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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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niemals stattfand. Ich spazierte früh am Morgen und ganz
allein zum Strand hinunter - drei Dinge, die ich fast niemals tue. Als
ich den Hügel ins Tal hinabstieg, das zum Strand führt, hörte ich Stimmen und
Gelächter. Es waren Neville und Lily, die dort gemeinsam im Teich am Fuß eines
Wasserfalls neben einer kleinen Hütte badeten, die Nevilles Großvater für seine
Frau gebaut hatte. Die Tür stand offen. Sie hatten die Nacht dort verbracht.
Sie waren ... nun, ich glaube, sie waren beide unbekleidet. Und sie haben ...
Ich denke, das einzige passende Wort ist herumtollen. Das war der
Augenblick, in dem ich erkannte, dass Lily auf mehr als eine Art gewonnen
hatte. Er war vollkommen glücklich, versteht Ihr. Und das hätte ich niemals
bewirken können. Ich hätte mich niemals so vollkommen ... gelöst geben können.
Zumindest glaube ich nicht, dass ich das jemals könnte. Es war Leidenschaft,
deren ich nur wenige Sekunden lang Zeugin wurde, bevor ich so schnell wie
möglich davonlief.«
    Sie atmete tief
ein, um fortzufahren, schüttelte aber dann den Kopf und schwieg.
    »Fordert Ihr einen
Sommer der Leidenschaft ebenso wie einen Sommer des Abenteuers?«, fragte er.
    »Natürlich nicht.«
Sie schien einen Moment wieder mehr sie selbst, straffte erschrocken die
Schultern und hob das Kinn. »Ich wollte nur wissen, wie ... wie es sich
anfühlt, einige der Fesseln abzuschütteln, die mich binden. Einfach zu
entfliehen. ich bin kein Mensch für wilde, leidenschaftliche Gefühle. Oder für
impulsives Glück. Ich will einfach einen Sommer der Erinnerung erleben. Könnt
Ihr mir das gewähren? Wenn ja, dann werde ich mit Euch nach Alvesley gehen.«
    Gütiger Himmel! Er
lehnte sich zurück und betrachtete ihr abgewandtes Gesicht. Sie war ein weitaus
vielschichtigerer Mensch, als er es sich jemals hätte träumen lassen. Ein
verletzter Mensch. Eine Frau, die aus einem ihm unverständlichen Grund niemals
eins mit sich gewesen war und niemals frei. Selbst wenn sie Kilbourne
geheiratet hätte, hätte sie vermutlich hinter ihrer Maske vollkommener
Vornehmheit nur ein halbes Leben gelebt. Was genau wünschte sie sich von ihm?
Sie aus den Schatten zu führen, in denen sie ihr ganzes Leben lang gelebt
hatte? Sie Spontaneität und Leidenschaft und Lachen zu lehren? Freude? Damit
sie ihn dann verlassen und das einsame, altjüngferliche Dasein weiterführen
könnte, das allein von ihren Träumen übrig bliebe?
    Wollte er eine
solche Herausforderung und Verantwortung annehmen? Was, wenn er es nicht
erfüllen könnte? Schlimmer noch - was würde geschehen, wenn er es könnte?
Aber eine gute Herausforderung war stets sein Lebensatem gewesen. Und wenn er
diesem absonderlichen Vorschlag zustimmte, würde er das natürlich mit vollem
Einsatz tun, entschlossen, sie als seine Ehefrau zu gewinnen. Sie liebte
Kilbourne - sie hatte ihn stets geliebt, sie würde ihn stets lieben. Er
suchte nicht nach Liebe. Aber könnte er ... sie befreien?
    »Ich kann Euch
einen Sommer der Erinnerung gewähren«, sagte er.
    Sie wandte ihm jäh
den Kopf zu. »Dann seid Ihr einverstanden?«
    Er nickte. »Ich bin
einverstanden.«
    In diesem
Augenblick explodierten mit lauten Donnerschlägen die ersten Feuerwerkskörper.
Selbst von ihrer Bank in dem schattigen Hain aus konnten sie sehen, wie
plötzlich gewaltige Feuerbögen in strahlend schönen Farben den Nachthimmel
erhellten.

Kapitel 7
    Lauren befand sich
auf dem Weg nach Alvesley Park. Sie nahm an, dass die lange Reise nach
Hampshire tatsächlich fast vorüber sein musste. Der Nachmittag war bereits weit
fortgeschritten. Seit dem Abend in Vauxhall, als dieser ganze Wahnsinn begonnen
hatte, waren mehr als zwei Wochen vergangen. Und es war gewiss Wahnsinn. Damals
hatte sie sich vorgestellt - falls sie denn überhaupt zum Nachdenken
innegehalten hatte -, dass die Maskerade mit Viscount Ravensberg sofort
begänne, dass sie gleich am nächsten Tag nach Alvesley und zu ihrem
Abenteuersommer aufbrächen.
    So war es nicht gekommen. Natürlich war es
nicht so gekommen. Noch bevor sie sich eine schlaflose Nacht lang im Bett
gewälzt hatte, nachdem die Merklingers sie nach Hause gebracht hatten, hatte
sie begriffen, dass die Angelegenheit, der sie zugestimmt hatte - nein,
die sie selbst vorgeschlagen hatte! -, für sie beide nicht nur ein
sorgloses Sichaustoben war, sondern eine gewaltige Lüge, die viele Menschen
betraf. Damals hatten der gesunde Menschenverstand und die Achtung vor der
Angemessenheit fast die Oberhand

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