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Dieser graue Geist

Dieser graue Geist

Titel: Dieser graue Geist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Jarman
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harten Boden der Holosuite wieder. Noch im Gehen entschuldigte sich Ro für den abgebrochenen Abend, und er winkte ab. Doch als sie fort war, saß er noch eine ganze Weile da, als könnte er so den Moment speichern, den der Colonel so rücksichtslos beendet hatte.
    Cardassianer und Bajoraner gemeinsam auf Deep Space 9? Das war wie ein Taifun in der Rakantha-Provinz: Es mochte langsam anfangen, aber sobald die Luftmassen aufeinandertrafen, setzten die Flutwellen ein. Ro hatte es immer gewusst. Und sie spürte, dass die erste an diesem Abend das Ufer erreicht hatte. Blieb nur zu hoffen, dass der ihr folgende Sturm – der unweigerlich kommen würde, dessen Ausbleiben sie aber begrüßt hätte – wenig mehr als einen Nieselregen mit sich brachte.
    Über wenig genutzte Korridore und einen Ingenieurturbolift erreichte sie, nach wie vor in Neopren gekleidet, den Konferenzraum in wenigen Minuten. Kira und Sergeant Shul, Leiter der Delta-Schicht der Stationssicherheit, warteten im Vorzimmer auf sie, als wollten sie den Tatort nicht verändern. Neben der Tür zum eigentlichen Versammlungssaal hatten zwei Corporals Position bezogen.
    Ro war auf das Schlimmste gefasst gewesen und entsprechend dankbar, als es sich nicht als Mord herausstellte. Doch der Anblick, der sich ihr stattdessen jenseits der Schwelle bot, war nicht minder beunruhigend. Wer oder was auch immer dies getan hatte, mochte durchaus des Mordens fähig sein. Ein kranker Geist – eitel genug, gleich mehrfach aktiv zu werden, bevor das erste Blut floss. Einer, der ihr Zeit gab.
    Schnell verschaffte sie sich einen Überblick, suchte nach Spuren, fand aber nichts Außergewöhnliches. Selbst im Dämmerlicht sah sie, dass der Raum nach Delegationen unterteilt und jeder Platz an den Tischen mit einem Namensschild versehen worden war. Die Bajoraner saßen an einer Seite, die Cardassianer an der anderen, Botschafterin Lang direkt gegenüber von Ministerin Asarem. Auch auf den Tischen hatte alles seine Ordnung: Padds waren sorgfältig gestapelt, Schreibutensilien lagen neben Karten und diversen mit bajoranischen Piktogrammen versehenen juristischen Nachschlagewerken. Nichts, was nicht zu den hier vor sich gehenden Gesprächen passte.
    Der Verunstalter der Flagge schien eine natürliche Flamme verwendet zu haben. Die Brandspuren waren zu unregelmäßig, als dass sie von einem Laserbohrer oder einem Chirurgenskalpell stammen konnten. Und eine Strahlenwaffe hätte Alarm ausgelöst. Die dunklen Linien auf dem Emblem der Cardassianischen Union erinnerten an eine alte bajoranische Rune, auch wenn sich Ro nicht ganz sicher war.
    Kira schien ähnlichen Spekulationen nachzuhängen. »Ich denke, es bedeutet ‚Krieg‘«, sagte sie. »Es stammt aus einem der religiösen Texte, wenn ich nicht irre.«
    Ein Trikorderscan der Flagge brachte keine Resultate. Ro befahl Shul, jeden Zentimeter, jede Wand, jedes Terminal und jeden Flur auf Spuren zu untersuchen. Niemand sollte etwas anfassen. Selbst Kira durfte sich erst setzen, nachdem Ro den Sitz nach Haar- und Faserresten gescannt hatte. Sobald sie neben ihr Platz genommen hatte, ließ sie die Kommandantin wiederholen, wie es zur Entdeckung des Verbrechens gekommen war, doch Kiras Bericht brachte sie bezüglich der Tätersuche keinen Schritt weiter. Shul hatte den Reinigungstrupp, den sie auf dem Hinweg passiert hatte, bereits ausfindig gemacht und befragt. Angeblich hatte niemand etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen.
    »Unser Täter spielt mit den Cardassianern«, vermutete Kira. »Mir fällt gerade ein, dass diese Rune aus dem Buch des Sieges der Ersten Republik stammt. Sie ist eine Aufforderung, zu den Waffen zu greifen. Dieses Symbol zeichneten sich Krieger auf die Stirn – mit dem Blut gefallener Kameraden. Wer immer hinter diesem Einbruch steckt, wollte keinen Hehl aus seinen Absichten machen.«
    »Und doch agierte er im Stillen«, merkte Ro an. »Dort, wo die Öffentlichkeit sein Werk nicht wahrnimmt. Ziemlich viel Aufwand für ein so kleines Publikum. Was bringt ein Mobilisierungsschrei, wenn ihn niemand hört?«
    »Ich habe die Aufzeichnungen überprüft«, sagte Kira. Sie wirkte ratlos. »Niemand betrat oder verließ diesen Bereich ohne Erlaubnis. Könnte die Flagge hergebeamt worden sein?«
    »Die Flagge vielleicht, aber das Messer in der Sessellehne und der Einstoßwinkel lassen darauf schließen, dass unser Vandale im Zimmer war. Möglicherweise hat er sich von Bord eines der angedockten Schiffe hergebeamt. Ich werde

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