Dieser graue Geist
würde sich die Kuratorin schon um sie kümmern. Es wird Zeit, Langs Angebot anzunehmen – und sich eine Ops-Pause zu gönnen.
Sie fand einen Platz in der zweiten Reihe, hinter Enkar und einer Handvoll Zuschauer aus Föderationsreihen, von wo aus sie Lang und die Cardassianer beobachten konnte. Wann immer ein Stift zu Boden fiel oder ein Stuhlbein über den Boden schrammte, zuckte die Botschafterin zusammen und verlor den Faden. Der Angriff schien sie weit mehr zu berühren, als sie zugegeben hatte. Lang hatte Ros Bericht absolut professionell entgegengenommen, doch das Wissen um einen offene Drohungen hinterlassenden Feind musste sie einfach beunruhigen. Während Kira dem Geschehen folgte, fragte sie sich, ob es nicht anderswo – auf oder jenseits von Deep Space 9 – einen sichereren Ort für die Verhandlungen gab.
Langs Blick und das kaum wahrnehmbare Lächeln in ihren Mundwinkeln zeigten, dass sie sich Kiras Anwesenheit gerade bewusst geworden war. »… und die medizinische Hilfe weiterhin zur Verfügung zu stellen«, fuhr sie mit ihrer Ansprache fort, »bis Cardassia wieder über eine entsprechende Infrastruktur verfügt und stark genug ist, um die Bedürfnisse seines Volkes selbst zu stillen. Außerdem …«
»Verzeihen Sie, Botschafterin Lang.« Asarem hob die Hand. »Ich weiß nicht, ob eine Hilfe im von Ihnen vorgeschlagenen Ausmaß unsererseits durchführbar ist.«
Lang seufzte und biss sich auf die Unterlippe. Offensichtlich musste sie sich beherrschen. »Dieser Vorschlag ist nicht neu. Er entspricht dem Abkommen, das nach Kriegsende von den Romulanern, den Klingonen …«
»Mir ist bekannt, wer das Abkommen unterzeichnete, Botschafterin. Aber es ändert nichts an Bajors Standpunkt. Eine Unterstützung auf derart hohem Niveau und für unbestimmte Zeit ist schlicht nicht erwünscht.« Asarem lehnte sich zurück und verschränkte die Hände im Schoß. Kira sah ihr Gesicht nicht, doch ihrer Körperhaltung nach zu urteilen, war sie mit ihrer Position auf diesem Schlachtfeld hochzufrieden. Ja, sie beherrschte es – das machten die entspannten Schultern und die übereinandergeschlagenen Beine sehr deutlich. Soweit es sie betraf, lag der Ball in Langs Hälfte des Feldes.
Kira entsann sich eines Erlebnisses mit Shakaar. Ihre Widerstandszelle hatte auf die Ankunft einer cardassianischen Waffenlieferung gewartet, die sie stehlen wollte, da ihr eigener Bestand zu wünschen übrig ließ. Und obwohl sie zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen waren, hatte Shakaar nichts als Zuversicht ausgestrahlt. Als Kira ihn darauf ansprach, hatte er erwidert: »Weil wir die Hügel halten.« Nun, mit Asarem vor sich, konnte sie nicht anders, als ihr eine ähnliche Überzeugung zu unterstellen. Auch Asarem glaubte, die Hügel zu halten – und warum auch nicht? Ihre Delegation war nicht bedroht worden. Kira zweifelte nicht daran, in ihr eine gute Repräsentantin zu haben. Asarem ist für cardassianische Rhetorik nicht anfällig. Warum fällt es mir nur so schwer, ihr zu trauen?
Kira selbst hatte die bajoranische Delegation über das Geschehen informiert. Asarem hatte mitfühlend auf die Kunde von der gegen die Cardassianer gerichteten Drohung reagiert. Ihre erste Sorge hatte Botschafterin Lang gegolten. Sie hatte sogar gefragt, ob sie selbst etwas unternehmen könne, um weitere Angriffe vermeiden zu helfen. Nichts an ihr wirkte falsch. Ihre makellose politische Laufbahn bewies, wie ehrenvoll sie ihren Posten als Staatsdienerin ausfüllte. Vielleicht ist genau das mein Problem , überlegte Kira. Ich glaube nicht an Perfektion, und Asarem verhält sich so fehlerfrei, dass es schon einstudiert wirkt. Das Gespräch wurde lauter und riss sie aus ihren Gedanken.
»Wollen Sie die hohe Sterberate unserer Säuglinge halten?«, fragte Lang. Ihre Stimme verriet, wie sehr sie sich echauffierte. »Die Zahl derer, die der calebrianischen Pest zum Opfer fallen? Was wir bisher bekommen, reicht kaum, um ihnen zu helfen!« Ihre Assistentin, in der Kira ihre ehemalige Schülerin wiedererkannte, legte ihr beruhigend die Hand auf den Arm, doch Lang schüttelte sie ab.
Asarem zuckte mit den Achseln. »Kein Grund, laut zu werden, Botschafterin. Ich weise nur darauf hin, dass die unbegrenzte Versorgung Ihres Volkes mit medizinischen Gütern ein bisher nicht thematisiertes Problem birgt. Einzeln betrachtet stellen Kästen mit biomimetischem Gel und isomiotischen Hyposprays kein Hindernis dar. Doch kombiniert man ihren Inhalt mit anderen Stoffen,
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