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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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könnte Cardassia schon bald biogene Waffen herstellen.«
    Was? Überrascht beugte Kira sich vor.
    Die Formulierung »biogene Waffen« sorgte für hektisches Geflüster unter den Zuschauern. Asarem musste sich ihrer Sache sehr sicher sein, um derart kühne Unterstellungen auszusprechen. Kira wäre gar nicht auf den Gedanken gekommen. Selbst in den Tagen der Quantentorpedos und orbitalen Waffenplattformen verbreitete ein unsichtbarer Feind noch immer mehr Schrecken, als es Partikelstrahlen oder Kriegsschiffe vermochten. Warum wägen wir uns in Sicherheit, nur weil uns unsere Sinne keine direkte Gefahr suggerieren?
    Langs Hände umklammerten die Armlehnen ihres Sessels. Ihre Augen waren dunkle Schlitze geworden und ihr Gesicht ein Spiegel des Unglaubens. Kira war, als hielte der gesamte Raum den Atem an, gespannt auf die Erwiderung der cardassianischen Botschafterin. Für einen langen Moment sah diese zu Asarem und wartete, bis das Getuschel einer unangenehmen Ruhe gewichen war. Dann sagte sie: »Ich verstehe, dass Sie uns nicht gerade schätzen. Aber was für ein seelenloser Ghul müsste ich sein, hierher zu reisen und um Hilfe zu betteln, wenn es mir darum ginge, dringend benötigte Medikamente zum Bau von Waffen zu zweckentfremden? Welches Motiv sollten wir haben, das derartige Taten erklärte?« Ihre sanfte Ausdrucksweise stand im Widerspruch zu der Schärfe in ihren Worten.
    Kira schlug das Herz bis zum Hals. Würde Asarem sich endlich erweichen lassen? Würde sie sich als Zeichen des guten Willens über die Vergangenheit erheben können? Falls wir kein Mitleid zeigen, wenn die Umstände danach verlangen, sind wir nicht minder grausam, als es die Besatzer während der dunklen Jahre waren. Sie hielt den Atem an.
    »Militärische Überlegenheit. Die Erpressung Bajors. Es gibt Unmengen von Motiven, und sie sind nicht aus der Luft gegriffen.« Asarem klang, als könnte sie auf Bestellung eine ganze Liste möglicher Hintergedanken der Cardassianer abspulen. »Warum sollten Sie hier und jetzt Ihre wahren Absichten offenlegen, wenn Sie doch wissen, dass Bajor und die Föderation einer Aufrüstung Cardassias nie zustimmen würden?« Sie wartete, bis die Bedeutung ihrer Worte überall angekommen war. »Kann es nicht sein, dass Ghemors Regierung Sie benutzt? Warum sollte sie Ihnen ihre Absichten mitteilen, wenn sie ihre Ziele auch erreicht, indem sie Ihnen Geschichten von Kindern und hilflosen Schwangeren auftischt?«
    Kira wurde übel. Hier geht es nicht um Verhandlungen. Sondern um Rache.
    Lang atmete tief ein, knirschte mit den Zähnen. »Ministerin, bisher war Bajor extrem großzügig zu uns. Es half uns, eine Infrastruktur aufzubauen. Kinderkrankenhäuser, Vorsorgeuntersuchungen, Impfungen.«
    »Und wir werden es weiterhin sein«, sagte Asarem fest. »Doch ich halte es für angebracht, unserer Hilfe Grenzen oder zeitliche Beschränkungen aufzuerlegen. Schließlich ist nicht auszuschließen, dass Cardassia unsere Mittel in Zukunft für militärische Zwecke verwendet.«
    Kira sah in die sorgenvollen Gesichter der Cardassianer, die neben Lang saßen, und erkannte, dass diese sich nicht vor einer Enttarnung fürchteten. So sahen Wesen aus, deren Hoffnungsfunke gerade erlosch! Alle blickten hilfesuchend zu ihrer Anführerin.
    Mit gesenkten Schultern beugte sich Lang zu Asarem vor. »Bei allem Respekt, Ministerin. In der Woche vor meinem Aufbruch half ich mit, Spenden an unsere medizinischen Einrichtungen weiterzugeben. Darf ich fragen, wann Sie zuletzt ein Kind im Arm hielten, das gerade am Fostassa-Virus starb? Ein Kind, das hätte gerettet werden können?«
    Langs Worte trafen Kira ins Mark. Eine Welle aus Erinnerungen brach über ihr zusammen, stechend wie Salzwasser.
    In den Stunden, die auf den letzten Angriff folgten, zog sie mit Garak durch Cardassias leere Straßen. Überall lagen verbogenes Metall, Steinhaufen und Scherben – Reste eingestürzter Gebäude. Beißender Rauch hing wie Nebel in der Luft, der Atem der Zerstörung. Auf einmal drangen schwache Schreie an ihre Ohren, und neben einer umgestürzten Säule fanden sie einen kleinen Jungen. Sein Gesicht war schmutzig und seine Kleidung zerfetzt. Er saß im Dreck, wiegte sich hin und her und presste eine Puppe an seine Brust, deren Gliedmaßen schlaff herabhingen. Dabei summte er leise. Garak fuhr mit der Hand vor seinen Augen vorbei und begriff: Das Kind war erblindet. Als er es hochnehmen wollte, klammerte es sich an ihn und schlang seine schwachen Beine um

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