Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
Vom Netzwerk:
mitgeteilt. Er hätte
sich sogar weigern sollen, nach Hause zu kommen, bis er sich dazu wirklich
bereit fühlte. Er hätte letztes Jahr nicht einmal sein Offizierspatent
verkaufen sollen. Er könnte jetzt beim Heer sein und tun, was er am besten
konnte. Er hätte seinem Vater schreiben sollen ...
    Aber das Problem war dies: Er war
Ravensberg. Er war der Erbe. Und als der Erbe hatte er Verpflichtungen, vor
denen er sich fast zwei Jahre lang gedrückt hatte, obwohl er seine
Militärlaufbahn tatsächlich beendet hatte. Es war seine Pflicht, zu Hause zu
sein, seinen Frieden mit dem Vater zu machen, zu lernen, was der zukünftige
Earl of Redfield wissen musste, eine Frau zu nehmen, Söhne zu zeugen - ja,
vorzugsweise mehrere.
    Aber erfüllte er denn jetzt jene Pflichten?
Mit einer Scheinverlobung? Und einer Rückkehr nach Hause, die selbst unter den
besten Umständen schwierig gewesen wäre? Sein Vater war erwartungsgemäß zornig,
als er nach der ersten unbeholfenen Begrüßung nach seiner Ankunft seine
Verlobung verkündete. Die Situation war, wie er dann erkannte, weitaus
schlimmer, als er angenommen hatte. Sein Vater und der Duke of Bewcastle,
Freyjas Bruder, hatten eine Heiratsvereinbarung getroffen. Sie hatten sogar
schon einen Vertrag unterzeichnet. Es war offensichtlich keinem von beiden in
den Sinn gekommen, dass es ratsam sein könnte, zunächst die Wünsche der
zukünftigen Braut und des Bräutigams zu erfragen.
    Kit bezweifelte, dass Freyjas Wünsche
berücksichtigt worden waren.
    Seine Mutter war bestürzt gewesen und dann
in Tränen ausgebrochen. Die feste Umarmung, mit der sie ihn begrüßt hatte, war
seitdem nicht wiederholt worden. Selbst seine Großmutter hatte ihn mit
unausgesprochenem Tadel kopfschüttelnd angeblickt. Sie konnte nicht mehr viel
sprechen, seit sie vor fünf Jahren einen Schlaganfall erlitten hatte, von dem
sie sich nie vollständig erholte. Sie behandelte ihn noch immer liebevoll, aber
er wusste, dass er auch sie enttäuscht hatte.
    Und Sydnam - nun, er und sein
jüngerer Bruder, der Kit bei seiner Ankunft unbeholfen die Hand geschüttelt
hatte, ohne ihn richtig anzusehen, hatten noch am gleichen Abend einen
hässlichen Streit gehabt und sprachen nun kaum noch miteinander. Kit hatte ihn
im Büro des Verwalters vorgefunden, nachdem alle anderen zu Bett gegangen
waren, wo er mit der linken Hand mühsam in ein Hauptbuch schrieb.
    »Hierher bist du also nach dem Abendessen
verschwunden«, hatte Kit gesagt. »Warum hierher, Syd?«
    »Parkin ist letztes Jahr vor Weihnachten in
den Ruhestand getreten«, hatte Sydnam erklärt, während er lieber den
abgegriffenen Ledereinband des Hauptbuches betrachtete als seinen Bruder. »Ich
bat Vater, seinen Platz als Verwalter von Alvesley übernehmen zu dürfen.«
    »Als Verwalter?«, hatte Kit mit gerunzelter
Stirn gefragt. »Du, Syd?«
    »Es passt sehr gut zu mir«, hatte sein
Bruder erklärt.
    Kit hatte angenommen, dass Syd hier ein
Leben erzwungenen Müßiggangs führte, ohne seinen rechten Arm, auf dem rechten
Auge blind und ohne erkennbare Möglichkeit, zu tun, wozu er geschaffen war. Sie
hatten in den drei Jahren keine Briefe gewechselt. Er hatte angenommen, dass
Syd ohnehin keine Briefe schreiben konnte, und er hatte selbst keine
geschrieben, weil ... nun, weil es nichts zu sagen gab.
    »Wie geht es dir?«, hatte er gefragt.
    »Gut.« Das eine Wort war schroff, abwehrend
geäußert worden. »Es geht mir vollkommen gut, danke.«
    »Wirklich?«
    Sydnam hatte die linke
Schreibtischschublade geöffnet und das Hauptbuch hineingelegt. »Vollkommen
gut.«
    Sie hatten sich ungewöhnlich nahe
gestanden, als sie jünger waren, trotz der sechs Jahre Altersunterschied. Er
war Syds Held gewesen, und Kit hatte wiederum seinen jüngeren Bruder bewundert,
der all die Charaktereigenschaften besaß, die ihm fehlten -
Beständigkeit, Liebenswürdigkeit, Geduld, Weitblick, Hingabe.
    »Warum hast du mir gesagt, ich solle
verschwinden?«, war Kit plötzlich herausgeplatzt. »Warum hast du in den Chor
eingestimmt?«
    Sydnam hatte nicht fragen müssen, wovon er
sprach. Nachdem ihr Vater Kit vor drei Jahren verbannt hatte, war Syd von
seinem Krankenbett aufgestanden und in die Halle hinuntergekommen, wie ein
Mischwesen aus einem Geist und einem Skelett, nur mit seinem Nachthemd
bekleidet, sein Diener und ein Lakai besorgt im Hintergrund. Aber anstatt das
erwartete Mitgefühl zu zeigen, hatte er Kit gesagt, er solle abreisen, er solle
gehen und nicht zurückkehren. Und

Weitere Kostenlose Bücher