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Titel: Diesen Partner in den Warenkorb legen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annabel Dilling
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jemand gerade online ist, findet sich bei Gayromeo auch eine Kilometerangabe, wie weit der andere von einem entfernt ist – für den Fall, dass man sich spontan treffen will.
    Auch »Grindr« funktioniert so: Der in Kalifornien ansässige Dienst ist ausschließlich für Handys gedacht. Die Grindr-App zeigt mittels GPS die Profile von Männern in der unmittelbaren Umgebung an. »Da steht man dann auf einer Party und jeder Zweite guckt auf sein Handy. Keiner traut sich, an der Bar jemanden anzusprechen. Lieber checkt man noch mal schnell bei Grindr, wen man auf dem Nachhauseweg noch kontaktieren könnte, das ist echt absurd«, erzählt Lars. Die Möglichkeit zum Abenteuer ist allgegenwärtig und die Frequenz, mit der Sexgeschichten oder Affären eingegangen und wieder gelöst werden, ist durch Anwendungen wie »Grindr« gestiegen – ein weiterer Trend in der neuen Welt der Liebe. Auch bei Heteros prägt die Logik der Verfügbarkeit immer stärker das Kennenlernen. Seit Kurzem gibt es auch von Flirtbörsen Apps für iPhone und Android, zum Beispiel Badoo.
    Nicht nur bei Schwulen, Lesben und Bisexuellen ist der Markt an potentiellen Partnern überschaubar, auch bei Geschiedenen mit Ende vierzig oder Frauen um die sechzig. Und bei Menschen mit sehr spezifischen Eigenarten und Vorlieben. Als Randgruppen innerhalb der Gesamtbevölkerung befinden sie sich in thin dating markets , wie es der Stanford-Professor Michael J. Rosenfeld im ersten Kapitel genannt hat. Und diese »kleinen Heiratsmärkte« machen neue, kreative Wege des Kennenlernens erforderlich.
    Aus genau diesem Grund erfreuen sich Mikro-Dating-Portale so großer Beliebtheit: Sie nähren die Sehnsucht, dass es einen Ort für all jene gibt, die einen Geschmack abseits des Mainstreams haben. Oder die sich selbst für so spezielle Sonderanfertigungen halten, dass sie ihre Chancen auf konventionellen Portalen als gering erachten.
    Und so hat sich das Online-Dating in den vergangenen Jahren immer stärker ausdifferenziert. Es gibt Partnerbörsen für Gruftis, Christen und Muslime. Es gibt »doctor-dating« für Menschen aus dem Gesundheitsbereich (»Liebe ist die beste Medizin«). Angebote für Dicke, Behinderte und besonders große Menschen. Und es gibt unzählige Anbieter für Menschen, deren größte Liebe ihre Haustiere sind. Die übergreifende Partnerbörse Gleichklang.de vereint verschiedene dieser Mikro-Dating-Portale unter einem Dach, darunter Angebote für Vegetarier, Esoteriker und Alleinerziehende.
    2500 verschiedene Dating-Seiten gibt es allein in Deutschland. Sie befriedigen die Kugelmenschen-Sehnsucht im digitalen Zeitalter: Es gilt, unter den drei Milliarden verfügbaren Partnern mit psychologischem Geschick den einen herauszufinden, der die eigene Einzigartigkeit zu schätzen weiß. Der erkennt, wer man wirklich ist, der bis auf den Grund der Seele blicken kann.
    Schicksal mit Starthilfe – Ein neues Verständnis der romantischen Begegnung
    Dank der narrativen Schablonen der Popkultur sind die Vorstellungen, wie die Liebe zu sein hat, heute so konkret wie nie. Dabei herrscht in Kino und Fernsehen eigentlich nur eine Vorstellung vom Anfang einer Liebe vor: In immer neuen Varianten erzählen uns Filme und Serien die Geschichte von der schicksalhaften Begegnung zweier Singles, die auf das Happy End in Form des ultimativ romantischen Heiratsantrags (oder der Hochzeit) zuläuft.
    Echte Paare, die auf konventionelle Weise zusammengekommen sind, die von Freunden verkuppelt wurden oder sich im Kollegenkreis gefunden haben, die sich zwischenzeitlich mal trennen oder sich nicht sicher sind, bringt das natürlich ins Hintertreffen. Denn gemäß der weit verbreiteten Vorstellung von Romantik darf es nie den Hauch von Zweifel geben, dass man zusammengehört, allenfalls lästige Hindernisse, die es zu überwinden gilt: intolerante Eltern, langweilige Noch-Partner, Ozeane und Zeitzonen.
    Daher helfen die meisten beim Gründungsmythos der Liebe unbewusst ein bisschen nach: Egal, auf welche Weise man zusammengekommen ist – fast jedes Paar betont den unglaublichen Zufall seiner Liebe: »Wir kannten uns zwar, aber waren uns spinnefeind«, sagen die Bekanntenkreis-Pärchen. Oder »Ich wollte mich bei der Dating-Seite schon abmelden, da wurde mir der andere als Partner vorgeschlagen«, sagen die Singlebörsen-Pärchen. Die Message: Amor hat gewürfelt, und wir sind die Sieger. Die Beziehungs- PR ist wichtig, um sich als Paar der eigenen Einzigartigkeit zu versichern –

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