Diesen Sommer bin ich dein
wann das Hochzeitsdatum festgesetzt
werden sollte, und seine Großmutter darauf drängte, dass es vor Weihnachten
geschähe, damit sie Lauren während der Feiertage bei sich hätten - und
damit sie beginnen könnten, die Taufkleidung der Familie auszulüften -,
erkannte er, dass er entschlossen handeln müsste. Er würde es ihnen sagen
müssen.
Es war in einer
Gesprächspause beim Abendessen, als er sich schließlich stählte und tief
einatmete, um es zu verkünden.
»Ich werde nach
Newbury Abbey fahren«, sagte er jäh. »Morgen, denke ich. Ich muss ... Lauren
sehen.«
Seine Worte
überraschten ihn ebenso sehr wie seine Familie. Tatsächlich noch mehr. Alle
freuten sich. Tatsächlich hatten sie es erwartet. Sie glaubten, es sei höchste
Zeit. Lauren würde sonst denken, er hätte Zweifel.
Erst als die
unerwarteten, ungeplanten Worte ausgesprochen waren, begriff er, warum er
seiner Familie die Neuigkeit nicht mitgeteilt hatte, warum er nicht in der Lage
gewesen war, seine Scharade aufzugeben. Er hatte während des Sommers etwas
unendlich Wertvolles gelernt - er glaubte, dass Lauren und er es beide
gelernt hatten. Er hatte die Wichtigkeit dessen erfahren, mit Menschen, die er
liebte, offen zu reden, selbst wenn die Gewohnheit ihn dazu drängte, alles in
sich verschlossen zu halten. Er hatte heute eine gute Beziehung zu seinem Vater
und zu Syd, weil Lauren ihn dazu überredet hatte, nach dreijähriger Entfremdung
mit ihnen zu sprechen.
Und doch hatte er
Lauren selbst gegenüber nie die volle Wahrheit gesagt. Er hatte sie um
ihretwillen zurückgehalten, weil es etwas war, das sie nicht hören wollte, weil
sie das Wissen vielleicht als Last empfinden, weil es sie vielleicht insofern
beeinflussen würde, dass sie das opferte, was für sie von größter Bedeutung war
- ihre Freiheit.
Aber vielleicht
hatte sie ein Recht auf die Wahrheit. Freiheit beinhaltete gewiss das Recht zu
wählen.
Aber vielleicht war
er einfach nachgiebig sich selbst gegenüber.
Doch wenn er sich
selbst gegenüber nachsichtig war, dachte er, als er vorgestern an einem
stürmischen Tag in das Dorf Upper Newbury hineinritt und sich im Gasthaus auf
dem Dorfanger ein Zimmer nahm, fühlte sich das bemerkenswert beunruhigend an.
Es war ein malerisches Dorf. Am Fuß, des steilen Hügels gab es noch einen
weiteren Ortsteil - Lower Newbury? -, wie er von seinem Zimmer aus
sehen konnte, dessen kleine Häuser um einen geschützten Hafen kauerten, der die
Rauheit der See dennoch nicht verhehlen konnte.
Er war
unentschlossen, ob er zunächst im Haus der Witwe oder gleich auf Newbury Abbey
selbst vorsprechen sollte. Das Haus der Witwe befand sich, wie er feststellte,
ein kurzes Stück innerhalb der Tore des Parks. Er ging zunächst dorthin. Ein
Diener informierte ihn, die Ladys befänden sich auf dem herrschaftlichen
Wohnsitz, und so ritt er einen sehr langen, gewundenen Fahrweg entlang und
präsentierte seine Karte auf Newbury Abbey mit der Bitte, von der Countess of
Kilbourne empfangen zu werden.
Er musste nur
wenige Minuten warten, bevor er eilig in den Salon hinaufgeführt wurde, wo
mehrere Menschen beisammenstanden, die sein Erscheinen bereits erwarteten.
Lauren war nicht unter ihnen.
Sie war nicht so
verschwiegen gewesen wie er, wie er sofort erkannte. Diese Menschen wussten
alle Bescheid. Lady Muir war blass, die Witwe Lady Kilbourne ernst, Portfrey
zeigte ein Pokergesicht. Aber die kleine, blonde, äußerst hübsche junge Lady,
die mit ausgestreckter Hand auf ihn zueilte, lächelte.
»Lord Ravensberg?«,
sagte sie. »Welch eine Freude.«
»Madam?« Er beugte
sich über ihre Hand.
»Ravensberg?« Ein
großer, blonder Mann, ungefähr in Kits Alter, trat neben sie und verbeugte
sich, ohne Kit die Hand zu reichen.
»Kilbourne?«
Kit erkannte, dass
er dem Mann gegenüberstand, der Lauten ihr ganzes Leben lang so viel bedeutet
hatte, den sie beinahe geheiratet hätte, den sie geliebt hatte und
wahrscheinlich noch immer liebte. Und in Gegenwart der berüchtigten Lily, die
alle Hoffnungen und Träume Laurens zunichte gemacht hatte.
»Welch freudige
Überraschung«, sagte die Countess. »Kommt und setzt Euch. Es ist heute eher
kalt draußen, nicht wahr? Ihr kennt die übrigen vermutlich?«
Die Ladys
knicksten. Portfrey neigte den Kopf. Er hielt ein kleines Kind auf dem Arm, wie
Kit jetzt erst bemerkte. Die Duchess lächelte herzlich.
»Ihr seid gekommen,
Lord Ravensberg«, sagte sie. »Ich bin so froh, da ich es vorausgesagt habe.«
»Ich auch«,
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