seiner Verwunderung war ihr Platz leer. Wo war sie? Bevor er sie suchen konnte, musste er noch die Neuigkeit mit dem Footballteam verkünden und von den Plänen für ein neues Stadion erzählen, das Chris, Zeke und er bauen lassen wollten. Es sollte nicht nur für Football genutzt werden, sondern auch für alle möglichen Großveranstaltungen. „So, das war’s. Und nun bleibt mir nur noch, Ihnen allen schöne Feiertage zu wünschen.“
Endlich! Hastig bahnte er sich einen Weg durch die Menge, was nicht einfach war, weil ihm jeder zu dem neuen Posten und auch den interessanten Plänen beglückwünschen wollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er seinen Tisch erreicht, wo Sadie und Rick ihm entgegensahen. „Wo ist Abby?“, fragte er sofort.
Bedrückt blickte Sadie ihn an und reichte ihm ein zusammengefaltetes Stück Papier. „Einer der Kellner hat mir das für dich gegeben.“ Sie presste kurz die Lippen zusammen. „Ich fürchte, Abby ist gegangen, Brad“, stieß sie leise hervor.
Zögernd nahm er das Papier. Er hatte das beklemmende Gefühl, dass die Nachricht ihm nicht besonders gefallen würde. Das letzte Mal, als ihm so eine Notiz zugesteckt worden war, hatte man versucht, ihn zu erpressen. Seitdem hatte er ein sehr schlechtes Gefühl, wenn es um Botschaften auf zusammengefalteten Zetteln ging. Ungelesen steckte er das Papier in die Hosentasche. Er fluchte leise. „Ich fürchte, ich weiß, wo ich sie finden kann.“
Sadie versuchte, ihn am Arm zurückzuhalten. „Lass sie allein, wenn du es nicht ernst mit ihr meinst. Momentan läuft sie eher vor sich selbst davon als vor dir.“
„Ich muss unbedingt mit ihr sprechen.“ Vor Verzweiflung fühlte sich das Herz in seiner Brust wie ein Eisklumpen an. „Das kann etwas dauern. Würdet ihr …“
Sadie nickte. „Selbstverständlich. Rick und ich fahren zu dir und erlösen Juanita vom Babysitten.“ Sie griff nach ihrer Abendtasche und stand auf. „Wir bleiben bei Sunnie, bis du zurück bist.“
Auch Rick erhob sich schnell und zog die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. „Hier, nimm meinen Wagen. Abby ist wahrscheinlich mit der Limo nach Hause gefahren. Uns nehmen bestimmt Sheila und Zeke mit. Viel Erfolg!“
„Danke, Rick.“ Brad fing die Schlüssel auf und drängte sich durch die Menge in Richtung Notausgang. Das war der kürzeste Weg zum Parkplatz, und Brad wollte keine Sekunde verschwenden. Glücklicherweise fand er den großen SUV seines Schwagers schnell. Brad warf sich hinter das Lenkrad und startete den Motor. In wenigen Sekunden erreichte er die Straße, bog mit quietschenden Reifen ab und raste mit überhöhter Geschwindigkeit los. Er musste Abby unbedingt bald finden, um sie zu fragen, warum sie vor ihm davonlief.
Als er die Stadtgrenze erreicht hatte, trat er das Gaspedal durch. Auf der Schnellstraße begegnete ihm kein Auto. Ganz sicher war sie nach Hause gefahren. Plötzlich erinnerte er sich daran, dass sie ihm von dem Angebot ihrer früheren Geschäftspartner erzählt hatte, etwas Neues in Seattle aufzubauen. Wegen der möglichen Präsidentschaft hatte sie das Angebot abgelehnt. Und nun? Hatte ihr das Amt doch mehr bedeutet, als sie zugeben wollte?
Das konnte er sich nicht vorstellen. Als das Ergebnis verkündet wurde, hatte sie geradezu erleichtert gewirkt. Aber vielleicht nur deshalb, weil nun die Bahn frei war, in Seattle etwas Neues anzufangen … War das, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte, für sie von so geringer Bedeutung?
Das Herz wurde ihm bleischwer, als er in die schmale Straße einbog, die zu ihrer Ranch führte. Schon von Weitem konnte er erkennen, dass kein Licht brannte und auch Abbys Wagen nicht da stand, wo sie ihn normalerweise parkte. Obgleich er wusste, dass es sinnlos war, stieg Brad aus und rüttelte am Türknauf. Nichts. Offenbar war nicht einmal die Haushälterin da.
Langsam ging er zu Ricks Wagen zurück. Sie musste sofort den Saal verlassen haben, als er nach vorn ging, um seine Rede zu halten. Das hieß, sie hatte eine gute halbe Stunde Vorsprung. Vermutlich hatte sie den Langley-Jet genommen und war bereits auf dem Weg nach Seattle. Keine Chance, sie heute Abend noch zu erwischen. Aber wenn sie glaubte, dadurch ihre Verbindung lösen zu können, dann hatte sie sich gründlich getäuscht.
Solange er denken konnte, hatte zwischen ihnen diese seltsame
Weitere Kostenlose Bücher