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Dieser eine Moment (German Edition)

Dieser eine Moment (German Edition)

Titel: Dieser eine Moment (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Wortberg
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übers Wochenende nach Barcelona gefahren.
    »Machen sie öfter«, sagt er, während er einschenkt. Rom, London, Paris. Sein Vater ist Manager in einer Bank, seine Mutter spielt Tennis. Drei Mal in der Woche, manchmal auch vier.
    Jan starrt auf das Glas in seiner Hand. Der Wodka sieht aus wie Wasser. Er kippt ihn in einem Zug runter. Der Raum verschwimmt vor seinen Augen. Laura, Inkie, Lars. Er sieht ihre Münder sprechen, er hört, was sie sagen, aber ihre Worte erreichen ihn nicht.
    Lars legt eine Hand auf Inkies Brust. Sie trägt keinen BH. Ihre Brustwarzen zeichnen sich unter dem Baumwollstoff ihrer Bluse ab, Lars streicht mit dem Daumen darüber.
    »Was machst du denn da?«, fragt sie mit gespielter Empörung.
    »Gar nichts«, sagt er und schiebt ihr seine Zunge in den Mund. Sie stöhnt leise auf.
    Eine andere Welt, denkt Jan, abstoßend und fremd.
    »Ich muss los«, sagt er.
    »Nicht dein Ernst«, sagt Lars.
    »Meine Eltern warten.«
    »Lass sie warten.«
    »Ich hab versprochen, um zwölf zu Hause zu sein.«
    »Ruf sie an. Sag, dass du bei einem Freund übernachtest.«
    »Ich weiß nicht«, sagt Jan.
    »Er weiß nicht«, sagt Lars und fährt mit seiner Hand über die Innenseiten von Inkies Oberschenkeln. »Weißt du auch nicht?«
    »Doch«, sagt Inkie. »Ich weiß genau.«
    Jan schaut zu Laura rüber. Sie errötet. Er versteht. Das Ganze ist abgesprochen. Wie Inkie gesagt hat: ein bisschen Spaß.
    »Vielleicht traut er sich ja auch einfach nicht«, sagt Lars.
    Jan fühlt sich überrumpelt. Das alles ist so furchtbar billig. Aber anstatt aufzustehen, bleibt er sitzen. Die Sehnsucht in Lauras Blick, die Art, wie sie ihn anschaut. Er zieht sein Handy aus der Tasche, wählt die Nummer seiner Eltern. Nach dem dritten Klingeln meldet sich seine Mutter.
    »Ich bin’s«, sagt er.
    »Weißt du, wie spät es ist?«
    »Tut mir leid, ich wollte nur ... ich würde gerne bei Dario übernachten.«
    »Dario?«
    »Einer aus der Firma.«
    »Aber ...«
    »Ich hab was getrunken.«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung. Dann sagt seine Mutter: »Du weißt, was dein Vater davon hält.«
    »Er muss es doch nicht erfahren.«
    »Ich soll ihn anlügen?«
    Ihr lügt euch doch schon seit Jahren an, denkt Jan. Redet euch eure Ehe schön, macht euch gegenseitig etwas vor aus lauter Angst, euch irgendwann eingestehen zu müssen, dass nichts übrig geblieben ist von dem, was sowieso nie funktioniert hat.
    »Bitte, Mama«, sagt er.
    »Also gut«, sagt sie.
    Er legt auf. Wenn er könnte, würde er sich selber ins Gesicht spucken.
    »Noch einen Wodka?«, fragt Lars und grinst.

14
    Die Buchenscheite im Kamin sind fast vollständig heruntergebrannt. Er schaut in die pulsierende Glut, die von einem Mantel aus grauer Asche überzogen ist. Lars hat ihnen Decken gegeben, bevor er mit Inkie verschwunden ist. Jan kann die beiden durch die Wand hören. Die verhaltenen Schreie von Inkie, das heisere Stöhnen von Lars.
    »Der Typ ist ein Vollidiot«, sagt er.
    »Der Typ ist der Freund meiner besten Freundin«, sagt Laura.
    »Soll ich dir auch mal meine Narben zeigen?«
    »Er wollte doch nur ein bisschen angeben.«
    »Ein bisschen?«
    »Also gut, ein bisschen viel. Na und?«
    »Allein wie er durch die Stadt gerast ist.«
    »Jetzt hör schon auf. Komm lieber her.«
    Sie sitzt da, auf dem Boden vor dem Sofa, eine Wolldecke um die Schultern, den Kopf auf ihren angezogenen Knien. Sie sieht ihn an mit diesem Blick, der alles verspricht. Erst hat sie ihm verziehen, jetzt will sie ihn belohnen.
    Er spürt Widerwillen in sich. Er ist kein kleines Kind, das man belohnt. Die Schreie hinter der Wand werden lauter. Er stellt sich vor, wie Lars seinen kräftigen Körper auf Inkie schiebt, wie er in sie eindringt und sie dabei fast erdrückt.
    Laura zieht sich langsam aus. Sie gibt sich Mühe, sie will, dass er ihr zuschaut. Also schaut er ihr zu. Und schaut doch in Wirklichkeit durch sie hindurch. Durch die Glasfront hinter ihr, hinaus in den frostigen Garten, die eiskalte Nacht. Und weiter in das Nichts dahinter.
    »Komm«, sagt Laura. Sie ist jetzt ganz nackt.
    Er bewegt sich langsam auf sie zu. Ihre Brüste schimmern rötlich im Schein der Glut. Das weiche Dreieck ihrer Scham, die Innenseiten ihrer Schenkel. Sie zieht ihn zu sich, schließt die Augen. Sie streicht ihm durchs Haar, er wehrt sich nicht. Ihre Lippen an seinem Hals, ihr heißer Atem, ihre Zunge, die sanft über sein Ohr fährt. Er betrachtet ihren makellosen Körper. Ihre Hände, die ihre Brüste

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