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Dieser eine Moment (German Edition)

Dieser eine Moment (German Edition)

Titel: Dieser eine Moment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Wortberg
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Schweißperlen. Jan fragt sich, woher er das alles weiß.
    »Wenn du dein Geschenk willst, muss das besser werden«, sagt der Weihnachtsmann. »Meinst du nicht, dass das besser werden muss?«
    Jan kann nichts sagen. Weil er plötzlich erkennt, wer ihn da mit verstellter Stimme fragt. Weil ihm schlagartig klar wird, wer ihn da so demütigt vor den Augen und Ohren der anderen.
    »Na los«, zischt sein verkleideter Vater ihm leise ins Ohr. »Sag was!«
    »Ja«, flüstert Jan. Seine Zunge liegt in seinem Mund wie Blei.
    »Hab dich gar nicht gehört«, sagt sein Vater mit dunkler Weihnachtsmannstimme. »Habt ihr ihn gehört?«
    »Nein!«, schreien die Kinder.
    »Ja«, wiederholt Jan, so laut er kann, aber es ist, als würde seine Stimme einfach verschluckt. Von der Hitze des Raumes, von den Blicken der anderen, von seiner eigenen Angst.
    »Geht doch«, sagt sein Vater und kneift ihm in die Wange. Er zieht ein Geschenk aus seinem Jutesack, eingeschlagen in buntes Papier, mit einer Schleife aus rotem Schmuckband darum. Er hält es ihm entgegen, die Kindergärtnerin beginnt zu klatschen. Eltern und Kinder stimmen ein, auch seine Mutter, aber Jan reagiert nicht. Er steht einfach nur da, seine Arme hängen reglos neben seinem kleinen Körper, während er verzweifelt zu ergründen versucht, warum sein Vater ihm das angetan hat...
    Er hat es bis heute nicht verstanden. Auch jetzt, auf diesem Sessel im kalten Trubel des Weihnachtsmarktes, findet er keine Erklärung dafür.
    »Entschuldigung.«
    Eine Hand, die auf seine Schulter tippt. Der Weihnachtsmann deutet auf die Schlange der Wartenden. Es dauert einen Moment, ehe Jan sich aus seiner Erstarrung löst.
    »Natürlich«, sagt er und geht rüber zu den anderen. Inkie steht vor ihrem Freund, den Kopf an seine Brust geschmiegt, die Hände in den Gesäßtaschen seiner Jeans vergraben.
    »Lars hat eine super Idee«, sagt Laura.
    »Ach ja?«
    »Wir fahren noch zu mir«, sagt Lars.
    »Wir?«
    »Ein bisschen Spaß haben«, sagt Inkie.
    »Ich weiß nicht ...«
    »Ist der immer so drauf?«, fragt Lars.
    »Keine Ahnung, was mit ihm los ist«, sagt Laura.
    »Also«, fragt Lars, »bist du dabei?«
    »Sicher«, sagt Jan, obwohl er nicht die geringste Lust hat, »warum nicht.«

13
    Gedanken, die ihm durch den Kopf wirbeln wie Schneeflocken in einem Schneegestöber. Bilder, die er nicht greifen kann.
    Es ist heiß im Auto, er schwitzt. Seine Knie drücken schmerzhaft gegen die Lehne des Fahrersitzes. Am Zündschlüssel baumelt der Anhänger eines Tennisclubs, im Autoradio läuft ein Lied von Silbermond.
    Lars klopft den Takt auf dem Lenkrad mit. Der Wagen gehört seiner Mutter. Er jagt ihn durch die Dunkelheit, als seien sie auf der Flucht.
    Jan schaut hinaus in die Nacht. Die vorbeirasenden Straßenlaternen, die Fenster der Häuser. Verschwommene Lichtpunkte in einem schwarzen Meer aus Einsamkeit.
    »Du bist das Beste, was mir je passiert ist, es tut so gut, wie du mich liebst ...«
    Laura singt den Refrain leise mit. Ihre Zähne schimmern im Scheinwerferlicht der entgegenkommenden Autos.
    »Woran denkst du?«, fragt sie und nimmt seine Hand.
    An dich, an uns, an alles andere. »An gar nichts«, sagt er und schließt seine Augen ...
    Catrins Hände auf seinem Gesicht. Der sanfte Druck ihrer Finger auf seinen Wangen, unaufdringlich, aber bestimmt. Ihre blonden Haare vor dem dunklen Himmel, die Ahnung ihres Parfums in der kalten Luft. Ihre Frage nach seiner Handynummer. Die Art, wie sie ihre Hand zum Abschied hebt, ehe ihr Körper hinter der zufallenden Haustür verschwindet. Die Selbstverständlichkeit einer Geste, einfach so ...
    »Du machst es mir nicht leicht«, sagt Laura und schmiegt sich an ihn. In seiner Nase die verdunstende Nässe ihrer Jacke, der Duft ihrer Haare. Er ringt sich ein Lächeln ab.
    »Ich weiß«, sagt er und streicht mit zwei Fingern über ihren Handrücken. Eine billige Lüge, nichts weiter. Behauptete Nähe, hinter der er sich versteckt.
    Der Rest des Abends zieht wie hinter einem Schleier an ihm vorbei. Als wäre er eingeschlossen in einen Käfig aus Glas, undurchdringlich für die anderen, undurchdringlich für sich selbst.
    »Wodka?«, fragt Lars.
    »Bitte?«
    »Ob du einen Wodka willst.«
    »Klar will er«, sagt Inkie.
    Das Wohnzimmer ist riesig. Teure Teppiche auf rötlich braunen Terrakottafliesen. Das Sofa ist mit kastanienfarbenem Leder bezogen. Im offenen Kamin vor einer Wand aus Natursteinen lodern Buchenscheite. Lars hat Feuer gemacht. Seine Eltern sind

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