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Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Diese Sehnsucht in meinem Herzen

Titel: Diese Sehnsucht in meinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Safrey
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rauschte.
    „Ich wünsche euch viel Spaß“, sagte Nate schließlich so beiläufig wie möglich, als sich der Zug nach einem kurzen Stopp an der ersten Haltestelle wieder in Bewegung setzte.
    „Spaß?“ Das konnte Josey so gar nicht einordnen. Normalerweise riet Nate ihr bei ihren Unternehmungen doch eher so etwas wie Pass auf dich auf oder Nimm einen Schirm mit oder so etwas in der Art. Aber… Spaß} „Hm, klar, werden wir haben“, erwiderte sie schließlich. „Ich gebe dir dann Bescheid, wenn er sich für den Nate-Test qualifiziert hat.“
    Darauf reagierte Nate bloß mit einem kurzen Nicken, also ließ sie ihre Gedanken wieder zu Matt schweifen. Am Telefon hatte er ganz nett geklungen. Sie selbst hätte ihn nicht gleich am nächsten Tag angerufen, also hatte er offenbar wirklich Interesse an ihr…
    In diesem Moment fasste Nate sie leicht am Arm, weil sie aussteigen mussten.
    Josey folgte ihm auf den Bahnsteig, und sie stiegen die Treppe zur Straße hinauf.
    „Wie war’s denn heute bei der Arbeit?“ fragte sie ihn, als sie gerade an einer roten Ampel warteten. „Hattest du einen besonders schweren Fall?“
    „Meine Fälle haben es alle in sich“, entgegnete er und lächelte etwas zerknirscht.
    „Warum fragst du?“
    „Na ja, du wirkst so… abwesend.“
    „Entschuldige, Josey“, sagte Nate nun schon zum zweiten Mal zu ihr. Die Ampel schaltete auf Grün, und sie gingen weiter. „Es kommt dir bestimmt so vor, als würde ich dich gar nicht beachten. Aber mir geht zurzeit so vieles durch den Kopf.“
    „Das merke ich“, entgegnete sie und schwieg dann, um ihm die Gelegenheit zu geben, mehr zu erzählen.
    „Ich  bekomme  gerade  ein  neues  Aufgabengebiet  bei  der  Bezirksstaatsanwaltschaft. Demnächst behandle ich nur noch ganz besondere Fälle.“
    „Was sind das für Fälle?“
    „Es geht um häusliche Gewalt.“
    „Oje.“ In Joseys Stimme lag Mitgefühl. „Das sind dann ja sehr hässliche Geschichten.“
    „Genau das hat Jeffers auch gesagt.“
    „Damit hat er Recht. Ich meine, du hast dich doch wahrscheinlich auch zu Hause immer am sichersten gefühlt. Aber für die Opfer häuslicher Gewalt ist ihr Zuhause der schlimmste Ort auf der Welt. Das muss einfach schrecklich sein!“
    Einen Moment lang schwieg Nate. Als er endlich wieder den Mund öffnete, brachte er nur ein heiseres Ja heraus.
    Josey wartete ein paar Minuten und zwei Häuserblocks ab, dann legte sie Nate schließlich die Hand auf die Schulter. Er wirkte angespannt, schaute starr geradeaus. Armer Nate, dachte sie, muss so viel Schreckliches erleben. Natürlich nicht am eigenen Leib, aber wahrscheinlich war es trotzdem schlimm genug.
    Misshandelte Ehefrauen, Kinder… Kinder! Nun war Josey einiges klarer. „Nate?“
    „Hm?“ Noch immer vermied er es, sie anzusehen.
    „Geht es bei diesen Fällen hauptsächlich um Männer, die ihre Frauen schlagen?“
    „Ja… aber auch… also, ich bekomme auch mit Fällen von Kindesmisshandlung zu tun.“
    Josey atmete hörbar aus. Kein Wunder, dass die Begegnung mit Sara Nate so aufgewühlt hatte! Wenn sie sich den ganzen Tag mit dem Thema Kindesmisshandlung hätte auseinander setzen müssen, wäre sie bestimmt in Tränen ausgebrochen, sobald sie ein glückliches, gesundes Kind zu Gesicht bekommen hätte. Josey ließ die Hand an seinem Arm hinuntergleiten und umschloss dann seine Finger, die sie sanft drückte. Sie wollte ihn trösten, ihn beruhigen.
    Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet, was seine Reaktion in ihr auslösen würde: Er erwiderte ihren Händedruck, und ein warmes Gefühl durchströmte Josey. Während sie weitergingen, umschloss er ihre Finger immer fester, als wäre es ursprünglich seine Idee gewesen, ihre Hand zu nehmen, nicht umgekehrt. Dann wurde er langsamer, und Josey passte sich dem Tempo an. Für einen Außenstehenden musste es nun so aussehen, als schlenderten sie gemeinsam die Straße entlang, Hand in Hand, ohne ein bestimmtes Ziel.
    Wie ein Liebespaar.
    Josey stockte der Atem. Dann fixierte sie genau wie Nate einen Punkt in der Ferne und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Natürlich hatten Nate und sie sich schon öfters berührt, hatten sich umarmt, um sich für Geburtstagsgeschenke zu bedanken, hatten auch hin und wieder mal den Arm um die Schultern des anderen gelegt. Und auf der letzten Silvesterparty hatten sie sogar eng umschlungen miteinander getanzt. Aber jetzt gerade hatte Josey unbeabsichtigt eine Grenze überschritten. Eine Grenze, an

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