Dieser graue Geist
Gründen. »Ich werde mein Möglichstes tun«, sagte Kira und schwor sich, so lange vor Asarems Bürotür auszuharren, bis sie vorgelassen wurde. Politik war ein launisches Spiel. Das akzeptierte sie, denn nur so ließ sich in all den Regeln und Protokollen ein Konsens finden. Doch dieses Spiel nützte niemandem. Sofort eilte sie zurück zur Sicherheitskontrolle.
Lang folgte ihr. »Colonel, wir erwarten von Ihnen nicht …«
Kira blieb stehen. »Nein, das weiß ich. Aber ich erwarte es von mir. Es wäre falsch, dieses Problem einer anderen Generation zu überlassen – falsch für beide Parteien.« Ihr Bauchgefühl bewies ihr, wie sehr das stimmte. Und ihr Geist, dass die Propheten sie führten. »Was immer da zwischen uns steht, endet jetzt !«
Als Phillipa nach dem Brunch in ihr Büro gekommen war, hatte sie eine Liste vorgefunden: Namen von Personen, denen Dr. Girani eine Aggressionsbewältigungstherapie empfahl. In der vergangenen Nacht war sie einigen dieser Gestalten persönlich begegnet. Dass es so viele sein würden, hätte sie aber nie gedacht. Wenn sie dem Sternenflottenprotokoll folgte, würden Giranis Überweisungen allein die Hälfte ihrer Sprechstunden füllen. Doch sie wusste auch, wie wichtig ihre Arbeit war. Immerhin standen und fielen Disziplinarstrafen und Haftbefehle mit ihrer professionellen Einschätzung der jeweiligen Übeltäter. Phillipa seufzte. Was würde sie jetzt für einen schizophrenen Straftäter geben? Selbst Eheberatung wäre ein Vergnügen im Vergleich dazu, sich die jüngsten Studien zur Aggressionsbewältigung durchzulesen. Fand sie darin etwa einen neuen Ansatz für ihre Therapiegestaltung? Wohl kaum.
Sie hatte gerade den spannenden Teil des Artikels »Geleitete Bildwelten und Hirnchemie« erreicht – der, der von der Effektivität des Rollenspiels in holografischen Umgebungen sprach –, als die Türklingel sie über einen Besucher informierte. Eigenartig, denn der nächste Patient war erst nach dem Ende der Alpha-Schicht vorgesehen. Phillipa öffnete die Tür und hoffte, sich keiner weiteren Krise gegenüberzufinden.
Stattdessen trat Thriss über die Schwelle, Hand in Hand mit Dizhei. Phillipa lächelte nahezu reflexartig. Thriss’ Fortschritte waren klein, aber stetig. Aus der Frau, die man an ihre Sitzungstermine erinnern musste, war eine Person geworden, die nun mit allen Bündnispartnern frühstückte und sogar stolz auf ihren Körper war. Ihr glattes weißes Haar war von kleinen Zöpfen durchzogen, und statt der zerknitterten, ausgeleierten Kleidung von einst, trug sie nun elegante und attraktive Stücke. Wenn sie ging, machte sie lange, zielsichere Schritte, anstatt dass Dizhei oder Anichent sie mitzerren mussten. Ihre Antennen waren entspannt, statt steif vor Wut.
Auch diese Patientin kam nach einem Streit im Quark’s zu mir , dachte der Counselor . Seitdem hat sie große Fortschritte gemacht. Hoffentlich habe ich auch bei den anderen Streithähnen so einen Erfolg.
»Ich weiß, ich habe keinen Termin«, begann Thriss entschuldigend.
Dizhei lächelte ob des ernsten Gebarens ihrer Gefährtin, blieb aber deutlich gefasster. Wo Thriss sich jede Gefühlsregung ansehen ließ, war sie das genaue Gegenteil. Auch Dizhei hatte ein gutes Herz, war offen und ihren Partnern zugeneigt, doch sie sprach kaum über sich selbst. Nur hin und wieder, wenn Thriss von Shar schwärmte, sah Phillipa Dizheis Lächeln verblassen. Ich muss sie wirklich mal um eine Einzelsitzung bitten. Da schlummert jede Menge Subtext, wie mir scheint. Interessant: Auch jetzt trägt sie ihr zu strahlendes Lächeln.
»Kein Problem. Setzen Sie sich.« Phillipa bedeutete ihren andorianischen Gästen, es sich auf den Besucherstühlen oder auf dem Sofa ihr gegenüber bequem zu machen. Thriss hatte kaum Platz genommen, als sie mit einem Fuß zu wippen begann. Den anderen klemmte sie hinters Stuhlbein. Heute sind wir aber ganz schön unruhig. Weswegen?
»Ich bin auch nicht direkt wegen meiner Therapie gekommen«, sagte Thriss. »Vermutlich sollte ich gar nicht hier sein. Aber ich wusste nicht, wen ich sonst fragen …«
Phillipa winkte ab. »Fragen Sie.«
Thriss sah kurz zu Dizhei, dann atmete sie tief durch. »Ich hörte gerüchteweise, die Ops habe heute eine Nachricht von der Defiant erhalten. Doch aufgrund der Probleme von letzter Nacht hat angeblich niemand Zeit und Muße, sie sich anzusehen. Ratsmitglied zh’Thane ist mit Admiral Akaar auf Bajor, kann also nicht persönlich nachfragen.«
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher