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Diesen Sommer bin ich dein

Diesen Sommer bin ich dein

Titel: Diesen Sommer bin ich dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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Aber es kümmert
mich ohnehin kaum. Ich sagte Euch bereits, dass ich keinen Ehemann suche, dass
ich keinerlei Absicht habe zu heiraten. Ich habe erst vor sehr kurzer Zeit
erkannt, dass ich mich von meinen wohlmeinenden Verwandten befreien muss, die
mich behandeln, als sei ich sowohl ein unreifes Mädchen als auch eine
ausgesprochen zerbrechliche Handelsware. In Wahrheit bin ich eine Frau, die
ihre Reife schon vor langer Zeit erreicht hat, und ich besitze eine angenehme
Unabhängigkeit. Ich beabsichtige, mir mein eigenes Heim zu schaffen, vielleicht
in Bath. Wenn ich den Sommer in Alvesley verbracht habe, vermutlich als Eure
Verlobte, und die Verbindung dann gelöst habe, wird es mir weitaus leichter
fallen zu tun, was ich schon vor einem Jahr hätte tun sollen. Keiner meiner
Verwandten wird Einwände erheben. Ich werde nachweislich nicht mehr
heiratsfähig sein.«
    Was zum Teufel ...
? Er betrachtete ihr Profil und erkannte, was er schon lange hätte erkennen
sollen - dass er diese Frau überhaupt nicht kannte. Und doch war er
bereit gewesen, sie innerhalb der nächsten zwei Wochen zu heiraten.
    »Also wart Ihr
Kilbourne tief verbunden?«, fragte er.
    Ihr Kopf sank noch
ein wenig tiefer. Ihre Finger schlossen sich und spreizten sich dann wieder.
    »ich bin auf
Newbury Abbey mit ihm aufgewachsen, seit ich im Alter von drei Jahren dorthin
kam. Er schien in gewisser Weise ebenso mein wie Gwens Bruder. Aber ich wusste
auch immer, dass wir füreinander bestimmt waren. Ich gestaltete mein Leben in
der Erwartung, dass ich eines Tages seine Countess würde. Selbst als er sein
Offizierspatent errang und fortging und mir sagte, ich solle nicht auf ihn
warten, sondern könne durchaus jemand anderen heiraten, wenn ich wolle, blieb
ich ihm treu. Ich wartete. Aber während er fort war, heiratete er heimlich und
sah seine Frau dann bei einem Hinterhalt in Portugal sterben - oder
zumindest glaubte er das. Er kam nach Hause und hätte mich nach allem doch noch
geheiratet. Es schien, als hätte das Leben die stets von mir erwartete Richtung
genommen. Aber Lily war nicht tot. Sie kam zu Neville nach Hause an meinem
Hochzeitstag.«
    Er ließ sich von
dem mangelnden Gefühl in ihrer Stimme nicht täuschen. Diese Geschichte war die
Sensation des letzten Jahres gewesen. Aber fast aller Klatsch hatte sich auf
die wunderbare Liebesgeschichte Kilbournes und seiner Lady konzentriert. Lauren
Edgeworth war bemitleidet und zweifellos entsetzt hinter vorgehaltener Hand erwähnt
worden. Wie viele Menschen, er selbst eingeschlossen, fragte sich Kit zutiefst
beschämt, hatten wirklich über den Schmerz nachgedacht, den diese Frau
empfunden haben musste und noch immer empfand? Sie hatte nur wenige Minuten vor
der Erfüllung eines Lebenstraums gestanden, nur um ihn auf die grausamste Weise
zerschlagen zu finden.
    »Ihr habt ihn
geliebt?«, fragte er. Obwohl er sich nicht sicher war, dass die
Vergangenheitsform vollkommen angemessen war.
    »Liebe«, sagte sie
leise. »Was ist Liebe? Das Wort hat so viele Bedeutungen. Natürlich habe ich
ihn geliebt. Aber nicht auf die Art, wie Neville und Lily einander heben. Liebe
dieser Art ist eine kranke, undisziplinierte Empfindung, die man tunlichst
vermeiden sollte. Ich wäre weiterhin treu und zuverlässig gewesen und ...
Natürlich habe ich ihn geliebt.« Sie seufzte. »Ich werde keine andere Heirat in
Betracht ziehen, Lord Ravensberg.«
    Er sah sie an, mit
tiefem Mitgefühl - und schuldbewusst - und schwieg. Aber sie schien
seine Gedanken zu lesen.
    »Ich möchte Euer
Mitleid nicht. Bitte tragt es mir nicht an oder empfindet es überhaupt. ich
fordere nur das Privileg, das Männer als ihr natürliches Recht erwarten -
mein Leben auf meine Art führen zu dürfen, ohne dass diejenigen, die mich zu
lieben behaupten, ständig besser zu wissen glauben als ich, was mich glücklich
macht. Ich möchte allein und unabhängig sein. Wenn ich in diesem Sommer meinen
Ruf ruiniere, werde ich das erreichen, wofür ich nicht kämpfen müssen sollte.«
    »Gütiger Himmel«,
sagte er, wobei er sich mit einer Hand durchs Haar fuhr und sich dann vorbeugte
und die Unterarme auf seine Beine stützte. »Wie kann ich dem zustimmen? Da ich
erst vor wenigen Minuten von Ehre sprach wie kann ich jetzt zustimmen, sowohl
meine als auch Eure Familie zu täuschen? Und wie kann ich Euch alle Last einer
gelösten Verlobung aufbürden? Ihr versteht doch - oder versteht ihr es
nicht? -, dass ich sie als Gentleman kaum selbst lösen

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