Diese Nacht gehoert der Liebe
Öffentlichkeit ausgetragen worden. Nichts in Nicks Vergangenheit war unerwähnt geblieben, angefangen von seiner alkoholsüchtigen Mutter, die ihn im Stich gelassen hatte, als er zehn gewesen war, seinem gewalttätigen Stiefvater, seinem Jahr im County Home in Wolf River, als er vierzehn gewesen war, bis hin zu seiner engen und langjährigen Freundschaft mit Lucas Blackhawk und Killian Shawnessy.
Während dieser Zeit hatte er sich stets lächelnd geweigert, den Reportern irgendwelche genaueren Auskünfte zu geben. Es ge lang ihm jedes Mal wieder, sich mit Witz und Charme ihren Fragen zu entziehen.
Und jetzt war er nach Wolf River zurückgekehrt.
Maggie atmete tief durch und stieg aus dem Wagen. Ihre Knie waren noch weich, aber sie war entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Als sie die Haustür aufschloss, wehte ihr gleich aromatischer Bratend uft entgegen. Wenn ihre Mutter etwas außer dem Austausch von Neuigkeiten liebte, dann Kochen.
„Margaret, du bist schon zurück.” Ihre Mutter kam aus der Küche und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. Obwohl sie gern jeden, der ins Haus kam, beköstigte, war Angela Smith selbst schlank. „Hast du alles bekommen? Der junge Bursche, den George eingestellt hat, hat so vieles umgeräumt. Ich muss immer erst suchen. Vergangene Woche habe ich zehn Minuten ge braucht, um den Pflaumensaft zu finden.” Sie wandte sic h zum Wohnzimmer um.
„Boyd, hast du dein Glas Saft heute schon ge trunken?”
Maggies Vater gab nur ein paar unverständliche Laute von sich. Er saß im Sessel, hatte sein bandagiertes Bein hochgelegt und las Zeitung.
Im dem Moment fiel Maggie ein, dass sie nichts vom Supermarkt mitgebracht hatte. Wie hätte sie auch noch ans Einkaufen denken sollen, nachdem sie Nick begegnet war? „Ich habe den Einkaufszettel verloren und muss noch mal losfahren.”
„Lass nur, Schatz. Bis morgen wird es noch reichen. Das Abendessen ist fast fertig.” Ihre Mutter runzelte die Stirn. „Du siehst ein bisschen blass aus, Kind. Ist dir nicht gut?”
„Doch, es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut.”
Damit ihre Mutter nicht merkte, dass sie log, drehte Maggie sich rasch um und stellte ihre Handtasche auf den Tisch in der Diele. Angela Smith wusste alles, was in Wolf River passierte. Hatte sie ihr nicht bis in alle Einzelheiten über Helen Burnettes Scheidung berichtet? Und ihr Susan Meyers Streit mit Phyllis White, deren Pudel ständig bellte, geschildert? Wie konnte sie all diese Dinge wissen und nicht einmal erwähnen, dass Nick Santos zurückgekehrt war? Der Mann war schließlich eine bekannte Persönlichkeit.
Vielleicht wohnte Nick nicht hier, sondern hatte nur Lucas Blackhawk besucht. Sie wusste nämlich, dass Lucas vor ein paar Monaten Julianna Hadley geheiratet hatte, und dass Nick ihr Trauzeuge gewesen war. Maggies Eltern waren auch zur Hochzeit eingeladen gewesen, wie viele andere im Ort. Ihre Mutter hatte von Lucas und Julianna geschwärmt und davon gesprochen, was für ein wunderbares Paar die beiden wären. Aber als sie erzählt hatte, wie gut Nick ausgesehen hätte und dass er sie zum Tanz aufgefordert hätte, hatte Maggie sich rasch entschuldigt und aufgelegt. Sie konnte sich mit ihrer Mutter nicht über Nick unterhalten.
Sie konnte mit niemandem über Nick reden. Niemals.
„Schatz, geht es dir wirklich gut?”
Maggie fiel auf, dass sie blicklos in den Spiegel über dem Die lentisch starrte und ihre Mutter sie besorgt musterte.
„Das kommt von der Ze itverschiebung, Mom.” Sie drehte sich um und umarmte ihre Mutter. „Ich sehe mal nach Drew, dann setze ich die Kartoffeln auf.”
„Drew ist nicht von dem Video weggerückt, das du ihm einge legt hast, und die Kartoffeln kochen schon. Ach, da fällt mir ein, Miss Perry, die Leiterin der Grundschule, hat angerufen.
Sie haben einen Platz für Drew in der Vorschule, wenn du ihn Montag hinbringen möchtest.”
Was für ein Glück, dachte Maggie. Ein Vierjähriger, der keine Beschäftigung hatte, glich einem Tornado kurz vor dem Ausbruch. Unter anderen Kindern würde er sich auf jeden Fall wohler fühlen und sie würde nicht verrückt werden. Zumindest nicht, wenn sie nicht Nick begegnet wäre. Jetzt noch einen kühlen Kopf zu behalten fiel ihr schwer.
„Geh, ruh dich etwas aus.” Ihre Mutter schob sie zu ihrem ehemaligen Zimmer hinüber.
„Ich rufe dich, wenn das Essen fertig ist.”
Ein paar Minuten Entspannung werden mir gut tun, dachte Maggie. Es war bestimmt nur ein
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