Dieser graue Geist
nicht fände.« Seit ihrem Gespräch vor dem Konferenzraum ließ Kira jeden von Asarems Schritten vom Computer überwachen.
Asarem lehnte sich zurück und streckte die Beine aus, als sei sie gerade von einem Nickerchen erwacht. »Spielen Gesetze und Manieren keine Rolle bei Ihren Versteckspielen?«
»Sparen Sie sich die Scherze, Asarem«, gab Kira zurück. »Wir sind beides alte Hasen in diesem Metier. Wir können uns hier einen Schlagabtausch liefern, bis wir heiser sind. Oder wir unterhalten uns. Aufrichtig.«
»Ich habe nichts mit Ihnen zu besprechen«, wehrte sie ab, schlug das Gesetzbuch zu und schob es zurück ins Regal hinter ihrem Tisch, wo schon diverse seiner Art standen. Dann rief sie sich ihren Terminplan auf. »Colonel, ich habe zu tun. Staatsgeschäfte.«
»Oh, das bezweifle ich.« Kira griff über Asarems Tisch und schaltete den Monitor wieder aus. »Was zum Donnerwetter haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, die Verhandlungen zu beenden? Was sollte dieser Unsinn? Bajor wartet darauf, den Umgang der Föderation mit den Cardassianern zu adaptieren?«
»Ein logischer Schritt«, sagte Asarem und schob Kiras Arm beiseite. »Wenn man ein komplettes planetares System in eine neue Regierungsform überträgt, sind verletzte Eitelkeiten zwischen Nachbarn noch das kleinste Problem.«
Kira ballte die Fäuste. Sie sehnte sich danach, etwas schlagen zu können, doch ihre heißblütigen Zeiten lagen hinter ihr. Ganz ruhig. »Das mit uns und Cardassia … Das ist unsere Sache, nicht die der Föderation. Es wäre feige, die Situation an sie weiterzureichen.«
»Ich verwehre mich dieser Interpretation.« Asarem stand auf und verließ den Raum durch eine Seitentür.
Kira folgte ihr. Wenn sie die Ministerin doch nur an einen Stuhl fesseln und zwingen könnte, die Argumente einzusehen! Beim Widerstand hatte dieses Vorgehen Erfolge gebracht, heute brächte es sie aber zweifellos vors Militärgericht. Nein, sie musste nach Asarems Regeln spielen.
»Es ist von großer Wichtigkeit, die Normalisierung der bajoranisch-cardassianischen Beziehungen bis nach unserem Föderationsbeitritt zu vertagen«, sagte Asarem im Gehen. »Warum sollen wir Versprechen geben, die wir nicht halten können, wenn erst einmal die Föderation am Ruder ist? Wem nützt die Mühe? Wir müssen unsere Zeit darauf verwenden, Bajor zu helfen.« Sie trat in eine Kammer, vermutlich ein Aktenzimmer. Dort zog sie sich einen Hocker unter einem Tisch hervor, stieg darauf und begann, endlos scheinende Regalreihen voller Padds, Bücher und Schriftrollen zu durchsuchen.
Kira setzte sich auf ein Schränkchen. »Bajor wird nicht heilen, bis wir uns dem Misstrauen stellen, das zwischen uns und Cardassia herrscht. Wir werden die Föderation geschwächt betreten. Als ein Volk, das sich hinter dem Rockzipfel der Mutter versteckt.«
»Es steht Ihnen frei, so zu denken, Colonel, aber die Sache ist entschieden.« Asarem nahm eine Schriftrolle und sprang vom Hocker. »Sie steht nicht zur Diskussion.«
Wie konnte Asarem die bajoranisch-cardassianischen Beziehungen nur so leidenschaftslos behandeln? Sie sprachen hier nicht über Straßenschilder, verdammt! Kira packte sie am Arm. »Sie begehen einen Fehler!«
Die Ministerin wirbelte herum, entwand sich ihrem Griff. Ihre Augen funkelten vor Zorn. »Wie können Sie es wagen? Sie haben doch keinen Schimmer, worum es hier geht!«
»Ach nein?«, brüllte Kira. »Ich finde es sogar sehr offensichtlich.«
»Sie glauben, Sie wüssten alles, nicht wahr?«, presste Asarem durch zusammengebissene Zähne hervor. Sie trat näher. »So waren Sie immer. So selbstgefällig. Nun, dieses eine Mal liegen Sie völlig daneben.« Damit wandte sie sich um und ging, lief fast, aus dem Aktenraum. Schulter an Schulter eilten die beiden Frauen den Gang entlang, und überraschte Attachés sprangen ihnen rechts und links aus dem Weg.
»Falls Sie wirklich das Beste für Bajor wollen, wie Sie behaupten«, sagte Kira, »dann haben wir das gleiche Ziel. Dennoch scheint mir, wir könnten nicht unterschiedlicherer Meinung sein.«
»Und da liegen Sie falsch, Kira.« Asarem lachte bitter. »Ironischerweise sind wir bis ins kleinste Detail auf der gleichen Seite.«
Kira blieb stehen. Hatte sie vor lauter Zorn etwa nicht alles mitbekommen? Oder hatte Asarem gerade tatsächlich behauptet, ganz ihrer Ansicht zu sein? Wie ist das möglich? Nichts daran ergibt Sinn. Sie wusste doch, was sie während der Gespräche erlebt und in den Protokollen
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