Diesen Sommer bin ich dein
fügte
die Countess hinzu, nahm Kits Arm und führte ihn zu einem Sessel. »Lauren hat
Euch geschrieben, bevor sie jemandem von uns - Gwen eingeschlossen
erzählt hat, dass sie ihre Verlobung gelöst hat. Wir waren alle sehr verblüfft
und sehr traurig, weil Gwen und meine Schwiegermama beide der felsenfesten
Meinung waren, es sei eine Liebesverbindung, die von Eurer Familie in hohem
Maße gutgeheißen würde. Lauten beharrte darauf, die Lösung der Verlobung sei
allein ihre Idee, dass wir Euch keine Schuld zuschreiben dürften, aber
natürlich haben wir genau das getan. Wir lieben Lauren sehr, wisst Ihr, und es
ist stets leichter, Fremde für etwas verantwortlich zu machen. Aber nun seid
Ihr gekommen und könnt Euch persönlich verteidigen.«
»Lily!«, schalt
Kilbourne. »Ravensberg schuldet uns absolut keine Erklärung. Wie wissen nicht
einmal, warum er gekommen ist.«
»Ich kam«,
antwortete Kit, »um mit Lauten zu sprechen. Wo ist sie?«
»Was wollt Ihr ihr
sagen?«, fragte Kilbourne. »Sie hat die Verlobung gelöst. Niemand von uns weiß
genau, warum, aber wir können gewiss davon ausgehen, dass sie Euch weder sehen
noch mit Euch sprechen möchte.«
»Lasst sie am
besten in Ruhe, Ravensberg«, fügte die Witwe hinzu. »Sie hat recht unbeugsam
darauf bestanden, sie habe nicht impulsiv gehandelt, als sie Euch schrieb. Ich
weiß nicht, was auf Alvesley geschehen ist, aber sie ist entschlossen, Euch
trotz des gesellschaftlichen Stigmas einer gelösten Verlobung nicht zu wollen. Falls
dies ein Höflichkeitsbesuch ist, danke ich Euch im Namen meiner Nichte. Falls
nicht, seht Ihr hier eine beachtliche Phalanx ihrer besorgten Verwandten vor
Euch, die bereit sind, sie vor Euch zu schützen.«
»Armer Lord
Ravensberg«, sagte die Duchess mit mitfühlendem Lachen. »Ihr müsst das Gefühl
haben, einen arktischen Kontinent betreten zu haben. Wir sind unfair zu Euch.
Tatsächlich hat Lauren darauf beharrt, dass Euch keinerlei Schuld an dem
trifft, was geschehen ist.«
»Sie ist unten am
Strand«, sagte Lady Muir in einiger Entfernung ruhig.
Kit sah sie an und
neigte den Kopf. Er hatte sich noch immer nicht hingesetzt.
»Danke, Madam«,
sagte er.
»Sie sagte, sie
wolle allein sein«, sagte Kilbourne. »Sie sagte, sie wolle nicht gestört
werden.«
»Und daher, Lord
Ravensberg«, fügte die Countess lächelnd hinzu, »werdet Ihr alle Ungestörtheit
der Welt haben, um ihr zu sagen, was zu sagen Ihr gekommen seid.«
»Ich möchte nicht,
dass ihr sie aufregt«, sagte Kilbourne.
Die Countess ließ
Kits Arm los und nahm den Arm ihres Mannes. Sie sah lächelnd zu ihm hoch.
»Lauren ist sechsundzwanzig Jahre alt, Neville. Sie ist sehr vernünftig und hat
uns gerade wochenlang davon überzeugt, dass sie ihr Leben unter Kontrolle hat
und ihre eigenen Entscheidungen treffen kann. Wenn sie nicht mit Lord
Ravensberg sprechen will, wird sie es ihm sagen.«
Als Kilbourne in
die Augen seiner Frau hinabblickte, erkannte Kit zwei Dinge. Lauren wurde hier
auf Newbury Abbey sehr geliebt, vielleicht besonders von den beiden Menschen,
die ihr am meisten Kummer bereitet hatten. Und Kilbourne empfand große Schuld
für das, was er ihr angetan hatte. Demzufolge tat er alles in seiner Macht Stehende,
um dafür zu sorgen, dass sie nicht erneut leiden musste.
»Ich werde zum
Strand hinuntergehen, wenn mir jemand den Weg zeigt«, sagte Kit.
»Es wird regnen«,
erwiderte Kilbourne, während er zum Fenster schaute. »Sagt ihr, sie soll
unverzüglich nach Hause kommen.«
Die Countess
lächelte ihren Mann strahlend an, obwohl sie an Kit gewandt sprach. »Sagt ihr,
sie soll im Cottage Schutz suchen, Lord Ravensberg. Das liegt näher.«
»Geht die Wiese
hinunter«, wies Lady Muir ihn an, »und haltet Euch dabei rechts, bis ihr den
Klippenpfad erreicht.«
Kit verbeugte sich
vor ihnen allen und ging.
Es regnete nicht
wirklich, als er den steilen, seitlich der Klippe hinabführenden Pfad
erreichte. Es nieselte nicht einmal richtig. Aber sein Gesicht fühlte sich
dennoch feucht und seine unbehandschuhten Hände klamm an. Es würde gewiss bald
regnen.
Auf halbem Weg
erkannte er, wo er war. Lauren hatte es ihm einmal beschrieben - das
kleine Tal mit dem Wasserfall und dem Teich am inneren Ende sowie einem
malerischen Cottage neben dem Teich. Dort hatte sie einst Kilbourne und seine
Countess herumtollen sehen und den Schluss gezogen, sie selbst sei zu solcher
Art Leidenschaft nicht fähig. Es war keine Spur von Lauren zu sehen. Kit wandte
den
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