Diesen Sommer bin ich dein
Blick zum Strand und beschattete seine Augen, während er den weiten
Streifen goldenen Sandes absuchte.
Und dann erblickte
er sie. Und lächelte. Und erkannte jenseits allen Zweifels, dass der Sommer für
sie nicht umsonst gewesen war. Sie trug an einem stürmischen, feuchten Tag eine
Jacke, aber keinen Hut, sie war mitten auf dem Strand, einer wilden,
aufgewühlten See zugewandt, hockte auf der obersten Spitze eines großen, hohen
Felsens, der aus diesem Blickwinkel fast vollständig steil aufzuragen schien.
Gleichzeitig ließ
ihn die Szene frösteln. Dies hatte sie allein getan. Sie hatte keine Hilfe oder
Unterstützung gebraucht weder von ihm noch von sonst jemandem. Als er sie so
sah, erkannte er, dass sie Selbsterkenntnis und Frieden gefunden hatte. Dass
sie in der Lage war, ihr Leben auf ihre Art zu führen. Dass sie niemanden
brauchte.
Dass sie ihn nicht
brauchte.
Er war
törichterweise versucht umzukehren, bevor sie ihn sähe. Aber er hatte etwas zu
sagen. Er musste etwas sagen.
Der Wind drohte ihn
umzuwehen, als er den Schutz des Pfades verließ und die Brücke über den flachen
Fluss betrat. Er beugte den Kopf, um den Hut nicht zu verlieren. Dann war er am
Strand, stapfte über den Sand, und schließlich blickte er wieder auf. Sie hatte
ihn gesehen. Sie beobachtete sein Herannahen, ruhig oben auf dem Felsen
sitzend, ihre Knie umfassend. Der restliche Weg schien ewig zu dauern.
Er sah zu ihr hoch
und grinste. »Sitzt du fest?«, fragte er. »Musst du gerettet werden?«
»Nein«, sagte sie
mit all der für sie charakteristischen, ruhigen Würde, »danke.«
Und sie verließ
ihren Platz, um auf der anderen Seite des Felsens herabzuklettern. Diese war
weitaus leichter zu erklimmen als die Seite, von der er sich genähert hatte,
wie er erkannte, als er um den Felsen herumging. Dennoch stieg sie in einer
Geschwindigkeit herab, die eine Schildkröte zum Einschlafen gebracht hätte. Er
wäre hinaufgeklettert, um nahe genug zu sein, sie aufzufangen, falls sie
ausrutschte, aber etwas sagte ihm, dass das absolut falsch wäre. Schließlich
gelangte zuerst der eine und dann der andere Fuß auf festen Boden - oder zumindest
auf nachgiebigen Sand. Sie wandte sich um und blickte ihn an.
Er öffnete den Mund
zum Sprechen und merkte, dass er keine Ahnung hatte was er sagen würde.
Sie machte keinerlei
Anstalten, ihm zu helfen.
Sie sahen einander
an.
Und da sein Verstand
wirklich recht erschreckend leer war, beugte er sich vor und er und küsste sie,
anstatt zu reden. Ihre Lippen gaben nach und erwiderten den Druck der seinen leicht.
»Lauren«, sagte er.
»Kit.« Nach einigen
Augenblicken rettete sie ihn. »Warum bist du hier? Warum bist du gekommen?«
Die Feuchtigkeit in
der Luft war in Nieseln übergegangen.
»Um dich zu informieren,
dass du eilig zum Haus zurückkehren solltest«, antwortete er, »wenn du auf
Kilbourne hören willst. Um das Cottage als näher gelegenes Ziel vorzuschlagen,
wenn du den Rat der Countess bevorzugst.« Er grinste erneut.
»Kit.« Sie runzelte
die Stirn. »Ich wollte dich nicht wiedersehen. Wirklich niicht.«
Er schluckte und
legte eine Hand an den Felsen hinter ihrer Schulter. Er senkte den Kopf und
sah, dass der Sand den Glanz seiner Reitstiefel verdarb - und er war ohne
seinen Kammerdiener gekommen.
»Du bist immer noch
hier«, sagte er. »Noch immer auf Newbury.« Er hatte sich für die Möglichkeit
gewappnet, dass sie bereits fort wäre.
»Nur bis morgen. Morgen
gehe ich nach Bath, um ein Haus auszusuchen. Ich werde dort leben.«
»Willst du das wirklich?«
»Das weißt du«,
erwiderte sie. »Kit, warum bist du gekommen? Wo ist Lady Freyja?«
»Freyja?« Er sah
sie stirnrunzelnd an. »Auf Lindsey Hall vermutlich. Warum?« Aber er begriff,
bevor sie antworten konnte. »Da ist nichts zwischen Freyja und mir, Lauren. Es
gab einmal eine kurze Romanze, aber das war vor langer Zeit. jetzt ist da
nichts mehr. Überhaupt nichts, und es wird niemals etwas sein.«
»Aber ihr passt gut
zusammen«, sagte sie.
»Tatsächlich?« Er
dachte darüber nach. »ja, es besteht vermutlich eine Ähnlichkeit. Das bedeutet
aber nicht, dass wir zusammenpassen würden. Dem ist nicht so. Hat dieses
Missverständnis irgendetwas mit deiner Lösung unserer Verlobung zu tun?«
»Natürlich nicht.«
Sie seufzte und lehnte sich an den Felsen. »Das wurde alles bereits arrangiert,
bevor ich Lady Freyja je begegnete, erinnerst du dich? Kit, warum bist du hier?«
»Es gibt etwas, was
ich dir
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